Randegg (Gottmadingen)

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Disambiguation notice Randegg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Randeck.


Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Baden-Württemberg > Regierungsbezirk Freiburg > Landkreis Konstanz > Gottmadingen > Randegg

Randegg/Gemeinde Gottmadingen innerhalb des Kreises Konstanz

Einleitung

Randegg mit ca. 1.380 Einwohnern ist ein Ortsteil der Gemeinde Gottmadingen im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg.

Wappen

Randegger Wappen

Das Randegger Wappen ist der rote Löwenkopf.

Allgemeine Information

Randegg grenzt westlich an die Gemeinde Dörflingen und östlich an die Gemeinde Buch, beide im Kanton Schaffhausen in der Schweiz, sowie südlich an die Gemeinde Gailingen am Hochrhein in Deutschland. Durch Randegg fließt das Flüsschen Biber, das unterhalb von Stein am Rhein in den Hochrhein mündet.

Am Westrand des Dorfes auf einer Kuppe steht Schloss Randegg und wird von einer Ringmauer umgeben. Die Burg ist im Jahre 1214 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und war die Stammburg der Herren von Randegg. Die Herren von Randegg verließen mit der Zeit ihre Stammburg und ließen sich in Schaffhausen nieder. Das Schloss ist heute in Privatbesitz und kann nicht regulär besichtigt werden.

Politische Einteilung

Zur ehemaligen selbständigen Gemeinde Randegg - seit 1. Juli 1974 ist sie ein Ortsteil der Gemeinde Gottmadingen - gehören:

  • das Dorf Randegg
  • der Weiler Murbach
  • das Gehöft Kaltenbach
  • die Häuser Im krummen Risi (Petersburg)
  • Untere Buchwies.

Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde liegen außerdem die abgegangenen Ortschaften Hof in dem Hard und Karpen.

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Jüdische Gemeinde

In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Hegau gehörenden Randegg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Um 1656 konnten sich die ersten Juden ansiedeln.

  • 1696 waren es sechs Familien,
  • 1743 13 und
  • 1806 39 Familien.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:

  • 1807 178 jüdische Einwohner,
  • 1825 289 (40,5 % von insgesamt 713 Einwohnern),
  • 1849 351,
  • 1875 225,
  • 1885 252 (27,4 % von 921),
  • 1900 179 und
  • 1905 169.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Konfessionsschule bis 1876), das Rabbinat, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Für die jüdische Schule wurde 1844/45 ein eigenes Schulhaus erbaut. Als Besonderheit hatte Randegg bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts einen eigenen Ortsrabbiner, nach einer Angabe von 1902 (Quelle) "seit mehr als 150 Jahren". Zwar wurde Randegg 1827 dem Bezirksrabbinat Gailingen zugeteilt, doch legte die Gemeinde auch weiterhin Wert auf ihren eigenen Rabbiner. Neben dem Rabbiner hatte die Gemeinde zur Besorgung religiöser Aufgaben einen Lehrer (bis 1876 Elementarlehrer), der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.

Beim Novemberpogrom 1938 erschien tagsüber am 10. November in Randegg, von Gailingen kommend, ein SS-Kommando aus Radolfzell. Dem amtierenden Bürgermeister Emil Schneble wurde verboten, das Haus zu verlassen. Eine SS-Wache wurde ihm vor die Haustüre gestellt. Schneble legte kurz Zeit darauf sein Amt nieder. Die noch in Randegg lebenden Juden mussten sich versammeln und wurden in die Kastenwagen der SS, die bei der Bachbrücke abgestellt waren, eingesperrt. Die Feuerwehr wurde alarmiert, um die Wohnhäuser um die Synagoge abzuschirmen. Die Anlieger der Synagoge wurden aufgefordert, die Fensterläden zu schließen und die Fenster zu öffnen, weil die Synagoge gesprengt würde. In der Synagoge wurden, nachdem die Tür eingerammt war, Sprengkörper gelegt. Die Sprengung brachte die Decke der Synagoge zum Einsturz; auch die an die Synagoge anstoßende Wand des Rabbinerhauses stürzte ein. Wenig später wurde die Ruine abgebrochen.

