Hamm (Haltern)
Genealogien: Die Darstellung der früheren Einwohner und ihrer Nachfahren in dieser Bauerschaft begreift sich als eine Gemeinschaft der Lebenden und Verstorbenen. Dabei wird den Vorfahren der gebührende Respekt erwiesen, nachdem auch deren frühere Gräber um 1975 um Haltern (Friedhof Hamm) verschwunden sind. Durch die Nennung ihrer Namen wird hier an sie erinnert. Diese Darstellung entreißt sie der Vergessenheit und errichtet ihnen eine Art Denkmal.
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Zeitschiene vor 1803
Historische Lage
- Bauerschaft Hamm
- im Kirchspiel Hamm
- Bauerschaft im Kirchspiel Oer bis 1647, ab 1647 Kirchspiel Hamm-Bossendorf
Namensauslegung
Hamm ist ein Wohnstättenname und kann seine Bedeutung erhalten durch:
- 1. Ham (mnd.) => „eingefriedetes Land“ (Fischteich eines abgeteilten alten Flußbettes, in Form eines beutelförmiges Netzes)
- 2. up dem Hame (mnd.) => Geländelage (Wehranlage) nach der Form eines Kummets = Halsgeschirr für Zugtiere (Pferde oder Ochsen)
- 3. Hamen => „beutelförmiges Netz“, dessen Öffnung an einem Reif mit einem Stiel befestigt ist (Fisch-, Vogelfang).
Im mittelalterlichen Latein bedeutete "Ham" einen Ring, der etwas hält, so wie später in der Landwirtschaft der Kuhhamen ein halber hölzerner Ring ist, den man den Kühen um den Hals legt, um sie damit an der Krippe zu befestigen. Im Osnabrück ist im 18. Jhdt. ein Hamm sowohl ein Hamen zum Fischfang, als auch ein Kummet, daher es damals dort eigene Hammmacher gab, welche solche Joche oder Kummete machten.
Als Simon von Gemen die Einkünfte des "predium in Hamma" 1226 für die Kleidung der Nonnen abtrat, war allen Beteiligten die Lage des Gutes in der Nachbarschaft klar und Zusätze zur Lage mußten nicht gemacht werden. Es war wohl die urkundliche Ersterwähnung der Bauerschaft Hamm. Der 1226 dabei erwähnte "sacerdos Gottschalk" dürfte in Hamme bei Bochum anzusiedeln sein.
Wohnten die Urkundenden weiter weg, waren zur Vermeidung von Verwechlungen Zusätze erforderlich. Noch 1378 heißt es in einer Urkunde: "in die Kapelle zu Bosnippe, gelegen bei dem Hammerberge", gemeint war die neue Kirche (Kapelle) beim Hammerberg und nicht die sogenannte Ludgeruskapelle in "Kerkbossendorf". Erst in dieser Zeit bildeten sich die Unterbauerschaften Hamm und Puppendael als Nachbarschaften und Ortsteile des sich allmählich festigenden neuen Kirchspiels Hamm, im Gegensatz zum wesentlich älteren "Bosnippe", auch in der allgemeinen Urkundssprache stärker heraus.
Die mit "Albertus de Hamme zu Holthausen" 1277 im Amt Bochum und im Stift Essen in Urkunden auftretende Familie "von Hamm" ist zu unterscheiden von der der Familie auf Haus Hamm in Buer, beide Familien siegelten unterschiedlich und hatten unterscheidbaren Besitz im Kirchspiel Hamm-Bossendorf, imteressant ist bei allen Familien der Ring (Ham) im Siegel.
Kirchspiel
Bauerschaften im historischen Kirchspiel Hamm-Bossendorf im Kreis Recklinghausen (Regierungsbezirk Münster) | |
Bossendorf | Hamm | Herne | Sickingmühle | Ortsseil Waldsiedlung | und das freiadelige Haus Hamm | |
Kirchweihe
Mit der Festlegung der Kirchweihe der Kapelle "St. Crucem s. t. Invent." in Hamm(e) auf den Tag St. Geriodis et Victor, den 10. Oktober 1298 durch Wigbold von Holte, Erzbischof von Köln (1297-1304), wird Hamm wohl erst durch die Kirche eine erwähnenswerte Bauerschaft.
