Herforder Chronik (1910)/560

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Herforder Chronik (1910)
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Prediger schicken, wenn Lebensgefahr vorhanden ist, damit niemand an den Sakramenten verhindert werde. Und wenn jemand sein Lebelang das Evangelium verachtet oder sonst ein böses Leben geführt hatte, können die Prediger solche Leute zum letzten überreden, daß sie Verständnis und gute Bekenntnisse über Gottes Gnaden und Barmherzigkeit erhalten, so daß sie ihre Sünde fühlen und anfangen Christum zu erkennen und gewisse Zeichen von ihres Herzens ernstlicher und herzlicher Besserung und Reue von sich geben. Dann mag man ihnen das Sakrament in Gottes Namen geben, wir können nicht mehr richten (urteilen). Wenn der Kranke aber verhärtet bleibt und keine Zeichen der Reue von sich gibt und (nur) aus Furcht vor dem Tode das Sakrament begehrt, so soll man ihm das Sakrament nicht geben, denn das wäre verdammlich, sowohl dem Diener als dem Kranken, denn die Diener sollen treue Haushalter sein der Geheimnisse Gottes, und die Perlen nicht vor die Schweine streuen, auch das Heiligtum (Wort und Sakrament) nicht den Hunden geben. Wenn aber die Prediger nicht zu den Kranken verlangt werden, so sollen sie entschuldigt sein, wenn sie diese nicht besuchen und zu ihnen gehen, denn dann wissen sie nichts davon. Wenn sie aber einmal verlangt werden, sollen sie sofort die Kranken besuchen und oft mit dem Worte Gottes trösten, denn in Not und Kreuz ist der Hirt am meisten nötig. Joh. 10.

Den Predigern ist von Gott befohlen, die Sünde furchtlos zu strafen, wie wir lesen Jesaias 58, und der Heilge Geist (spricht Christus) wird die Welt strafen um die Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Und das haben zuerst die Propheten Jesaias, Amos und die anderen ernstlich getan und danach Johannes der Täufer und Christus selbst und seine Apostel ohne alle Heuchelei. Doch also soll das Strafen geschehen, daß man die Personen nicht vermerke (d. h. daß die Person des Strafenden nicht hervortrete) und daß es nicht aus eigenem Unmute geschehe, sondern aus Gottes Befehl mit sanftmütigem Fleiß und Vermahnung, denn S. Paul sagt, ein Knecht Gottes solle nicht zanken und ein Bischof soll kein Schläger sein, denn solche suchen nicht der Leute Besserung, sondern das ihrige (d. h. ihren Unmut loszulassen). So wir aber mit scharfem Predigen die Gottlosen angreifen und gegen sie mit der Schrift fechten, so ist das nicht geschimpft (verlästert), wie sie es nennen, sondern das heißt nach Gottes Befehl Gottes Ehre und Wahrheit beschirmen, und den Teufel und sein Gefolge mit ihrer Farbe abmalen. Des wir alle schuldig sind, auch mit unserm Blute zu tun wie S. Stephan Apostelgesch. 7. Wäre aber unleidliche Schande vorhanden unter unseren Brüdern, die mit uns das Evangelium bekennen und zu dem Sakramente gehn, so vermahne man sie zuerst wie Christus lehret Matthaei 18. Verharren sie dann, so lasse man den christlichen Bann über sie gehen, so lange, bis sie sich bessern und bekennen, wie Paulus spricht über den, der seine Stiefmutter gefreiet hatte. 1. Corinth. 5.

Von den Sakramenten und christlichen Zeremonien.

Den Predigern ist von Christo Befehl geschehen und unveränderlich auferlegt, nächst dem Worte (d. h. nächst dem Predigen des Wortes) die zwei Sakramente, nämlich die Taufe und den Leib und das Blut unseres Herrn Jesu Christi darzureichen. Weil das also in ihr Amt mit gehört, wollen wir zunächst nach Christus Wollen und Einsetzung die Ordnung feststellen und die dazu gehörigen Zeremonien. Sodann mögen und sollen Christliche Sakramente geziemend und förderlich nach unserer Stellung, Personen und Zeitgelegenheit