Herforder Chronik (1910)/466
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Die Geschichte der Herforder Wälle.
Wie die Erfindungen des Schießpulvers und der Geschütze einen umwalzenden Einfluß auf das gesamte Kriegswesen, auf Kriegsführung und Bewaffnung ausübten, so wirkten sie auch umändernd auf dem Gebiete der noch vorhandenen mittelalterlichen Städtebefestigungen ein. Diese, bisher als Bollwerk gegen Feindesansturm auf das sorgfältigste erhalten, konnten der Gewalt der Feuerwaffen nicht standhalten, und wo man sie aus irgend welchen Gründen nicht widerstandsfähig machen konnte oder wollte, sanken sie von ihrer Höhe als stolze Wehr der Stadt herab, um lediglich etwa als Hindernis gegen das unbefugte Eindringen unversteuerter Waren und Lebensmittel zu bestehen oder das Entweichen, Desertieren der zwangsweise eingestellten Garnisonssoldaten zu verhüten. Im Dienste solcher und ähnlicher Bestimmungen hat sich eine unbedeutende Zahl Befestigungen kleiner Städte bis ins 18. Jahrhundert hinein gerettet, hat auch wohl einmal, wie es das lippische Städtchen Horn 1761 tat, einem Feinde noch erfolgreich die Stirn geboten, nach dieser Zeit aber, als die Kosten ihrer Erhaltung ihren Nutzen bei weitem überstiegen, als der wachsenden Industrie der Raum hinter den beengenden Stadtmauern nicht mehr genügte, als die Preise für Grund und Boden in die Höhe schnellten: da war das letzte Stündlein der poetischen Stadtruinen gekommen, da fielen die letzten Reste, und nur Erwägungen der Zweckmäßigkeit oder Schönheitsgründen hatte hier und da etwa ein Tor, ein Turm oder Mauerrest seine Rettung aus der allgemeinen Vernichtung zu danken.
Das geschilderte Schicksal war auch den Herforder Befestigungswerken beschieden gewesen. Nach dem dreißigjährigen Kriege hatte ihnen die Stadt keine Sorgfalt mehr gewidmet, ein Stein nach dem andern war von ihnen abgebröckelt und in die angrenzenden Gräben gefallen. Die Mauern erhielt man nur in solcher Höhe, daß sie eben noch ein Übersteigen erschwerten. Die Gräben hatten nicht mehr die nötige Wasserzufuhr, verschlammten oder vertrockneten gar. Die Wälle verfielen, und wo ihr Mauerwerk nicht mehr zusammenhielt, war das Erdreich nachgerutscht. So boten sie allmählich einen unfreundlichen Anblick; Gras und Unkraut wucherten darauf, das Vieh der Bürger fand hier Weideplätze, und ungepflegte Weidenbäume unterbrachen die Trostlosigkeit der Wallgegenden.
Bis zum Jahre 1720 hatte die Stadt die Nutzung der Wälle, ihres Eigentums, genossen „und die nach dem Etat damals aufgekommenen jährlichen 115 Tlr. sind bei der Kammerei berechnet worden“. In dem gedachten Jahre trat darin eine Änderung ein. Damals hatte Herford das Regiment von Mosell als Garnison, dessen Kommandeur der später im siebenjährigen Kriege als Generalfeldmarschall genannte v. Lehwaldt war. Jedenfalls zur Verbesserung