Herforder Chronik (1910)/444

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Herforder Chronik (1910)
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1759

Unkenntnis des Französischen weiter, horchte aber gespannt auf das, was die anwesenden französischen Offiziere unter sich verhandelten. Das erregte sein höchstes Interesse, und als er genug erlauscht hatte, erklärte er sich zur Übernahme des Auftrages bereit. Ein Wagen sollte ihn bis Aulhausen, kurz vor der Porta, mitnehmen. Als er den Wagen bestieg, soll ihm der Bürgermeister zugeflüstert haben: „Jost Hinnerk, süh tau, wat du daist.“ Verschmitzt lächelnd erwiderte Lohrmann: „Här Burmester, ick weit, wat ick to daun habbe,“ und fort ging die Fahrt. In Aulhausen verließ Lohrmann das Gefährt und ging, um keinen Verdacht zu erregen, gemächlich durch die Porta. Sobald er aber vor Späheraugen sicher war, erstieg er hurtig den waldigen Wittekindsberg, eilte auf dem beschwerlichen Kammwege weiter, bis er Hille sehen konnte, um nun spornstreichs bergab diesem Orte zuzustreben. Hier stand der Herzog Ferdinand von Braunschweig, dem er mit fliegendem Atem seinen Auftrag erzählte und die Vermutung aussprach, daß in den Schuhen für den Herzog wichtige Nachrichten enthalten sein könnten. Und richtig, zwischen den Sohlen fand sich ein Schlachtplan, dessen Ausführung durch Contades und Brissac die Verbündeten vernichtet hätte. Ferdinand merkte sich die Anordnungen des Planes sehr wohl, ließ die Schriftstücke wieder sorgfältig zwischen die Schuhsohlen legen und übergab diese dem harrenden Lohrmann, der nun mit ihnen munter seine Straße gen Herford zog. Ferdinand konnte nun infolge der Kenntnis des französischen Schlachtplanes alle Vorbereitungen treffen und sich die günstigste Stellung auswählen. Die Folge davon war die Niederlage der Franzosen bei Gohfeld und bei Minden am 1. August 1759.

„Den 2ten erhielt man die umständliche Bestättigung von dieser wichtigen Begebenheit, daß Marchal de Contades den Herzog Ferdinand am 1. Aug. Morgends gegen 8 Uhr angegriffen, von diesem aber in einer Zeit von 2 Stunden dergestalt repoussiret und geschlagen worden, daß die Franzosen mit Verlust von 14 <tt<à 15000 Mann an Todten, blessirten und gefangenen, etlichen und vierzig Canonen, vielen Fahnen, Paucken und Standarten das Feld räumen müssen und theils durch Minden, theils bey seite über die Weser sich über Halß und Kopf retiriret. Die französischen Canonen in Minden haben die Flucht der Gallier favorisiret, sonsten würde deren Verlust noch größer gewesen seyn. Die Preußische Reuterey hat unter Anführung des Herzogs von Holtstein, welchem das Pferd unterm Leib blessiret und ein Handpferd zur Seite, ohnweit seines Pagen von Mezner tod geschossen worden, sich einer batterie bemächtiget und darauf die französische Gens d'armesund Carabiniers imgleichen das Regiment Caraman Cuirassiers fast gänzlich zu Grunde gerichtet. Gleichergestalt hat die Engl. Infanterie eine batterie erstiegen und gar ausnehmend gefochten,