Herforder Chronik (1910)/568
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gelehrten Mann, der fähig ist, das Volk zu lehren, wie Paulus schreibt Tit. 1 und 1. Tim. 3. Wenn man den bekommen hat, soll er verhöret werden von den Predigern und nach ihrem Gerichte von den oben gemeldeten Wählern angenommen werden oder nicht. Denn einen Untüchtigen soll man zu solchem Amte nicht anstellen. Diese Ordnung ist so gemacht, auf daß alle Dinge göttlich mögen ausgerichtet werden; denn es wäre gefährlich, wenn die Erwählung nur bei einigen Personen stände, wie es unter dem Papste geschehen ist und noch leider geschieht, daß Prediger- und andere Kirchenämter aus Gunst, Bestechung oder Freundschaft einem Untüchtigen möchten verliehen werden zu seiner und vieler Leute Verdammnis. Was Gott verhüte! Amen.
Es sollen auch keine Prediger gewählt werden, - Gott verhüte es, daß keine zu haben wären, die zu lehren befähigt sind, - die man wählt, nur damit sie die Sakramente reichen, denn so lesen wir 1. Thim. 3, Tit. 1: Ein Prediger soll lehrhaftig sein, denn das Predigen ist der Befehl und das höchste Amt, an dem alle anderen hangen und folgen. Denn so spricht Christus: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Kreaturen und taufet usw. Und 4. Johannis steht, daß Christus nicht getauft, sondern gepredigt habe, und 1. Kor. 1 sagt Paulus, „er sei nicht gesandt zu taufen, zum Predigen aber sei er gesandt“; nicht daß er nicht taufen sollte, sondern, daß das Predigen vorhergehen und danach das Taufen, als eine Besiegelung des Wortes folgen sollte. Auch gleich wie ein Ehrbarer Rat samt den Diakonen und 30 Männern einen Prediger aufzufordern, zu erwählen und einzusetzen haben nach Urteil und nach Prüfung durch die anderen Prediger, so sollen sie auch samt dem Rate Urteil derselben einen untüchtigen Prediger absetzen, nicht nach ihren Gelüsten und Hasse, sondern nach der Schrift, wenn er untüchtig befunden würde zum Lehren, Matth. 5, aber wenn er Ketzerei vorzutragen, heimlich oder offenbar, oder wenn er gewißlich aufrührerisch befunden wird, und eines unehrlichen oder schandbaren Lebens ist, das er nicht zu bessern gedächte noch wollte; denn diese Sachen u. dgl. machen einen Prediger ungeschickt zu dem heiligen, göttlichen Amte, wie geschrieben steht: Titus 1, Matth. 5, 1. Timotheus 3.
Versorgung der Prediger.
Diese Diener des heiligen Evangeliums sollen und müssen auch, wenn sie der Gemeinde dienen in rechtschaffener Lehre und treulichem Dienste, versorget sein mit der Notdurft dieses zeitlichen Lebens, daß sie einen ehrlichen Haushalt haben und ihres Amtes wohl pflegen können, unbehindert durch äußerliche Arbeiten zur Gewinnung der Nahrung; auf daß sie auch nicht Ursache nehmen; die Leute zu schinden, und um zeitlichen Genusses willen untreu in ihrem Dienst werden. Es sind gewiß schöne Worte, wenn sie vorgeben, sie wollten umsonst dienen, was doch niemand tun kann, er habe denn so viele Rente einzunehmen, daß er solches vermag. Denn so fordert es göttliches Recht, daß man solche Diener versorgen soll, wie St. Paulus 1. Cor. 9 beweist mit allgemeinem Exempel, das auch die Vernunft begreifen kann, indem er sagt, daß niemand in den Krieg zieht auf seinen eigenen Sold. Niemand pflanzt einen Weinberg und ißt nicht von seiner Frucht. Niemand weidet die Schafe und ißt nicht von der Milch; und da er solche Gleichnisse vorgebracht hatte, bestätigte er sie mit Gottes Rechte und sprach: Rede ich solches auf Menschenweise? sagt nicht solches das Gesetz? Und kurz danach hat der Herr befohlen, daß diejenigen, die das Evangelium verkündigen, die sollen sich auch von dem Evangelium nähren.