Wasserhorst Nr. 4
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Einleitung
Wasserhorst Nr. 4, Hof in Wasserhorst, Gemeinde Blockland, Stadt Bremen
Adresse: Wasserhorst Haus Nr. 4 (Pfarrhaus). Lage auf der Höfekarte anzeigen.
Geschichte des Hauses
Das jetzige Pfarrhaus in Wasserhorst steht nicht auf der Stelle des alten. Letzteres lag viel mehr hart am Wege, etwa zwanzig Schritt
von dem jetzigen Pfarrhause entfernt nach Südosten hin. Wann das erste Haus dort erbaut worden ist, läßt sich nicht mehr feststellen.
Die erste Nachricht, die über das Pfarrhaus gefunden worden sind, stammen aus dem Jahre 1632; sie finden sich in einem Bittschreiben
des Pastors J. Gravaeus an den Rat, worin er sich u. a. bitter über den durch die Kriegsvölker verursachten wüsten Zustand des Pfarrhauses beklagt, worin nur eine Stube bewohnbar sei. Auf seine dringende Bitte um Abhilfe wurden Kirche und Pfarrhaus 1633 einer umfangreichen Besserung unterzogen, worüber die Abrechnung im Archiv erhalten ist. Im Jahre 1688 wurde das Pfarrhaus um 15 Fuß verlängert, wozu aus Bremen Geschenke in Höhe von 103 Rtlr. beigesteuert wurden. Damals wurde auch ein Abort darin eingerichtet, welches bisher noch nicht dagewesen war. Um die Mitte des 18. Jahrhuderts wurde das Pfarrhaus so baufällig, daß eine Erneuerung dringend notwendig war. Infolgedessen genehmigte der Senat 1851 eine öffentliche Sammlung zur Erbauung eines neuen Pfarrhauses in Wasserhorst in ganz Bremen, die von allen Kanzeln bekannt gemacht und durch den Wasserhorster Pastor und die Kirchenvorsteher erhoben wurde. Zur Stiftung sämtlicher Fenster erboten sich die Herren Rheder, denen der Senat dazu die Genehmigung erteilte. Da der Ertrag der Sammlung bei weitem die Kosten des Pfarrhausbaues nicht deckte, so wurde im Herbst desselben Jahres zum zweitenmal kolektiert. Die Eingesessenen in der Gemeinde waren durch eine kurz vorher herrschenden Viehseuche und darauf durch eine Wasserflut sehr mitgenommen und die Kirchenmittel "durch den schweren Kirchenbau" erschöpft, so das sich außerstande sahen, den Pfarrhausbau zu bezahlen. Die Kosten betrugen insgesamt 1500 Tlr. Da die beiden Sammlungen nur 794 Tlr. ergaben, mußte der Fehlbetrag größtenteils durch eine Anleihe gedeckt werden.
Im Sommer 1828 wurde eine gründliche Reparatur des Pfarrhauses unter Leitung des Bauinspektors Stamm, "Stadt- und Landbaumeisters", vorgenommen mit einem Kostenaufwand von 350 Rtln.
Dieses Haus hat dann gestanden bis zur Erbauung des jetzigen Pfarrhauses im Jahre 1901. Es war im Äußern den Bauernhäusern ähnlich, ein einstöckiger Fachwerkbau mit Strohdach. In der
Südostseite befand sich die große Einfahrtstür, über der folgende Inschrift eingeschnitten war:
'FUER WASSERS NOTH UND FEUERS BRANDT'
'BEWAHR GODT DIESES HAUS UND LANDT. 1751.'
Dahinter befand sich die Viehdiele, an deren Seiten Pferde- und Kuhställe lagen. Das Wohnhaus war durch eine Scherwand von der Diele abgetrennt. Die Wohnräume umrahmten einen geräumigen Flur.
Die Wohnstube lag sonnig, dicht an der Straße; ihre kleinen Fensterscheiben mit blühenden Blumen davor, ihre breiten Fußbodendielen, ihr gemütlicher Ofen und ihre niedrige Decke gaben ihr ein anheimelndes,
trauliches Gepräge. Die übrigen Zimmer dagegen lagen absonnig, waren feucht, unfreundlich und ungesund.