Von den in Randegg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):

Caroline Bernheim geb. Weil (1877), Emil Biedermann (1907), Isidor Biedermann (1901), Rosa Biedermann geb. Hilb (1868), Else Bildstein geb. Bloch (1891), Bonna Bloch geb. Rothschild (1874), Friedrich Bloch (1883), Gertrud Bloch (1913), Joseph Bloch (1882), Lina Bloch geb. Liebmann (1876), Max Bloch (1894), Salomon Bloch (1870), Salomon Bloch (1901), Sophie Bloch (1879), Rosa Blum (1888), Ester Cohn geb. Jeselsohn (1910), Simon Eichstetter I (1876), Simon Eichstetter II (1879), Erna Frohwein geb. Guggenheim (1898), Johanna Guggenheim geb. Wolf (1876), Salomon Guggenheim (1877), Siegfried Guggenheim (1879), Tony Guggenheim (1887), Wilhelm Guggenheim (1885), Leonie (Lea) Herzog geb. Pikard (1882), Karoline Rahel Hilb (1876), Else Kahn geb. Jeselsohn (1910), Erich Kahn (1903), Mina Krautmann geb. Eichstetter (1876), Hedwig Lißmann geb. Guggenheim (1905), Juditha Löwenstein geb. Weil (1882), Rosa Marx geb. Schwab (1888), Alfred Nothmann (1920), Hedwig Nothmann geb. Bielschowsky (1892), Martha Oppenheimer geb. Rothschild (1901), Florina Ottenheimer geb. Bloch (1876), Jenny Rechelmann geb. Bloch (1877), Marie Reutlinger geb. Biedermann (1878), Louis Eliser Rosenthal (1869), Salomon Rosenthal (1866), Adele Rothschild geb. Guggenheim (1869), Bernhard Rothschild (1922), Berta Rothschild geb. Lederer (1884), Hermann Rothschild (1873), Hermann Rothschild (1908), Joseph Isidor Rothschild (1924), Karl Rothschild (1925), Moritz Rothschild (1887), Moritz Rothschild (1892), Recha Rothschild geb. Rothschild (1892), Lajzer Rzeszewski (1898), Ernst Sander (1908), Siegfried Schwab (1895), Adele Weil geb. Löwenstein (1885), Dolzine Weil geb. Harburger (1853), Heinrich (Henri) Weil (1893), Luise Weil (1885), Mary Weil (1896), Martha Wertheim geb. Metzger (1896).

Katholische Kirche

Seit 1328 sind in Randegg Kapläne nachweisbar, die Mutterpfarrei war Gailingen am Hochrhein, über dem Rauhenberg gelegen.

Im Jahr 1663 wurde St. Ottilia Randegg zur eigenständigen Pfarrei erhoben. In diesem Jahr wurde auch die Rosenkranzbruderschaft gegründet, das Rosenkranzbuch befindet sich im Pfarrarchiv. 1756 bestand über allem Kirchenbesitz eine Pfandherrschaft der Augustiner - Chorherren im Kloster Beuron. Diese hatten die Kirche für 61.000 Gulden gekauft. In dieser Zeit wurde der spätgotische Chorraum neu gestaltet im Stil der spätbarocken Epoche (Rokoko).

Schon der älteste Sakralraum in Randegg, die Schlosskapelle, unterstand dem Patronat der heiligen Ottilia. So lag es nahe, die im 13.Jahrhundert erbaute Kirche (damals noch nicht Pfarrkirche) der Patronin der Augenleidenden und Blinden zu weihen.

Der Turm stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. Mit seinen glasierten Dachziegeln und der schiefen Spitze ist er ein schönes und markantes Wahrzeichen von Randegg. Im Kirchturm befindet sich die älteste datierte Glocke Deutschlands aus dem Jahr 1209.

Heute gehört die katholische Gemeinde St. Ottilia zur Seelsorgeeinheit Gottmadingen, diese wiederum ist dem Dekanat Hegau bzw. dem Erzbistum Freiburg zugehörig.

Geschichte

Randegg lag im Mittelalter an der sog. Königsstraße, die von Ulm über Stockach nach Schaffhausen führte und so hat Randegg dieser Straße bis weit ins 19. Jahrhundert viel zu verdanken: Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben, Poststation, Zollamt, die Gasthöfe Adler und Krone an der Durchgangsstraße.

Randegg gehört dennoch nicht zu den alten Dörfern im Hegau. Das älteste schriftliche Zeugnis des Ortes findet sich in einer Urkunde des Bodenseeklosters Salem von 1214. Die St. Ottilienkapelle wurde erst im 17. Jahrhundet Pfarrkirche. Im Vergleich mit den benachbarten Orten im Hegau mit den typisch alemannschen -ingen-Endungen ist Randegg also ein junges Dorf.

Das Geschlecht der Randegger Ortsherren gehörte dennoch nicht zu den geringsten im Hegau. Es waren ursprünglich Lehengüter der Klöster Reichenau und St. Gallen sowie der Herren von Hewen, aus denen sie ihre Herrschaft schufen. Randegg mit Gailingen gehörte der älteren Linie des Geschlechts, das sich 1310 teilte. Die Burg auf dem Heilsberg mit den Dörfern Gottmadingen, Ebringen und Riedheim gehörte der jüngeren Linie.