Brücke "vor dem Hamme"
(DAM Die Münsterischen Chroniken des Mittelalters S.128) „ Und do he vede hadde myt den greven van der Marke, makede he twye ene bruggen over de Lyppe, und dar over dede he dem greven groten schaden. Men to den lesten wart he gevangen by der bruggen vor dem Hamme myt luttik syner holpere, van ongeluck und versumnysse der Hessen. Men he wart umme dat geliick wedder quiit. Und yn der vencknyssen wart Halteren gewunnen und dat krech he hertelike weder, vermiddes heren Bitter. Und do venck he syner vyande vele und satte se yn den toern to Dulmene und schatede se.“
Im Jahre 1317 wird bei der Befreiung Halterns von der Brücke „vor dem Hamme“ berichtet. Aus der Bezeichnung „auf dem Hamme“ wurde später „auf dem Stein“ und eine Fischereigrenze auf der Lippe zwischen Haus Ostendorf und Haltern.
Hamm als Kirchdorf
Im Jahre 1319 wird der "dominus Johannes in hame et busnippe quodam plebanus" erwähnt. Hamm ist wegen der Nähe zu Bossendorf klar zu identifizieren. Nur noch 1378 heißt es einmal " Kapelle zu Bosnippe gelegen bei dem Hammerberge ", danach wird es eindeutig.
Capella to Hamme (bei) Halteren
1410 unterhält das Stift Xanten hier den Hebebezirk "Capella to Hamme (bei) Halteren", wobei zur genauen Identifizierung von Hamm die Beiworte "Capella" für die neue Kirche "Halteren" für die Lage benutzt werden, denn Xantener Abgaben werden an mehreren Orten mit dem Namen Hamm erhoben.
Oberhof zu Hamm
In Hamm-Bossendorf war auch das Erzstift Köln selber mit einer „curia de Hamme“ in „Butsneppe“, vertreten. Eine Lage zu "Hamm" ist vor der Errichtung einer Kirche in der Bauerschaft Hamm in Urkunden nicht nachzuweisen, der Hauptorte waren vorher Flaesheim oder „Kerkbutsneppe". Mit der „curia de Hamme“ in „Butsneppe“, waren Graf Adolf von Altena und sein Neffe Friederich von Isenberg gemeinsam vom Erzbischof zu Köln (1193-1205) Adolph I. Graf von Berg und Altena seinerzeit belehnt worden und hatten dieses Lehen dann weitergegeben. Über diesen Weg wird das Gut zu Hamm um 1260 übrigens an den Landdrosten der "Märker" Berhnhard Bitter im Amt Blankenstein etc. gekommen sein, dessen Enkel Bernhard Bitter Märkischer Burgmann zu Strünkede war und 1316 auf Haus Ostendorf saß. Dies als Tatsache unterstellt, müßte das Patronatsrecht an dieser neuen Kirche an den Lehnsinhaber der „curia de Hamme“ gefallen sein.
"Curia de Hamme" auch in Polsum?
In einem Urbar aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, einer Handschrift auf Pergament aus dem "Arcchief van den Hoogen Rad van Adel im Haag" registriert eine gesonderte Abgabe einer "curia de Hamme" von 4 Maltern Roggen. Hierbei muß es sich um einen großen Lehns- oder Meierhof mit einem entsprechenden Einzugsgebiet gehandelt haben (wie ein Oberhof des Stiftes Essen). Um den Schultenhof als Oberhof in Hamm muß es sich dabei nicht unbedingt gehandelt haben, dieser war bereits Teil des Uppelschen Lehens in Hüppelswick. Als "Curia de Hamme" kann eher ein entsprechend großer Hof von eher mindestens 15 Maltergesähe Umfang vermutet werden (z.B. der Hof Hamm an der Kirche in Polsum).
Vilikationshaupthof Hamm
Freistuhl am Hammerberg
- An dem durch durch die westliche Haardt heraufziehenden alten Weg lag an dem Hammerberg im Jahre 1403 ein Freistuhl.
Familie von Hamm gt. Hemmerberg
- 1414 Domin. in octava penthecostes (= den 03.Juni) Everd Horst, Freigraf des Erzbischofs zu Köln im Vest Reklinghausen, bekundet, daß Johan von der Hasselebecke, gen. Reythorn, an Wennemar Hemmerberch sein Gut Huchtebroke im Kirchspiel Buer verkauft hat. Zeugen die Freischöffen: der alte Johan ton Vorwercke, Johan van Bachem, Sander Berkendael und Johan ton Vorwerck der junge. Der Richter und die Verkäufer hingen ihre Siegel an. Dat. A.dom. MCCCCXIV dominica in octava penthecostes.
