Herforder Chronik (1910)/512

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[511]
Nächste Seite>>>
[513]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1813

selbigen Tags Nachmittags 4 Uhr hier an, und verlangte neben einer Contribution in Gelde, eine bedeutende Quantität blaues und schwarzes Tuch, welches demselben auch, nach vielfältiger Weigerung, zur Abwendung angedrohter Gewaltthätigkeiten endlich verabreicht werden müssen, welchem nach selbiger zu seinem in Ufeln stehenden Detachement zurückkehrte.

Am 3. November ging Nachmittags die unerwartete Nachricht ein, daß die in Minden annoch befindliche französische Besatzung, nachdem von selbiger die Weser-Brücke gesprengt worden, von dort ausgerückt sei, und auf dem angetretenen Rückzuge nach Wesel, den Marsch hieher nehmen und hieselbst übernachten werde. Gegen 3 Uhr trafen auch die Quartiermacher der Truppen ein, und es wurde die Stadt durch diese zu erwartende Einquartierung eines retirirenden feindlichen durch die eingetretenen Ereignisse aufgebrachten Truppen-Corps in gerechte Besorgnis möglicher Unfälle versetzt. Inzwischen wurden zur Aufnahme der Truppen und deren Verpflegung die nötigen Veranstaltungen getroffen, jedoch zugleich auch auf die Zustandebringung der erforderlichen Sicherungs-Maaßregeln, soviel es sich ohne Aufsehen und Nachteil zu veranlassen, geschehen konte Bedacht genommen. Um 5 Uhr erfolgte der Einmarsch des Corps, welches aus einem Detachement Gensdarmen, einigen Husaren und 4 Stück kleinem Geschütz mit der erforderlichen Artillerie-Mannschaft bestand. Das Corps wurde von dem vormaligen Commandanten der Vestung Minden Oberst Ribiere commandirt, und dieser von dem bisherigen Unterpräfect des Arrondissements Minden, de Bouthillier, begleitet. Die bei dem Corps befindliche Cavallerie belief sich auf 160-200 Mann. Die Einquartierung der Truppen geschähe in der gewöhnlichen Ordnung, nur wurden die Canonen mit ihrem Pulverwagen nicht, wie verlangt wurde, außerhalb der Stadt, sondern vor der Hauptwache auf dem Markte aufgefahren. Der commandirende Obrist hatte nichts dagegen, daß eine unter Anführung des Kaufmann Ernst Harten[1] formirte Bürger-Ehren-Gardec zur Aufrechthaltung der Ordnung bewafnete Patrouillen in der Stadt machte, und daß die meisten Thorwachen zahlreich von Bürger-Militz besetzt bleiben konten.

Kaum waren die Truppen ruhig in den Quartieren, als sich die Nachricht verbreitete, daß gegen Abend in Bielefeld ein Corps Cosacken unter dem Befehl des General von Stael eingetroffen sey. Obzwar dem Oberst Ribiere diese Nachricht nicht verheimlicht wurde blieb bei den Truppen alles in Ruhe, bis endlich gegen 9 Uhr einige Cosacken sich am Teichthore von Bielefeld kommend den französischen Posten genähert, einen derselben niedergemacht, und dadurch den Weg in die Stadt geöfnet hatten. Es drangen auch die Cosacken bis auf den Radewiger Kirchhoff unter beständigem

  1. Er leitete hier ein Zweiggeschäft seiner in Minden wohnhaften Eltern.