Großherzogtum Hessen/Regierungsblatt 1880/B122
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keine bedeutenden Anschwellungen in der Umgebung derselben vorhanden sind; bei Geburtszufällen und Scheidenvorfall hat er zu prüfen, ob dieselben nicht schon zu lange bestehen und die Geburtstheile noch nicht zu sehr entzündet oder brandig sind; bei Bein- oder sonstigen Knochenbrüchen, ob die Thiere im Uebrigen noch die Zeichen der Gesundheit an sich tragen.
Da nach § 8 der Fleischbeschauordnung bei erkrankten Schweinen und großem Rindvieh, sowie, wenn solche Thiere wegen eines Unglücksfalles später als 6 Stunden nach Eintreten desselben geschlachtet werden, demjenigen Fleischbeschauer, welcher nicht zugleich approbirter Thierarzt ist, eine Entscheidung, daß das Fleisch jener Thiere genießbar sei, nicht zusteht, so hat derselbe zwar auch in solchen Fällen eine genaue Untersuchung vorzunehmen, zugleich aber auch der Ortspolizeibehörde davon die Anzeige zu machen. Dem Thierarzte, welcher zur weiteren Besichtigung zugezogen wird, hat der Fleischbeschauer alsdann seine Beobachtungen genau mitzutheilen.
Nach dem Schlachten haben die Fleischbeschauer ihr Augenmerk auf alle Abweichungen vom gesunden Zustande zu richten.
Bei geschlachteten Thieren gelten folgende Wahrnehmungen als für die Gesundheit derselben zeugend: Fleisch und Fett sind blutleer, von natürlicher Farbe und Festigkeit und haben einen frischen Geruch. Das Blut ist lebhaft roth und gerinnt leicht zu einem festen Kuchen, welcher sich an der Oberfläche, an der er der Luft ausgesetzt ist, heller roth färbt. Magen und Gedärme sind äußerlich glatt, glänzend und feucht, von grauweißer oder auch graublauer Farbe und nicht blutüberfüllt; inwendig erscheinen dieselben mehr faltig und rosafarben. Die Leber hat eine glatte Oberfläche von rothbrauner, oft in`s Bläuliche spielender Farbe; sie ist ziemlich fest anzufühlen und im Innern braun. Beim Durchschneiden finden sich in ihr verschiedene Hohlgänge, die Gallengänge und Adern. Die Gallenblase ist mit grünlichgelber Galle mehr oder weniger gefüllt. Die Milz ist länglich und glatt; ihre Oberfläche ist glatt und von blaugrauer Farbe, färbt sich aber, wenn sie trocken wird, bräunlich. Sie ist etwas weicher als die Leber und hat einen dunkelrothbraunen körnigen Inhalt. Die Nieren sind bei gemästeten Thieren vom Nierenfett umgeben. Ihre Farbe ist die der Leber. Sie haben eine glatte und glänzende Oberfläche und fühlen sich derb an. Das die Bauchhöhle auskleidende Bauchfell, sowie das Gekröse und Netz sind feucht, glatt und blutleer. Bei gutgenährten Thieren finden sich unter dem Bauchfell, sowie im Gekröse und Netz Fettmassen abgelagert. Die Lunge gesunder, geschlachteter Thiere ist blaßroth und zusammengefallen; wenn man sie durch die Luftröhren aufbläst, schwillt sie an. Sie fühlt sich elastisch an, ist sehr leicht und schwimmt auf dem Wasser. Beim Durchschneiden knistert sie. Das Herz ist aus der Oberfläche glatt und glänzend, hat die Farbe des Fleisches und fühlt sich derb an. Am oberen breiteren Theile, dem Grunde des Herzens, sowie in den Furchen desselben und am Herzbeutel sind Fettablagerungen. Das die Brusthöhle auskleidende Brustfell ist glatt und feucht, wie das Bauchfell. Die in derselben enthaltene Flüssigkeit ist von geringer Menge und klarer Beschaffenheit.
Bei gesunden Schlachtthieren erscheint nach dem Abhäuten die Oberfläche des Körpers blutleer; dieselbe Beschaffenheit haben auch sämmtliche Eingeweide.
Die bei geschlachteten Thieren vorkommenden Abweichungen von dem hier beschriebenen gesunden Aussehen zerfallen in 1) Fehler, welche den Werth der Thiere und deren Fleisches nicht beeinträchtigen; 2) Fehler, welche das Fleisch der Thiere zwar als genießbar, nicht aber als ladenrein erscheinen lassen; 3) Fehler, welche das Fleisch der Thiere als ungenießbar erscheinen lassen.