Die Gemeinde entschloss sich aus diesem Grunde 1901, ein neues Pfarrhaus zu erbauen. Am 2. Juni legte Pastor Lolling den Grundstein. Als das neue Haus der Vollendung nahe war, brach - wahrscheinlich
infolge Schadhaftigkeit eines Schornsteins - im alten Haus Feuer aus. Pator Lolling schildert den Brand sehr anschaulich mit folgenden Worten:
"Es war am Morgen des 18. Juli 1901 an einem heißen Sommertag, als ein Maurergeselle von der Baustelle des neuen Hauses ins alte Pfarrhaus stürzte mit dem Rufe: "Herr Pastor, das Haus brennt!"
Ich rannte sofort zu dem Eichenschrank, in welchen die Kirchenkasse mit den Wertpapieren, sowie meine eigene Kasse sich befanden. Dann eilte ich aufs Stubenzimmer, um dort zu retten, was zu retten war;
aber ein dichter Qualm zwang mich bald, den Platz zu räumen. Nur wenige Bücher konnte ich aus dem Fenster werfen. Meine ganze Bibliothek, sowie Kirchenbücher und Aufzeichnungen, die mir lieb und der
Gemeinde so wertvoll waren, mußte ich zurück lassen. Ein Maurergeselle war mir gefolgt. Er rettete in der Aufregung nur ein alte Fernrohr. In dem Qualm fand er den Weg nicht mehr. Ich mußte ihn am Arm
ergreifen und mit ihm die Treppe hinunter eilen, die bereits brannte. Noch einmal versuchte ich aus dem Wohnzimmer wertvolle Andenken zu retten; aber schon rief man mir von der Straße aus zu: "Herr Pastor,
retten sie sich!" So sprang ich denn aus dem Fenster auf die Straße und kurz nachher stürzte das Dach zusammen. Infolge der großen Trockenheit, die seit mehreren Wochen geherrscht hatte, brannte das Strohdach
wie Zunder und eine Viertelstunde nach Ausbruch des Brandes stand das Haus in hellen Flammen. Eine Stunde später war an der Stätte des Pfarrhauses ein wüster Trümmerhaufen."
So beklagenswert dieser Brand wegen des Verlustes der Kirchenbücher und anderer unersezlicher Gegenstände war, für die Gemeinde war er insofern von großen Nutzen, als sie von der Brandversicherungsgesellschaft
Thuringia die Versicherungssumme im Betrage von 9225 Mark ausbezahlt erhielt. Da sie außerdem von der Senatskommission einen Zuschuß zu den Baukosten des neuen Pfarrhauses in Höhe von 4700 Mark bewilligt
erhalten hatte, so brauchten sie selbst nur einen geringen Teil der Bausumme aufbringen. Diese betrug einschließlich der Ausgaben für die Zisterne, die Öfen, die Garteneinfriedung, die Veranda, sowie für das Tapezieren
und Malen im Hause 21098 Mark. Erbaut wurde das Haus von dem Bauunternehmer Behrens in Burgdamm nach Zeichnungen des Bauunternehmers Lürßen in Ritterhude. Es ist praktisch eingerichtet und sehr geräumig.
Der Pfarrgarten, welcher sich an der Wümme entlang zieht, ist sehr groß und fruchtbar. Die alten Linden, Eschen, Ellern, Ulmen und Weidebäume vereinigen sich mit den hohen alten Obstbäumen und den jungen
Anpflanzungen zu einem schönen Ganzen. An der Stätte des alten Pfarrhauses wächst jetzt das herrliche Gemüse, reift das Obst, blühen die Blumen und gedeihen die Beeren. Das Grundstück, auf dem die alte Pfarrscheune
stand, ist zum Pfarrgarten geschlagen worden, der dadurch eine bedeutende Vergrößerung erfahren hat. Zur Befestigung des Garten an der Flußseite ist viel geschehen, durch zwei starke Schlengen und große Ladungen
Wesersand und Steinschutt.
Möge das Pfarrhaus allezeit eine Stätte des Segens sein und bleiben für seine Bewohner und für die Gemeinde!
(Aus Heinrich Hoops Buch "Geschichte des Blocklandes")