Herforder Chronik (1910)/562

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Herforder Chronik (1910)
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Von dem Sakramente des Altars oder der Messe.

Das andere Sakrament, von Christo unserm Herrn eingesetzt uns zum Trost und zur Stärkung, ist das Sakrament des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesu Christi, in dem Brot und Wein aus Kraft des Wortes enthalten, auch mit dem Namen Messe genannt, wenn es gebraucht wird. Denn Messe ist nichts anderes als der Gebrauch des Sakramentes. Auch werden ebenso geheißen alle die Zeremonien, die bei dem Abendmahl geschehen. Dieses Sakrament hat Christus seinen Jüngern empfohlen zu seinem Gedächtnis (1. Kor. 11) und die Jünger weiter der Christenheit. Aber solcher Brauch ist leider in großen Mißbrauch gekommen, so daß in keinen von Gott geordneten Dingen unter der Sonne Gott so sehr erzürnt ist und noch wird, als durch Mißbrauch der Messe. Denn sie wird bei den Papisten verkauft für die Lebendigen und für die Toten, und ist kein Ding so böse gewesen, man wollte es mit Messelesen und -hören verbessern, so daß auch die Mörder und Zauberer zu ihren Dingen die Messe gebraucht haben. Wir aber sollen den Befehl Jesu Christi lauter und rein halten. Gleich wie wir in anderen, in Gottes Wort anzutreffenden Sachen, also sollen wir in dieser Sache von dem Sakrament des Leibes und Blutes Christi seinem Befehle nachfolgen, und was dem entgegen ist, sollen wir für unchristlich und verdammlich halten, wenn auch ein Engel vom Himmel anders redete und lehrte.

Der Befehl Christi von dem Sakrament wird durch Paulus 1. Kor. und durch drei Evangelisten Matth., Mark, und Luk. also beschrieben:

Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe; denn der Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach es und gab es seinen Jüngern und sprach: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, das tut zu meinem Gedächtnis.“ Desselbigen gleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte, gab ihnen den und sprach: „Trinket alle daraus, dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blute, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünde, solches tut, so oft ihr trinket zu meinem Gedächtnisse.“ Hier hören wir, das heilige Sakrament ist gegeben von Christo den Christen, daß sie das brauchen sollen, wenn sie darum zusammenkommen. Wie Paulus sagt: Itaque fratres mei, cum conveneritis usw., das heißt ja nicht convenire, wenn man sich von der Gemeinde absondert in Fraterhäusern, Schwesterhäusern und anderen Rotten und Sekten, sondern mit Christen zu dem Gedächtnisse des Herrn sich versammelt zum Gebrauch des Sakramentes. Wie man aber dieses Sakrament brauchen soll, lehret Christus, indem er sagt, „zu seinem Gedächtnis“, welches wir halten durch solch Essen und Trinken, nämlich zu verkündigen seine Wohltat und Tat, wie Paulus sagt 1. Kor. 11.

Deutsche Messe.

Deshalb müssen wir Messe halten in verständlicher Sprache, wie die Apostel bei den Juden auf jüdisch und bei den Griechen auf griechisch usw. Denn wie sollen wir des Herrn gedenken in diesem Sakramente (das man doch von uns fordert), wenn wir nicht verstehen, was da gesungen und gelehrt wird.