Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/117

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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ward das Verbot, Schenkungen anzunehmen, für den Orden aufgehoben, und seitdem wurde das Betteln mehr eingestellt. Die Ordenstracht war eigentlich weiß; wenn die Brüder aber außer dem Hause waren, warfen sie einen schwarzen Mantel mit schwarzer Kappe über, daher sie auch vielfältig die schwarzen Brüder genannt wurden, so wie die Mitglieder des andern, fast gleichzeitig entstandenen Bettelordens durchgängig von ihrer Tracht die grauen Brüder hießen.

Es waren dies die Franciscaner, die fratres minores, geringere Brüder, wie sie gerne heißen wollten, um schon durch diesen Namen anzudeuten, daß sie in der Entsagung noch weiter gehen wollten als jene. Ihr Stifter Franciscus, geboren zu Assisi in Unteritalien 1182, mithin zwölf Jahre jünger als Dominicus, war anfangs ein Handelsmann gewesen. Es war in ihm nicht das Ritterliche und Streitbare wie in dem Dominicus. Die Wegwerfung des irdischen Besitzes dahingegen suchte er wo möglich auf eine noch schärfere Spitze zu stellen. Seitdem er von schwerer Krankheit genesen, die aber ohne Zweifel nicht ohne Einfluß auf die Ueberspanntheit geblieben war, welche bei diesem Manne hervortritt, ersuchte er den Papst schon 1210 um die Stiftung eines Ordens, der auf völlige Armuth begründet wäre, doch anfangs ohne Erfolg. Bald aber drang er durch, und erhielt 1211 die Kirche zu Portiuncula bei Assisi, welche die Mutterkirche dieses Ordens wurde, der bald sich so ausbreitete, daß schon 1219 sich 5000 Minoritenbrüder versammeln konnten. 1223 sind die veränderten Ordensregeln vom Papst Honorius III. bestätigt. Diesem Mönchsorden schloß ein weiblicher sich an, von der ersten Vorsteherin benannt, einer Jungfrau zu Assisi, der Clara, die eine ganz ähnliche Gemüthsrichtung wie Franciscus hatte, zuerst der Orden der armen Frauen (ordo dominarum pauperum). Der Anfang dieser Clarissinnen fällt bereits in das Jahr 1209. Sie erhielten die Regel der Mönche mit Ausnahme der Bestimmung zur Seelsorge, welche den Mönchen ganz besonders gegeben war, und wodurch sie einen ungemeinen Einfluß auf das Volk erlangten. Besonders erweiterte sich dieser Einfluß dadurch, daß Franciscus 1221 einen dritten Orden, den der Tertiarier (ordo tertius) stiftete für Laien, die dem Familienleben nicht entsagen wollten oder konnten, aber mit den eigentlichen Franciscanern in eine Verbindung traten, einige Ordensregeln zur Beobachtung