Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/056
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Wein tranken oder laufen ließen, die Bürger quälten und noch vieles thaten, was schändlich ist und vor dem göttlichen und menschlichen Gerichte nicht bestehen kann. Bei der Stadt Zabern ereilte sie ihr Geschick. Georg Anton von Lothringen, welcher mit einem großen Heere in das Hanauer Land gefallen war, richtete daselbst unter ihnen ein großes Blutbad an; 18,000 Bauern mußten mit ihrem Leben büßen. Bald war der Aufstand jenseits des Rheines erstickt, aber durch Ströme von Blut. Graf Philipp verließ nun Lichtenberg und begab sich auf seine Feste zu Willstett.
Auch diesseits des Rheines war die Bewegung in raschen Fluß gekommen. An die Spitze hatten sich gestellt: Lorenz Hafner aus Neumühl, Hans Schneider und Thomas Furrer aus Bischofsheim, ferner drei aus Willstett, drei aus Lichtenau, fünf aus Scherzheim und sieben aus Muckenschopf (siehe Ruppert). Dies waren aber nur die Häupter der Verschwörung, welche ganze Ortschaften hinter sich hatten. Bald ging kein Bauer mehr über Feld, ohne das Sesselin, das bekannte Hanauer Holzhaumesser, bei sich zu tragen. Am 25. April 1525 bildeten sich große Haufen bei Willstett, welche gegen das Kloster Allerheiligen zogen und es rein ausplünderten. Gleichzeitig brachen bei Lichtenau 8000 Mann über den Rhein und überfielen das Kloster Schwarzach, aus welchem alles, was nicht niet- und nagelfest war, fortgeschleppt, das übrige aber zu Grunde gerichtet wurde. Wir vermögen die Bauernschaft, welche es bis zum Mord und Brand trieb, nicht zu rechtfertigen; wir entschuldigen sie aber damit, daß kaum 100 Jahre vorher die gebildeten und feinen Straßburger, wie Kap. 8 zu lesen ist, zu Rheinbischofsheim eine ähnliche Gräuelscene anrichteten.
Jetzt aber bei Anbruch der Reformation war über die freie Reichsstadt ein neuer Geist gekommen. Nach Vereinbarung mit Markgraf Philipp von Baden suchte sie die Bauernschaft auf gütlichem Wege zur Vernunft und zur Ordnung zurückzuführen. Selbst als die Empörer schon außerhalb der Ortenau