Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/035

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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wo er sich niederließ und stark verschanzte. Von dort aus brannte und plünderte er rings umher und brachte die Beute in seine Veste. Sogar die alte Kaiserstadt Aachen ward geplündert, Trier ward erobert, Metz verbrannt, sowie viele andere Städte mehr in den Rhein- und Moselgegenden. Es ist dies überhaupt eine der kühnsten Unternehmungen, von denen die Geschichte der Normannischen Züge meldet. 882 kam es zum Frieden. Gottfried erhielt Kinnem (Kennemerland), welches Rorik gehabt, und andere Friesische Gegenden, zur Gemahlin Gisla, eine natürliche Tochter Lothar II., und versprach dagegen das Christenthum anzunehmen. Zu Coblenz ward er getauft. Seine Treulosigkeiten wollen wir übergehen und nur melden, dass er zuletzt 885 vom Grafen Everhard von Hamaland erstochen wurde, und darauf eine große Niederlage seiner Landsleute erfolgte, womit die Herrschaft der Dänen in Holland ein Ende nahm.

Diese etwas ausführliche Schilderung der Begebenheiten, welche an die Familiengeschichte des Südjütschen Königsstammes während ungefähr eines Jahrhunderts sich anschließen, war nicht nur dienlich um die bei Einführung des Christenthums mehrfach vorkommenden Personen zu placiren; [1] sie steht noch sonst in mehr als Einer Beziehung zu unserer Kirchengeschichte. Es zeigt sich nämlich, wie das Christenthum keinesweges auf die Art sich Bahn brach, wie es sonst öfter in der Geschichte der Missionen hervortritt, daß etwa durch die Predigt Einzelne und sodann größere Schaaren aus dem Volke gläubig werden, sondern, daß es Personen des Königlichen Stammes sind, die zuerst für das Christenthum sich erklären, weniger aus Ueberzeugung, als um Hülfe bei christlichen Fürsten gegen andre Mitglieder der Herrscherfamilie zu gewinnen, daß es eben darum so schwer für die Kirche hält, Raum zu gewinnen, weil ihr Bestehen zunächst blos an einzelne Personen geknüpft ist. Es führt uns diese Schilderung ferner mitten in das damalige Leben hinein und zeigt die heillose Zustände jener Zeit, alle die Gräuel und Gewaltthaten jenes Nordischen Heidenthums, das nur zu roher Tapferkeit und zu allerdings von einem gewissen Standpunkte aus heldenmüthig erscheinender Todesverachtung Beweggründe geben


  1. Die auf Seite 36 folgende Geschlechtstafel wird die Uebersicht erleichtern: