Hiddenhausen/Meierhöfe/Meierhof Brokelhusen
Der Meierhof in Brokelhusen
In den alten Schriften, Urkunden, sowie in den Heberollen der Fürstabtei Herford taucht immer der Name „Brokelhusen“ auf. Was war und wo lag Brokelhusen? Über 750 Jahre lang, von seinem Anfang nach 800 bis zu seinem Niedergang um 1600 hat dieser Ort die Geschichte Hiddenhausens mitgeschrieben. Das plattdeutsche Wort Brokelhusen würde im hochdeutschen „Brakelhausen“ geheißen haben und bedeutete etwa braches Land (flaches Land). Dieser Amtshof mit seinen Kötterstätten lag in den Füllenbruchwiesen am Duisdiekerbach. Von Anfang an hatte er als Amtshof die Aufgabe zu erfüllen, die Abgaben der leibeigenen Bauern zu sammeln und diese an ihre Lehensträger weiter zu leiten. Allein durch diese Aufgaben muss er über entsprechend große Gebäude, Scheunen und Kötterstätten verfügt haben.
Wer in Brokelhusen als Verwalter von der Abtei bestimmt wurde, war später in den meisten Fällen für den Rest seines Lebens abgesichert. Dieses geht auch aus der nachfolgenden Urkunde vom 3. Februar 1265 hervor, unter anderem heißt es dort: „Pinnosa, die Äbtissin von Hervorden (Amtszeit von 1265-1276), weiter auch die Pröpstin, die Dechantin und das ganze Capitel (Hochstift) von Hervorden machen bekannt, daß der Ritter und Villicus (Verwalter) Johannes aus Brokelhusen und seine Frau Aleydis und ihre Tochter Aleydis und deren Gemahl Christianus auf das Schenkenamt der Hervorder Kirche verzichtet haben, unter der Bedingung, dass Johannes aus Brokelhusen und seiner Familie in der Zeit ihres Lebens, die Gaben, das Brot und den Tisch der Curie (Unterhalt vom abteylichen Hof) erhalten“.
Die gleiche Äbtissin Pinnosa macht am 6. März 1276 bekannt, daß ein Christianus aus Sylede (Siele bei Enger), jetzt ihr Villicus in Brokelhusen für rückständige siebzig Mark Zinsen, ihr seinen Hof in Siele für 70 Mark verpfändet hat, mit der Bedingung jedoch, dass ein eventueller Überschuss daraus dem Christianus zu Gute kommen soll und er und seine Erben jederzeit das Wiederkaufsrecht behalten. Diesen Hof erhält Christianus, welcher jetzt als Villicus in Brokelhusen sitzt, zur Bewirtschaftung gegen die von ihm zu leistenden Abgaben vorerst zurück.
Weitere Urkunden berichten auch über verschiedene Pfarrer, welche in Brokelhusen waren. So musste am 1. August 1306 der Priester Henricus aus Brokelhusen als Zeuge in einer Angelegenheit des Herforder Bürgers Hermann vom Haghen auftreten. Weiterhin wird auch von dem Amtshof und deren Zustand in Brokelhusen und von verschiedenen Lehensträgern berichtet. Diese waren keine Verwalter, sondern hatten den Amtshof gegen Geld oder Dienste für eine gewisse Zeit als Lehen (Leihhof) von der Fürstabtei Herford erhalten. Es kann heute nicht mehr mit genauer Sicherheit gesagt werden, ob diese auch in Brokelhusen wohnten, falls ja, würde dieses bedeuten, dass zu jener Zeit auch ein separates Wohnhaus (Gutshaus) vorhanden war.
In einer weiteren Urkunde vom 20.9.1311 bekennt die Pröpstin Adelhaid, die Dechantin und das gesamte Collegium der Fürstabtei Herford, dass sie an dem Ritter Hermann von Borbike und dessen Frau ihren Amtshof in Brokelhusen auf derer beider Lebenszeit verkauft haben. Als am 10.10.1330 der Ritter Hermann von Borbike bereits verstorben war, wurde festgestellt, dass der Meierhof in Brokelhusen schon vor der Zeit des .Hermann von Borbike um 1300 von dem damaligen Lehensträger, dem Ritter Arnoldus von Moyleke aus Herford während seiner Zeit, so wörtlich „großartig verbessert wurde“.
Eine weitere Geschichte fand am 3.12.1370 in Brokelhusen statt. Da nahmen 2 Ritter, die Brüder Stephan von Harn und Frederek von Harn, welche beide Lehensträger des Meyerhofes in Hiddenhausen waren, in einem-Streit den Verwalter des Amtshofes in Brokelhusen, einen gewissen Höfener, so wörtlich, „in einer Fehde“ gefangen. Der Streit war wegen erhöhter Pachtgelder des Hiddenhauser Meierhofes durch die Äbtissin Elisabeth I. von dem Berge (Amtszeit von 1361-1374) entstanden. Erst als diese auf die erhöhte Zahlung vernichtete, kam ihr Verwalter wieder frei.
Verschiedene Hebeberichte der Fürstabtei Herford, zum Beispiel aus dem Jahr 1353 und zum Schluss im Jahre 1550 geben Auskunft über die Hörigkeitsverhältnisse der einzelnen Bauern zum Amtshof Brokelhusen und damit zur Fürstabtei Herford.
Immer wieder taucht der Name Brokelhusen auf, so auch am 2.11.1447 als der Ravensberger Droste Lüdeke von Nagel (um 1395-21.9.1466) verschiedene Ländereien mit der Herforder Äbtissin Margarethe von Gleichen (Amtszeit von 1443-1475) austauschte, steht in dieser Urkunde unter anderem geschrieben „auch das Land vor dem langen Deppenhauß, in welches vallet (fallet) eyn (ein) Scheffel Hafern, welches gehöreth in das Ampt tho Brokelhusen …“.
Der kleine Wald schräg gegenüber der Lippinghauser Kirche, der in den alten Karten mit dem Namen Bokel oder auch Bockel bezeichnet wird, hat die letzte noch heute erhaltene Bezeichnung, deren Namensursprung von dem Meierhof zu Brokelhusen ausging. Einstmals wird dieser Wald das ganze Lippinghausen vom Schweichler Berg an bis zu den Lippinghauser Bauern bedeckt haben.
Warum schließlich Brokelhusen, um 1570 bis 1600 zugrunde ging, ist heute vollkommen unklar und lässt sich kaum noch feststellen. Vielleicht waren es kriegerische Ereignisse oder lang andauernde Überschwemmungen oder ähnliches? Ab 1570 schweigen die Urkunden, ab da gibt es keinen Hinweis mehr. Die Bauernschaften Lippinghausen und Oetinghausen wären wohl nicht in der heutigen Größe entstanden, diese wären vielleicht Ortsteile von Brokelhusen geworden, diese beiden Dörfer kamen danach kirchlich zu Hiddenhausen.