Herforder Chronik (1910)/570

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Herforder Chronik (1910)
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erregt. Denn so die Christen ein böses, schandbares Leben führen, geben sie Ursache zur Lästerung des Namens Gottes unter den Gottlosen; wie Paulus sagt Röm. 2 aus dem Propheten Ezechiel. Auch vermahnet der liebe Apostel sonst noch, daß wir die Gnade Gottes nicht vergebens empfangen, nämlich nicht alleine Hörer seien des Evangeliums, sondern auch Täter, und ein gutes, offenkundiges Leben führen. Dazu ist nötig, daß die Obrigkeit und die ganze Gemeinde allen Fleiß anwende, abzutun und zu strafen alles, was Anstoß erregt; denn so sie das nicht tun, strafet Gott und die Strafe ist uns zu schwer. So lesen wir im 4. Buche Mose im 25. Kap., daß Gott der Herr gebot, er solle alle Fürsten des Volkes an den Galgen hängen, weil sie dem Volke nicht gewehrt hatten ihre Abgötterei, die sie getrieben hatten mit dem Abgotte Baal Peor.[1] Wenn aber solche Strafe kommt über solche Sünde, so muß der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden, wie wir das täglich erfahren bei Pestilenz, teurer Zeit und dergleichen. Ich schweige davon, daß auf die zeitliche Strafe die ewige Strafe oder Verdammnis folgt, sofern wir uns nicht bessern. Die Besserung soll bei dem heiligen Hause des Herrn anfangen, nämlich bei denen, die wir „geistlich“ nennen und wohl das Haus des Herrn sein sollten; wo auch Gott will, daß die Besserung angefangen werden soll. Wie wir lesen Exo. 9, soll den Geistlichen nicht zugelassen werden unchristliche Gesänge in ihren Amtszeiten, deren sie gar viele haben, darin offenbare Gotteslästerungen sind, und führen also gewöhnlich den Namen Gottes unnützlich in allen Gesängen von den Heiligen, wenige ausgenommen. Denn da steht geschrieben Exod. 20: Du sollst den Namen Gottes deines Herrn nicht unnützlich führen. Es wird also allemal der Name Gottes des Herrn unnützlich genannt, wenn sie an der Stätte des Wortes Gottes Gotteslästerungen singen, z. B., daß Maria sein soll eine Tür zum Himmel. Wie will sich das reimen mit dem, das Christus sagt Johann. 10 „Ich bin die Tür“. Hier muß Christus lügen oder die Pfaffen; beide können sie nicht die Wahrheit sagen, da ja nicht mehr als eine Tür ist zum Himmel. Christus aber kann nicht lügen, dieweil er die ewige Wahrheit ist; so lügen also die Pfaffen, wenn sie singen, Maria sei eine Tür zum Himmel, und dann soll solches noch die Ehre Gottes und Marien heißen. Dergleichen Lügen und Lästerungen sind noch viel mehr, die wir nun nicht anzeigen um der Kürze willen. Wiewohl nun unsere Obrigkeit und Gemeinden solches nicht mitsingen - sobald sie es aber nicht abwenden wenn sie können, so machen sie sich schuldig an der Lästerung wie die Pfaffen selbst. Denn da steht geschrieben: Gott dein Herr wird nicht ungestraft lassen die, so den Namen Gottes unnütz führen; diese Drohung Gottes müssen wir alle auf uns beziehen, wenn das nicht gebessert wird. Die Pfaffen aber, die noch heutigentages auf den Berg laufen[2] nach alter Weise, ihre Messe halten, Opfermesse und Lästerungen, wenn die Obrigkeit ihrer keinen strafen will, müssen wir sie Gottes Gericht überlassen, es wird ihnen doch schwer genug fallen, sowohl den Lästerern, als den Bewilligern (die Nachsicht üben).

Es ist auch nun am lichten Tage, daß die Lehre, welche den ehelichen Stand verbietet, Teufelslehre ist 1. Tim. 4, und wiederum ist der Ehestand ein göttlich und ehrlich Ding, und soll auch so von allen Christen gehalten werden Hebr. 13. Nicht so zu verstehen, daß jemand möge in Hurerei stecken bleiben und nachher mit dem Munde sprechen, der Ehestand sei ehrlich, sondern so spricht der Text: Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen.

  1. Baal Peor. 4. Mos. 23, 28.
  2. Die Anhänger des Alten hatten noch ihren Zug nach Stift Berg, wo sie nach alter Weise ihren Gottesdienst hielten.