Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/319
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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suchen, folglich Dasjenige hervorzuheben bestrebt sein, was die Beziehungen der Schule zur Kirche betrifft, wobei freilich eine genaue Abgrenzung manchmal schwer ist. Um die Masse des Stoffes bewältigen zu können, müssen Abtheilungen gemacht werden. Zuvörderst haben wir daher die Zustände vor der Errichtung der Schullehrer-Seminare uns zu veranschaulichen, das will sagen, bis um das Jahr 1781, obwohl diese Zustände begreiflicherweise über jenen Zeitpunkt hinaus fortdauerten, weil die Seminare nicht sogleich wirken konnten. Dann haben wir von den Seminaren die nöthigen Nachrichten beizubringen; endlich die veränderten Einrichtungen und Zustände zu beschreiben bis auf die Erlassung der Allgemeinen Schulordnung von 1814.
Blicken wir auf den Anfang dieses ganzen Zeitraumes, so war allerdings manche Grundlage für die künftigen vollkommeneren Gestaltungen schon vorhanden; aber im Allgemeinen waren die Zustände doch höchst mangelhaft, besonders auf dem Lande, jedoch selbst in den Städten, wo man von jeher das Bedürfniß guter Schuleinrichtungen am meisten gefühlt hatte, abgesehen von den Marschdistricten im Westen unseres Landes. In den Städten hatte man auch für umfassendere Einrichtungen die nöthigen Mittel, und war im Stande, geschicktere Lehrer herbeizuziehen durch Darbietung eines besseren Lebensunterhalts.
In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts äußerte auch in unserer Heimath das „Naturevangelium der Erziehung“, wie Goethe Rousseau's Emil treffend nannte, von dem Genfer Bürger Jean Jaques Rousseau (geb. 1712, gest. 1778) und der darauf gebaute Philanthropinismus von dem Schulmanne Johann Bernhard Basedow[1] (geb. zu Hamburg den 11. September 1723, gest. zu Magdeburg den 25. Juli 1790) seinen nicht unbedeutenden Einfluß. Wir dürfen aber sagen, daß unsere legislatorischen Erlasse in der Hauptsache den positiv christlichen Boden nie eigentlich verloren haben. An dieser Stelle haben wir jedoch nicht die Absicht, allgemeine Reflexionen anzustellen, denn wir halten es unserer specialhistorischen Aufgabe für mehr entsprechend, wenn wir unsere Zustände, wie sie in Wirklichkeit waren, deutlicher zu vergegenwärtigen und in Beziehung auf eine bestimmte Oertlichkeit uns zur
- ↑ Meyer, Ueber Basedow's Leben und Charakter. Hamburg 1791 u. 92.