Herforder Chronik (1910)/440

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Herforder Chronik (1910)
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1759

Ihro Durchl. Frau Schwiegerin haben nach Ankunft des Marchall de Contades Sich von demselben einen passe port erbethen, und sind darauf mit allen ihrigen den 15. Jul. in Begleitung eines französischen Trompeters nach Minden und von dannen noch selbigen Tages weiter auf Nienburg gereiset, von deroselbigen Aufenthalt und Befinden Hat man hieselbst seitdem nichts erfahren. Der Schluß der letzteren Nachricht hat zwar vermeldet, daß beyde Arméen über die Weser gegangen, man erfuhr aber nachher ein anderes, und daß die französische Armée nicht nur in ihrem Lager diesseits Minden stehen blieben, sondern auch der vorwärts gerückt gewesene Duc de Broglie genöthigt worden, sich mit Verlust bis unter Minden wieder zurück zu ziehen.“

Einfügung.

Auf Befehl der Kammer zu Minden vom 16. Juli läßt der Herforder Magistrat so viel Bier, als die Herforder Brauereien „abwerfen“ können, in Fässern nach Minden zur großen französischen Armee bringen, wo es gegen Barzahlung abgenommen werden solle.

„In solcher Situation verharrete dieselbe zu aller Welt Verwunderung, und vermutlich, weil man den Ausgang mit Münster[1] abwarten wollte, oder aber, daß man aus Mangel an Subsistenz, zumahl das weiße Brod von Paderborn zugeführet werden mußte, sich vorerst nicht weiter getrauete. Indessen rückte die bis Stolzenau reculiret gewesene Armée bald dies- bald jenseits der Weser näher an, da es denn nach fast täglichen heftigen Scharmutziren wobey die Franzosen immer den kürtzeren gezogen und ... zu ganzen escadrons niedergehauen und gefangen genommen, minder nicht tagtäglich je 8, 10 bis 15 Wagen mit blessirten durch Herfordt ins Lazareth nach Bielefeld gefahren, auch zu Herfordt selbst verschiedene schwerverwundete Generale und Officire einquartirt worden, endlich den 1. August Dißricts (d. i. Distrikt) Minden zu einer decisiven Schlacht gekommen.“

Einfügung.

Die Herforder Ereignisse in der zweiten Hälfte des Juli.
(Aus den Akten.)

Es müssen Unzuträglichkeiten schlimmster Art vorgekommen sein, welche die Herforder Wirtsleute und Gastgeber veranlaßten, ihre Schilder einzuziehen, um nur keinen Franzosen „logieren“ zu müssen, auch für Bezahlung nicht. Man war daher genötigt, die Franzosen bei Bürgern einzuquartieren, und dadurch wurde die Bürgerschaft schwer belästigt. Der Bürgermeister Rischmüller fordert deshalb am 16. Juli, daß

  1. Münster war von den Alliierten unter Zastrow besetzt und von Marquis d'Armentires vom 9. Juli an belagert; es fiel erst am 25. in die Hände der Feinde.