Herforder Chronik (1910)/567

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Herforder Chronik (1910)
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Gemeinschaft und Gottesdienste verschmähen. Zum andern, weil ihre Gesänge nicht gereinigt sind und geläutert durch Gottes Wort.

Zum dritten: Weil sie wollen Brüder, das ist Christen heißen und doch ihrer viele sind, die noch in offenbarer Hurerei liegen, Gottes Wort lästern, Abgötterei treiben. Solche unordentliche und schandbaren Leute, sagt S. Paulus, soll man meiden und nicht mit ihnen zu tun haben, ja auch gänzlich nicht mit ihnen essen und trinken, noch weniger mit ihnen im Gottesdienste stehen, da Gott ihre Dienste nicht will und unser Gebet in Gemeinschaft mit solchen, wenn man es weiß, nicht geschehen soll, wie Paulus lehret 1. Kor. 5.

Zum vierten: Weil Christus heißt die Kinder zu sich bringen, denn solcher sei das Reich Gottes. Darum sollen wir sie nicht dahin bringen, daß sie das Joch mit den Ungläubigen tragen und beschmutzt werden, wie Paulus mit der Tat beweiset, als er seine Jünger von den halsstarrigen, verstockten Pharisäern abscheidet, und wie David auch sagt, man soll sich der Gottlosen gänzlich entschlagen, Psalm 1 und wie Salomon Sprüche 4 sagt: Liebe Kinder, wandert nicht mit den Bösen, sondern fort von ihnen usw.

Zum fünften: Weil sie singen ihres Bauches willen, nicht wie die Kinder zur Übung im Gesange. Auch singen sie sehr unordentlich und hastig nach ihrer Weise, so daß die Kinder davon keinen Vorteil oder Verstand haben können und sammeln hier und da etwas zusammen.

Zum letzten: Wenn die Pfaffen unschicklich singen, so möchten die Meister Unruhe und Zank mit ihnen haben und sie würden vielleicht mit der Zeit auf ihre alten gottlosen Gesänge wieder fallen. Darum soll unsere Jugend alleine singen, so lange, bis daß dieser Gebrauch von ihnen (den Pfaffen) gebessert werde. Dazu gebe Gott ihnen seine Gabe und mache sie besser. Amen.

Von der Erwählung und Absetzung und Versorgung der Prediger.

Die Erwählung der Prediger und der anderen Diener der Kirchen liegt nach Gottes Anordnung bei der christlichen Gemeinde, die wir ein Kirchspiel nennen. Von den Diakonen[1] ist es offenbar (Apostelgesch. 6). Von dem Predigtamte sagt Paulus 1. Thessal. 5: Prüfet alles, und was gut ist, behaltet. So nun die Gemeinde prüfen soll, um das, was gut ist, zu behalten, so ist es offenbar, daß bei der Gemeinde die Macht sein soll, Prediger und Diener zu erwählen und um redlicher Ursache willen auch abzusetzen. Da es nun beschwerlich wäre, daß unser ganzes Kirchspiel oder Gemeinde so oft sollte zusammenkommen und ihre Arbeit versäumen, so ist für richtig angesehen, daß zu solcher Erwählung der Prediger und Kistenherren[2] und der anderen Diener der Kirchen und der Schulmeister, ein Ehrsamer Rat unserer Stadt und 30 Mannspersonen, 24 aus dem Amte und 6 aus der Gemeinde verordnet werden. In Anwesenheit des Predigers werden diese 30, nach Begehr unserer Bürger, von einem Ehrsamen Rate, Amtmeistern und Beiständern und den Predigern gewählt, und in ihrem Namen schriftlich berufen. Wann nun die Erwählung der Kistenherrn jährlich geschehen soll oder sonst eine Erwählung eines Dieners, oder eine Einsetzung, so sollen sich obengenannte Wähler zusammentun. Wenn von den 30 jemand verstorben ist, soll man einen andern in seine Stelle wählen und dann mit guter Zuversicht und Gebet zu Gott die Wahl tun. So aber ein Prediger nötig wäre, wolle ein Ehrsamer Rat und die Diakonen[1] oder Kistenherren vorfordern einen

  1. 1,0 1,1 Diakonen, Kirchenbeamte.
  2. Kistenherren, Schatzmeister.