Herforder Chronik (1910)/502

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Herforder Chronik (1910)
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1810

Am 10. September wurde dem Criminalgerichtshof, welcher bis dahin einen Theil der abteilichen Gebäude zu solchem Behuef benutzt hatte, das von Reichmeistersche Haus (jetzt Rathaus I) zum Sizzungs-Local eingeräumt und sofort bezogen.

Am 11. September wurden die beiden größten Klocken der Kirche auf dem Berge, welche behuef der Kosten der Reparatur dieser Kirche verkauft worden, durch hiesige Stadt gebracht, um, nachdem sie auf der Stadt-Waage gewogen worden, von deren Käufern, zwei Juden aus Paderborn, weiter fortgeschaft zu werden.

Am 15. November wurde der von dem Kaufmann Schrewe zum Betriebe der in den Gebäuden der vormaligen hiesigen Abtei anzulegenden Baumwollspinnerei erbauete Kanal in der Art vollendet, daß zum ersten mahle das Wasser durch selbigen gelassen werden konte. Die Freude der sich eingefundenen Menge von Zuschauern, diese Anlage so vollkommen gelungen zu sehen, äußerte sich aufs lebhafteste. Der Herr Schrewe versammelte hierauf sämtliche zu dem Canal-Bau gebrauchte Arbeiter zu einem frohen Mahle und nachherigen Tanz, um selbige zugleich den heute stattfindenden Geburtstag des Königs feierlich begehen zu lassen.

Am 16. December fanden sich der Inspecteur Delius und Kriegs-Commissair Benecke als Koenigl. Kommissair hierselbst ein, um hieselbst, gleich wie es im ganzen Königreiche verordnet worden, die vorhandenen Stifter und Capittel aufzuheben. Es wurde solches Geschäft auch folgenden Tages zur Ausführung gebracht, indem durch den Herrn Delius das Hochstift und Capittel am Münster sowie das Capittel ad Sct. Joannem et Dionysium auf der Neustadt, und durch Herrn Benecke das Stift auf dem Berge aufgehoben, eine Administration aller zu diesen Stiftern und Capitteln gehörigen Grundstücke und Einkünfte angeordnet und solchergestalt der langjährigen Existenz dieser Stifter ein Ende gemacht wurde. Den Präbendarien wurde einstweilig noch bis zur erfolgten Regulirung der Pensions-Zahlungcn, der fortwährende, durch die Administratoren ihnen jedoch zu verabreichende Genuß des bisherigen Ertrags der Präbenden zugesichert.

Am 27. December wurde Morgens 2 Uhr von einem ganz außerordentlichen Sturm-Winde, der bereits mehrere Tage auf eine fürchterliche Art getobt, und bei welchen am zweiten Weinachts-Tage ein würckliches Gewitter, durch Blitz und Donnerschlag sich bemercklich gemacht hatte, das Dach des Hauses des Schumachers Schulze sub No. (fehlt) auf der Hämelinger Straße abgeworfen und das ganze Haus in der Art beschädigt, daß solches von Grund auf neu wird gebaut werden müssen. Fast unbegreiflich ist es, daß durch die herrunter gerissenen Sparren und das Zusammenstürzen derselben, die schlafenden Bewohner des Hauses unbeschädigt geblieben sind.