Herforder Chronik (1910)/563
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So wie nun aber Christus dies Sakrament seinen Jüngern gegeben hat, das heißt den Gläubigen, welche lehren, das Evangelium und sein Joch auf sich zu nehmen, wie er sagt Matth. 11, so haben gewißlich mit dem Sakramente nichts zu schaffen, die das Evangelium hassen und verfolgen. Deshalb sollen sie auch mit uns nicht kommunizieren, sondern wir halten sie für exkommuniziert, das heißt, in dem Banne außer unserer Gemeinschaft und gebieten ihnen von unsers Amtes wegen, dem Sakramente fern zu bleiben, nämlich allen denen, die Irrtum lehren, Sekten errichten, das Evangelium lästern, Ungehorsam gegen Gottes Wort erwecken, schändlich haushalten und leben, auch die gar nichts wissen von dem Glauben, so lange bis sie sich bessern und es lernen, denn alle diese und ihresgleichen empfangen dies Sakrament zu ihrer Verdammnis, wie Paulus sagt 1. Kor. 11.
Wiewohl solches nicht angesehen ist, so ist doch die Furcht dieses Sakramentes so groß (wenn man den Befehl Christi ansieht), daß es Christus am Jüngsten Tage muß endlich bei Seite schaffen, damit dadurch das Evangelium nicht verloren geht (?). Wir wollen auch nichts zu schaffen haben mit den Sakramentenschändern, die wider die klaren Worte Christi verleugnen den Leib und das Blut Christi im Sakramente, wenn wir das essen und trinken nach Christus Befehl. Wir halten auch nicht mit denen, die so evangelisch sind, daß sie nimmer zum Sakramente gehen, wenn schon sie das für christlich halten mögen, denn wiewohl man niemand dazu drängen soll, sondern freilassen, wie kann es doch ein guter Christ sein, der sich nimmer zum Tische des Herrn begibt, da Er doch sagt und gebietet: „Nehmet, esset und trinket“; das heißt ja nicht „Nehmet nicht, esset nicht, trinket nicht“, und „Solches tuet“, heißt ja nicht „Solches tuet nimmer, oder verachtet es“. Der also nicht mit den andern Christen zum Sakramente gehet, obwohl er gesund ist, demselben können wir auch in seinem Totbette das Sakrament nicht reichen. Es wäre denn, wir sähen offenbare Zeichen von Reue und Besserung, welches aber selten und zweifelhaft ist, und gewöhnlich Judas-Buße zu sein pflegt.
Zeremonien.
So wie Paulus ermahnet, daß alle Dinge ordentlich sollen zugehen unter den Christen und er selbst solcher Ordnungen viele angibt, die in der Gemeinde zu halten sind, ist es nötig, etliche christliche Zeremonien einzurichten, die wir unverbunden mit freiem und christlichem Gewissen halten, nicht daß wir daran Verdienst haben, sondern zum Frieden und Eintracht. Wenn aber durch ein freies, christliches Concilium in solchen freien Ceremonien etwas Besseres verordnet würde zum Frieden und Einigkeit der Christen, wollen und sollen wir solches auch gerne annehmen. Es ist aber hierbei erstlich zu wissen, daß Gott allewege von Anbeginn der Welt bei den Seinen: wie Adam, Abel, Noah neben dem inwendigen, geistlichen Gottesdienste, der da besteht in der Furcht Gottes, im Loben, Anrufen, Danksagen, Dulden, Lieben des Nächsten - auch in einem auswendigen Gottesdienste mit Opfern, Lehren usw., Gott zu ehren, besteht, und zum Bekenntnis ihres Glaubens und zur Selbstzucht haben sich die Seinen darin geübet. Denn es ist nicht möglich, daß die Christen, solange sie in dieser Welt sind, gänzlich aller Zeremonien entbehren können, so gar geistlich können wir hier nicht werden. Das hat Gott wohl gewußt und hat sein auserlesenes Volk mit viel Zeremonien versehen, auf daß sie nicht selber nach ihrem Gutdünken und Kopf einen Gottesdienst erdichten, wie ihnen das