Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/265

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Reformation, dieser neuen Evangelisation, bildete[1]. Mithin war es nicht eine Sache des Wissens, sondern des Gewissens, und dies wurde von unserm ernsten Volke ernst genommen. Es kam auf die große Frage an: Wie soll ich selig werden? — Und wo diese Frage allen Ernstes aufgeworfen wird, da ist natürlich die Masse des Volkes, die bei theologischen Fragen der Wissenschaft untheilnehmend bleibt, mit in die Bewegung hineingezogen. Bleiben wir bei den Zuständen der Zeit, als Luther auftrat, stehen, so ist darauf aufmerksam zu machen, daß einerseits die katholische Kirche das Sündenbewußtsein wohl weckte und wach erhielt, vermöge des in derselben vorwaltenden, alttestamentlich gesetzlichen Wesens, somit wie alles Gesetz ein Zuchtmeister auf Christum werden mußte, andererseits aber die rechte Befriedigung und den rechten Frieden bei dem Mangel der unmittelbar evangelischen Verkündigung zu gewähren nicht vermochte, sondern vorwiegend auf äußere Heilsmittel hinwies. Es ist bekannt, welchen Weg Luther selbst in dieser Beziehung hat gehen müssen, und es ist unzweifelhaft, daß es bei uns der geschreckten und angefochtenen Gewissen nicht wenige gab. Da bot nun die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben den um ihr Seelenheil bekümmerten Gemüthern einen Weg des nur durch Christum, nicht durch die Kirche und deren Satzungen oder Anstalten und die Heiligen vermittelten Zutritts zu Gott dar. Dabei kam es aber ebenso wohl darauf an, diese Lehre von dem Glauben und der Gnade ins Licht zu stellen durch Hinweisung auf die Schrift, als auf einen Kampf wider das, was im Widerspruch mit der Heiligen Schrift sich geltend gemacht hatte. Dieser Kampf, in den man zu treten genöthigt war, konnte aber nur mit den geistigen Waffen der Wissenschaft geführt werden. Daher das Vorwalten der Predigt, die Verbreitung der Bibel und auf dieselbe hinweisender Schriften, zum mindesten des Katechismus als kurzen Inbegriffs der nothwendigsten Stücke christlicher Erkenntniß. Daher wurden auch Disputationen angestellt, in welchen die Vorfechter der einander gegenüber stehenden Parteien über die Lehre verhandelten. Es war folglich sehr natürlich, wenn die Lehre hauptsächlich hervortreten


  1. Wir möchten unsere Leser auf die Vorrede von Merle d'Aubigné (Professor der Theologie in Genf, früher französisch-reformirter Pastor in Hamburg und darauf in Brüssel) zu seinem großen und umfänglichen Werke über die Geschichte der Reformation hingewiesen haben.