Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr/032

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Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr
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bis auf vier Stück seine Bibliothek verloren, bisher aber etliche gute Bücher sich angeschafft Der beste Kelch ist von Kupfer und übergoldet, samt Patina und Kapsel, dann ein zinnerner Kelch. Bei der Taufe ist ein zinnern Plättlein und ein irden Krüglein gebraucht. Eine kleine Glocke von 60 Pfund ist vorhanden. Die Glocke ist auf dem Kirchhof vergraben gewesen, sonst wäre sie auch fortgekommen. Die Kirche ist so dunkel, daß niemand lesen könne, auch der Pfarrer im Winter kaum den Text. Das Almosen sei sehr gering, alles Kapital 100 Heller. Die Gemeinde sei ganz unvermögend und könne nichts geben, wie denn von Zins soviel als nichts eingehe, obschon die Almosenpfleger das Ihre täten. Der aufgeschwollene Zins von 1689 bis 1698 sei nachgelassen worden. Die Predigt und anderer Gottesdienst werde gar schlecht besucht; am Sonntag gehe es noch so hin, aber an Feiertagen (Aposteltagen) und in der Woche komme fast gar niemand; sie entschuldigen sich mit vielen Fronen und mit der Entlegenheit des Kirchleins, dadurch sie viel Zeit versäumen. Vordem sei die Betstunde auf dem Rathaus abgehalten worden, von dem Keller Weiß aber abbestellt worden unter dem Vorwand, es sei ein Fluchhaus. Es sei ein großer Fehler, daß die Wolfartsweirer keinen eigenen Schuldienst hätten, daher es komme, daß nur alle 14 Tage hier, in der Mutterkirche, eine Kirchenlehre könne gehalten werden, weil der Schulmeister mit dem Pfarrer hinüber nach Wolfartsweier gehen müsse. Keller W. traktiere die Leute nicht nur mit Worten, sondern auch mit Stockschlägen, wo er zukommen könne, übel und so habe er manche aus dem Lande vertrieben. Die Wolfartsweirer beschweren sich über den Stadtpfarrer B. in Durlach, daß sie ihre schöne Kirchenuhr der Stadt Durlach leihweise herausgeben mußten, unter der Versicherung, daß er gut dafür sein wolle. Aber da die Uhr verloren sei, wolle niemand dazu verhelfen. – „Rietbur” hatte damals 20 Bürgerehen, drei Hintersassenehen, einen Witwer, neun Witwen, 14 ledige Söhne und Töchter, 17 Schulkinder, 21 Unmündige; ledige Hintersassen 46, Knechte und Mägde 6, zusammen 160 Einwohner. Wolfartsweier hatte 51.

      Aber immer ist noch keine Ruhe. Ende des Jahres 1701 ent- brannte der spanische Erbfolgekrieg und währte bis 1714. Der deutsche Kaiser Leopold und der Franzose Ludwig XIV. waren für Verwandte Bewerber um den durch Tod erledigten Thron Spaniens. 1703 wird berichtet: „daß, als in kümmerlicher voriger Kriegszeit die armen, verhungerten Untertanen zu Ripur weder die gnädigster Herrschaft gültbaren Hofgüter hätten durchbringen können, noch die jährlichen Gülten abrichten, hätten sie solche Güter um ein schnödes Geld den ausgesessenen Beyertheimern überlassen. Dies sei 1699 gelegentlich der Renovation zu Rüppurr an den Tag gekommen