Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/244

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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mitwirkte. Um 12 Uhr fing täglich die Schule wieder an, und um 1 Uhr wurde theils musikalischer Unterricht gegeben, theils ein Autor erklärt, namentlich Terenz oder Ovid, Virgils Bucolica, Ciceros Briefe, Jesus Sirach und die Sprüche Salomonis. Von 1 bis 2 Uhr wurden die Schüler verhört über die auswendig gelernten Vocabeln und Phrasen. Von 2 bis 3 Uhr hatten kleineren Schüler Selbstbeschäftigung, die größeren aber wieder der Vorlesung des Lectors beizuwohnen. Um 3 Uhr war Stylübung, bis man zu Chor ging, und nach dem Gottesdienste fand Abendessen statt. Später am Abend hatten die Schüler das Aufgegebene auswendig zu lernen. Am Mittwoch Morgen wurde nach dem Gebete bis zur Kirchzeit Griechisch getrieben. Um 12 Uhr war Stylübung nach dem Erasmus, bis man wieder zur Kirche ging. Am Sonnabend von 6 bis 7 Uhr wurde der Katechismus gelehrt, von 7 bis 8 Uhr das auswendig gelernte Latein verhört, und 8 bis 9 Uhr die Arbeiten der Schüler durchgesehen. Darauf wieder Chorgesang. Um 12 Uhr Examinatorium über den Unterricht in der ganzen Woche; um 3 Uhr Erklärung des Evangeliums des nächsten Sonntags, wie der Epistel am Sonntag-Nachmittage.

Das Gymnasium hatte zwei Lehrer, die promovirte Magister sein mußten, die mit den Knaben zusammen speisten und dabei die Aufsicht führten. Der eine hieß Paedagogus, der andere Lector oder Lesemeister, welcher täglich theologische Vorlesungen hielt und zugleich der Prediger und Beichtvater des Klosters war. Der Pädagog stand der ersten, der Lector der zweiten Classe vor. Letzterer las am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag über die vier Evangelien und abwechselnd über einen apostolischen Brief, am Nachmittage um 3 Uhr über das Examen theologicum oder die Loci communes von Melanchthon, oder über die Margerita theologica, zuweilen auch einen der kleineren Propheten; Mittwochs um 9 Uhr erklärte er in der Kirche die Psalmen und Nachmittags die Dialektik und Rhetorik Melanchthons. Am Sonnabend Morgen lehrte er Dialektik und am Nachmittage den Katechismus.

Im Jahre 1587 wurde die Schulordnung in einigen Artikeln renovirt, und 1595 beabsichtigte man eine Verlegung des Gymnasiums, was jedoch nicht zur Ausführung kam. Der zweite Lector an der Anstalt, M. Simon Brandes, wurde wegen seiner Lehre über die Gnadenwahl und über die Person Christi verdächtig und