Herforder Chronik (1910)/443

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[442]
Nächste Seite>>>
[444]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1759

Wunsch und jedermann war wegen des im Anzuge seyenden Corps des Duc de Chevreuse unbesorgt, da der Major Drimbach sich verlauten ließ, daß der Erb Prinz von Braunschweig wo nicht noch selben Abend, doch gewiß des folgenden Tages frühe mit 10000 Mann hier ankommen und sein Quartier bey dem R. R. Stolterfoth nehmen würde.

Am 1. August frühe nach Anbruch des Tages hörete man in der Gegend nach Minden eine starcke Canonade, so daß in einer viertel Stunde man wohl 200 Schläge zählen kunte; dieses daurete in successiver weiteren Entfernung bis etwann nach zehn Uhr fort. Unterdessen ließen sich einige französische Dragoner von Bielefeldt her, vermuthlich von des v. Chevreuse Corps vor dem Thore sehen. Einige hinaus geschickte gelbe Husaren trieben diese bald zurück; gleichwohl ist einer von den Franzosen zu Pferde sehr gravitätisch in Begleitung einiger Infanteristen den Weg näher ans Thor geritten. Als er aber mit einer Ladung Cartätschen aus der Canone bewillkommt ward, so führte der Reuter sich purzelnd ab.

Man wünschte nunmehro sehr, die versicherte Ankunft des Erb Prinzen von Braunschweig, vernahm aber gegen Mittag, daß dieser Held nicht kommen würde, auch nicht zu kommen willens gewesen, sondern diesen Morgen ein Corps Franzosen unter dem Duc de Brissac bey Gofeld, eine Meile von hier, angegriffen und gänzl. in die Flucht geschlagen, dabey 6 Canonen erbeutet und 500 Gefangene gemacht. Der Major Drimbach erhielt zugleich die ordre mit seinem Corps unverzüglich nach Gofeld zu kommen, wie er aber im Ausmarschiren begriffen war, bekam er eine Contre ordre hier zu bleiben, mit der Nachricht, daß auch die französische Haubt-Armée bey Minden diesen Morgen gäanzlich geschlagen sey.“

Einfügung.

Wir möchten an dieser Stelle die patriotische Tat eines Mindeners nicht unerwähnt lassen, die zwar nur in losem Zusammenhange mit der Herforder Geschichte steht, aber in ihren Folgen auch unserer Stadt zum Segen gereichte.

Der Volksmund erzählt folgendes: Am 29. Juli erhielt der Bürgermeister von Minden den Befehl des französischen Marschalls Contades, einen zuverlässigen Mann zu stellen, den man als Boten nach Herford schicken könnte. Zu diesem Botengange wurde Jobst Hinrich Lohrmann von der Fischerstadt in Minden ausersehen. Lohrmann, ein anschlägiger Kopf, hatte auf seinen Reisen, die er als Matrose und Steuermann auf Bremer Handelsschiffen gemacht, Französisch gelernt. Davon wußten jedoch die Franzosen nichts und unterrichteten ihn deshalb durch einen Dolmetscher, daß er nach Herford zum Herzog v. Brissac ein paar Schuhe zu bringen habe, nach welchen die den Herfordern auferlegten 2000 gemacht werden sollten. Da ihm der Auftrag verdächtig vorkam, heuchelte er seine