Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/037

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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konnte, zeigt die Lebensweise und Lebensanschauung des Volks, unter welchem nun nachgerade das Christenthum Boden gewinnen sollte und doch schwerlich dies konnte. Welch ein Gewirre von blutigen Auftritten, von Verrath und Treulosigkeit, von Grausamkeit und Rohheit ist es, in das wir hineinschauen! Und wollten wir, was wir gern unterlassen, solche Geschichten fortführen, etwa schildern, was alles nach den Berichten, die aufbehalten sind, auf Frankreichs und Englands Boden, und selbst in entfernteren Gegenden sich begab, wenn die Nordmänner, unter welchem gemeinschaftlichen Namen man jene fast jährlich wiederkehrenden landverheerenden Schaaren zusammenfaßte, in ein Land fielen, so würde des Schauderhaften noch mehr uns vor Augen geführt werden .[1] Aber im Grunde überall dasselbe. Es mag uns nur dabei wundern, auf der einen Seite die Kühnheit, mit der jene Schaaren die Ströme hinaussegelten mit ihren kleinen Fahrzeugen und in dem Herzen jener Länder heerten und plünderten, auf der andern Seite, wie der Norden immerfort solche Schaaren habe aussenden können. Aber zu erinnern ist, was jene Kühnheit und deren Erfolge anbetrifft, an den zerrütteten Zustand jener Länder, der an keinen nachhaltigen Widerstand denken ließ, und wo man sich meistens begnügte, neben dem eignen Leben nur die Reliquien der Heiligen in Sicherheit zu bringen; was aber die andere Frage anbetrifft, so führt diese uns zur Betrachtung der innern Zustände der hiesigen Lande.

An die Spitze ist hier der Satz zu stellen: Das Land konnte seine Bewohner nicht nähren, sie mußten ausziehen. Daher ist der Norden von jeher von den Alten bezeichnet worden als der Heerd, als die Werkstatt der Nationen. [2] Der Ackerbau war in seiner Kindheit. Ein Mißwachs führte die größte Noth herbei, und mußte es in Ländern, die keine Städte hatten, in welchen der Handel Vorrähte aufhäufen konnte, in Ländern, wo der zufällige Ueberschuß eines Jahres nicht


  1. Weitere Ausführungen geben unter andern: Suhm, Geschichte der Vökerwanderungen aus dem Norden. Kphgn. 1772, 1773. 2 Bände. „Die Heerfahrten der Normannen bis zu ihrer festen Niederlassung in Frankreich,“ G. B. Deppings gekrönte Preisschrift von F. Ismar. 2 Theile. Hamburg 1829.
  2. Vagina gentium, officina gentium sagt Jornandes.