Die Nähe zum Haus Habsburg brachte manche der Herren von Randegg in hohe Ämter. So hatte die Familie von Randegg bspw. 1330 die vorderösterreichische Vogtei über Schaffhausen erhalten. Von 1462-66 wurde einer (Burkhard II.) gar Bischof von Konstanz. Die Herren von Randegg gehörten zu den Rittern im Hegau und zu den Mitbegründern der Gesellschaft vom Georgenschild, mit der die vielen ritterlichen Herrschaften von der Zentrale in Radolfzell aus ihre Besitzungen im Hegau zu verwalten suchten.

1465 kaufte Österreich den Hegau von den bankrotten Tengen-Nellenburg, was die Eidgenossen immer wieder dazu veranlasste in den Hegau einzufallen, erstmals 1499 im sog. Schweizerkrieg, dessen Folgen für die Hegaudörfer verheerend waren.

1520 starb das Geschlecht der Herren von Randegg im Mannesstamme aus. Von der Reformation blieb das Dorf unberührt, da man in den vorderösterreichischen Gebieten dem römisch-katholischen Glauben treu blieb. Die schweizerischen Nachbardörfer Buch und Dörflingen dagegen wandten sich dem reformierten Glauben zu. Das andere Nachbardorf - Ramsen (SH), ebenfalls vorderösterreichisch - wiederum nicht. Das führte dazu die die katholischen Schweizer ganz oft katholische Frauen im angrenzenden Hegau suchten und heirateten.

1611 brach die Pest im Hegau aus. In den Annalen heißt es, dass es zu Randegg zwei Drittel des Volks hingenommen habe. Kaum war die Pest aus dem Land, wütete die Kriegsfurie des 30jährigen Krieges. 1632 kam der Krieg mit den protestantischen Schweden in den Hegau. Zudem hatten es die Hegaudörfer mit dem protestantischen Kommandanten Konrad Widerholt auf dem Hohentwiel zu tun, der von dort aus immer wieder den Berg herunterstürmte um zu pündern und rauben.

1799 kam der Krieg noch einmal nach Randegg, denn französische Truppen quartierten sich ein und die Drangsalierungen begannen erneut.

Die Landeshoheit über die Herrschaft Randegg lag immer bei der Landgrafschaft Nellenburg. Die Randegger mussten also die vorderösterreichischen Beamten in Stockach fragen, wenn sie eine Mühle oder Wirtshaus errichten wollten. Durch den Friedensvertrag von Preßburg 1805 kam der vorderösterreichische-ritterschaftliche Hegau an das Königreich Württemberg und 1810 an das Großherzogtum Baden.

Genealogische und historische Gesellschaften

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

Siehe auch Hermann Franz: Die Kirchenbücher in Baden

Standesbücher

Adressbücher

Häufigste Familiennamen

  • Brütsch
  • Handloser
  • Hirt
  • Fink

Friedhöfe und Denkmale

Bibliografie

  • Literatursuche nach Randegg in der Landesbibliographie Baden-Württemberg online

Genealogische Bibliografie

  • Denzel, Otto : Von Randegger Auswanderern. in: Hegau 14 (1969) 286-289

Historische Bibliografie

Weitere Bibliografie

  • Berner, Herbert: Westlicher Bodensee und Hegau, Verlag Wolfgang Weidlich 1976; ISBN 3-8035-8219-9
  • Berner, Herbert (Hrsg.): Bodman - Dorf. Kaiserpfalz. Adel, Bd.1-2, Jan Thorbecke Verlag, 1977; ISBN 3-7995-5113-1
  • Feger, Otto: Geschichte des Bodenseeraumes, Bd.1-3, Jan Thorbecke Verlag, 1958; ISBN 9783799550024
  • Greuter, Michael: Der Hegau - Traumlandschaft zwischen Schwarzwald und Bodensee, Greuter Verlag, 2019; ISBN 3938566248
  • Losse, Michael & Noll, Hans: Burgen Schlösser Festungen im Hegau; Michael Greuter Verlag 2001; ISBN 3-9806273-2-2
  • Meyer, Fredy (Hrsg.): Römer, Ritter, Regenpfeifer. Streifzüge durch die Kulturlandschaft westlicher Bodensee; Stadler Verlag, 1995; ISBN 3-7977-0322-8
  • Meyer, Fredy: Adel und Herrschaft am Bodensee. Geschichte einer Landschaft, Hegau-Bibliothek Bd. 51, 3. Aufl. 1993; ISBN 3-921413-40-0
  • Meyer, Fredy: Auf Schritt und Tritt. Burgen, Höhlen und heilige Orte; Hegau-Bibliothek Bd.124 2004; ISBN 3-00-015032-3
  • Tüchle, Herman: Kirchengeschichte Schwabens Bd.1-2; Kirche im Lebensraum des schwäbisch-alamannischen Stammes; Schwabenverlag, 1950

Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Randegg

Weblinks

Offizielle Webseiten

Historische Webseiten

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