Herforder Chronik (1910)/442

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Herforder Chronik (1910)
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1759

Am 31. Juli schreibt ein Herr Le Maujean von Brackwede aus an den Magistrat: Ich schicke Ihnen den Befehl für die Unterhaltung der Truppen des Herzogs von Chevreuse, welche zu Herford campiren (lagern) sollen. Ich bitte Sie, die Verteilung dieser Lieferungen zu machen und die Befehle in die benachbarten Dörfer zu schicken, damit sie sich sogleich auf die Lieferung einrichten.

An demselben Tage will der Stadtkommandant Stock 300 Pfd. Fleisch, 300 Pfd. Brot, 3 Tonnen Bier und etwas für die Offiziere haben.

„Bis den 31. Jul. war Herford noch mit französischen Trouppen besetzt und die transporte an Brod und Mehl continuirten immer fort, obgl. in unserer Nachbarschaft bei Bünde, Bustete und der Orten heftige Scharmützel vorfielen, wobey die französischen Husaren zuletzt sehr ins Gedränge kamen und reißaus nehmen mußten.

Gemeldten 31. Juli ließ noch der Duc de Chevreuse dem hiesigen Magistrat wissen, daß Er folgenden Tages mit seinem aus 6000 Mann bestehenden Corps hier ankommen würde, und forderte eine unaufzu-bringende quantitaet Hafer und Heu, dreyßig Wagen mit Gartenfrüchten, einige tausend Pfund Fleisch und andere vivres. Ganz unvermuthet aber kamen gegen 7 Uhr Abends Preußische Gelbe Husaren von Enger hier durch das Stein Thor samt denen hier in Besatzung liegenden französischen Dragoner, welche zum recognosciren ausgerückt waren und jene vor dem Thore rencontiret hatten, pêle mêle in die Stadt gesprenget, und nahmen diese und alles, was unter dem Nahmen von Franzosen hier anzutreffen war, gefangen, beerbten sie auch nach Krieges Gebrauch bey lebendigem Leibe, einen kranken Officier ausgenommen, dem man in Ruhe und seine ganze équipage gelassen. Wahrend dieser Beschäftigung rückte der Major Drimbach mit seinem Corps theils zu Pferde theils zu Fuß und einer Compagnie hessischer Jäger herrein, besetzte alle Thore und führte einige Canonen aufm Wall, durchsuchte und nahm übrigens alles weg, was französisch war. 50 fette Ochsen, welche kurtz zuvor aus der Stadt getrieben waren, hohlte man auf dem Wege wieder ein, nebst ein paar Karren mit Wein. In der Stadt fand man über 16 Faß Wein für französische Rechnung, und viele Wagen mit Mehl, welche des andern Tages nach Minden gebracht werden sollten. Den Wein conservirte man, das Mehl und andere Sachen, Marchandises, wurden verkaufet. Drey Couriers und 2 Glutschen mit reisenden Franzosen, welche, von diesem neuen Auftrit nichts wissend, ganz geruhig in die Stadt kamen, wurden zu ihrem Erstaunen genöthiget, hier zu bleiben. Es ging den Preußen alles nach