Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/264

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Allein in Rücksicht auf die Landbevölkerung im Allgemeinen dürfen wir auch hier nicht ganz mit Stillschweigen übergehen, daß derselben ein beträchtlicher ökonomischer Vortheil durch die Reformation zufiel. Es war dies die Erleichterung, die im Zehntenwesen stattfand, von der wir früher ausführlicher gehandelt haben. Und es ist nicht in Abrede zu stellen, daß dieser Umstand, der zu den unmittelbaren thatsächlichen Folgen der Reformation gehörte, sehr geeignet sein mußte, derselben in einem großen Theil des Landes die Neigung zuzuwenden, und es mag dieser Umstand wohl dazu beigetragen haben, daß wir auf dem Lande, abgesehen von den Marschlandschaften, fast nirgends eine Widersetzlichkeit gegen das Reformationswerk wahrnehmen. Wie einstmals das Zehntenwesen die Einführung des Christenthums bei der landbauenden Bevölkerung erschwert hatte, so wurde durch theilweise Minderung der Zehntenleistung unverkennbar die Einführung der Reformation erleichtert.

Aber alle diese materiellen Dinge blieben doch immer Nebensache. Die Hauptsache und der geistige Mittelpunkt des Reformationswerks war und blieb beständig im Anfange und Fortgange desselben, im Ganzen und in allen Ständen, das religiöse Interesse. Sonst hätte das Volk in allen seinen Schichten, besonders das damals noch so wenig unterrichtete Landvolk in weiten Kreisen, ohne Zweifel nicht einen so regen Antheil an dieser Bewegung genommen. Denn mit Recht haben tiefere Historiker ausgeführt, wie die religiösen Ueberzeugungen neben den materiellen Dingen das Hauptinteresse bilden, das jedem Einzelnen ans Herz geht. Allerdings war es eine Lehre, um die es sich handelte, aber eine ganz bestimmte Grundlehre, von welcher der Einzelne, auf welcher Stufe der Geistesbildung und Erkenntniß er stehen mochte, in seinem Innersten sich ergriffen fühlte. Es war die Lehre von dem Verhältnisse des einzelnen Menschen zu Gott; und daß die Reformation bei uns wirklich so aufgefaßt wurde, das bezeugt die Ausdrucksweise, deren man sich anfangs über dieselbe bediente, und wie z. B. der Mann sie schriftlich bezeichnete, der nicht geringes Gewicht darauf legte, daß er der erste gewesen sei, der diese Lehre hierher gebracht habe. Der Mann ist Bendix von Ahlefeldt zu Lehmkulen, verstorben 1586 Propst des Jungfrauenklosters Preetz.

Es war demnach der Lehrsatz von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott durch den Glauben, welcher den Mittelpunkt