Herforder Chronik (1910)/514
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1813
Der auf die angegebene Art eingetretene Wechsel der Verhältnisse, machte bei jeden Einwoner den sonderbarsten und sehr auffallenden Eindruck, und jedermann freute sich die Stadt vor einen so leicht möglichen großen Unglück bewahrt zu sehen.
Auf Befehl des General von Stael mußten 2 Personen unter Bedeckung sofort nach Bielefeld geschickt werden, um demselben von demjenigen, was sich hieselbst zugetragen, über die Stärke der von hier abgezogenen Truppen, so wie darüber, wohin sich selbige gewendet, nähere Nachricht abzugeben. Der Kaufmann Herr Hurrelbrink und der Sohn des Maire Diederichs, entschlossen sich zu solcher Reise, und fuhren von 2 Cosacken im Wagen und zwei neben demselben reitend, als (d. h. wie) Gefangene begleitet Morgens 3 Uhr nach Bielefeld ab, und kamen gegen Mittag auf gleiche Weise escortirt wohlbehalten zurück.
Die Cosacken blieben den ganzen Tag hier zogen sich aber endlich nach Bielefeld zurück, inzwischen kamen abwechselnd Patrouillen derselben besonders zur Nachtzeit hirher, die jedesmal auf der Straße mit Lebensmitteln und Fourage verpflegt werden müssen, und dadurch viel Last verursachten.
Die angstvoll erregte Stimmung der Herforder in jenen Tagen der schwersten Bedrängnisse spiegelt ein Brief wieder, der im städtischen Museum aufbewahrt wird. Noch unter dem frischen Eindruck der Ereignisse der Schreckensnacht vom 3. zum 4. Nov. 1813 schildert die Frau Kamerarius Hardemann einer Verwandten ihre persönlichen Erlebnisse, indem sie diese durch die in der Stadt umlaufenden ängstlichen Gerüchte ergänzt. Frau Hardemann wohnte im Gehrenberg neben dem Maire Diederichs (s. o.). Ihr Haus, später Levi Ostwald, dann Heinemann gehörig, ist 1892 beseitigt und an seiner Stelle das jetzige Gebäude unter Nr. 2 aufgeführt worden.
Einfügung.
Mit geringer Verkürzung, sonst aber getreu nach der Urschrift möge dies Zeugnis aus der Vorväter Zeit hier eine Stelle finden.
„Hoffentlich befinden sie sich beiderseits noch wohl. Mit unserem Befinden ist es so was. Von lauter angst und schrecken, welche wir eine Zeit lang gehabt haben, sindt wir beide ehr krank, wie gesund. Der vielen einquartierung, angst, und leiden, die wir bis her gehabt haben, übertraff der 3te Nov. O, der dritte Nov. und dessen Nacht, wirbt mir unvergeßlich bleiben, so lange ich lebe. Es war 5 Uhr nachmitag, wie sich das gerücht verbreitete, das die Fransö: Minder besatzung, nachdem sie die Weserbrücke gesprengt hatten, und geplündert ausgezogen, und auf dem Wege hier her, und nach Enger zu wolten, das allgemeine schrecken können sie sich gahr nicht vorstellen es ging an die Nacht, vor schreck konnte man nichts vornehmen, und über seite bringen, gegen 6 Uhr hies es, es wäre vorbei, sie währen von der seit abgezogen nach Enger zu, weil sie