Schultingh gt. Hemmerberg
- 1467 Gibt der Freigraf Johan, Freigraf des Wennemars von Heiden bekannt, das Wilhelm Schultingh genannt Hemmerberg zu einem Gerichtstag vor dem Freistuhl zum Haselhof (bei Marbeck) geladen war.[1]
Wiederkaufsrecht bei Darlehnsaufnahme
- Schließlich überträgt am 11.12.1473 Coep van Hamme dem Ritter Goesen von Raesfeldt das Wiederkaufsrecht auf den (Schulten-) Hof „zum Hamme“ (AL Urkunden). Das Rückkaufrecht des für ein Darlehen des in Pfand gegebenen lehnbaren Hofes war erloschen.
Umfang des Oberhofes Hamm
Anna von Hamm (1511/1527) brachte ihren Lehnsteil des Hofes zu Hamm dem Dietrich de Grave mit in die Ehe. Damit waren sie beide Lehnsinhaber ihres Anteils des „ Hof tho Hamme“ (Hamm-Bossendorf), im Besitz einer Wohnung zu Buer, von Hof Nyehoff, Gut „ter Borch“ und Immynchoff z. Polsum.
Im Stadtarchiv Dorsten, Nachlaß Strotkötter, Regesten Haus Beck, befindet sich die Abschrift einer undatierten Liste des Hofes zu Hamm: „Instructio liquidatoris fructorum“. Sie kann nur aus der Zeit zwischen 1511 bis 1557 stammen.
Die Strotköttersche Liste führt den zeitlichen Umfang des Meierhofes zu Hamm wie folgt an: Instruction liquidationis fructorum der Hof to Hamme, so durch Goswin von Raesfelt (1435/1503) geteilt, so daß zwei Wohnunge daraus gemacht seins, worauf 2 Schulten sitzen, der eine, Johan Schulten, thuet jährlich (in) durstenschen Maeßen 3 mold Roggen, sonst 1 olden Schild, 6 Hühner, 3 Goldgulden. Der andere, Wessel Schulten: (gibt) 3 mold Roggen, 1 olden Schildt, 3 Goldgulden Diensgeld, 6 Hühner. Zu dem ganzen Hof Hamm gehören folgende Kotten:
- 1.) Bley: jährlichs 2 Scheppel Roggen, ½ olden Schildt, 1 ½ Goldgulden, 4 Hühner.
- 2.) Werner (Wennemar), der und der Molner (gemeinsam) wohnet: 3 ½ Scheppel Roggen, 3 Rudolf Gulden, 1 ½ Goldgulden Dienstgeld, 1 Pund Wachs, 4 Hühner.
- 3.) Baden: 1 courant Gulden, 1 Gulden Curant Dienstgeld, 1 Pund Wachs, 4 Hühner.
- 4.) Koister: 1 Goldgulden courant, 1 Goldgulden courant Dienstgeld, 1 Pund Wachs, 4 Hühner.
- 5.) Fischerei im Hof zu Hamm gelegen, tüschen van Kalden Kolk und der Voirt (Furt) tho Boßneppe.
Wann die Grawe (de Grawe zu Buer) die verpachten wollt, (betrüge diese) jährliche Pacht so 25 Goldgulden. Die vorgenannten Leute sind Anrechtens auf den Lenckelar Marcken und der Hemoide und haben daselbst Markenrecht etc., macht jährlichs 25 Goldgulden, außerdem jährlichs 1 malt Roggen oder 1 Goldgulden.
Allodialbesitz
Am 05.06.1557 erhält schließlich das Haus Ostendorf, durch einen Vergleich mit dem Erzbischof von Köln, Anton Graf von Schaumburg (1556-58), Herr zu Gemen und Pfandherr des Vestes Recklinghausen, die angezweifelten Rechte über den (Schulten-) Hof zu Hamm mit allem Zubehör und endgültig. Erst im 17. Jahrhundert bezeichnen sie sich in Urkunden als Herren zu Ostendorf und Hamm.
Kirchenwesen Hamm-Bossendorf
Kirchengeschichte (kath.)
- (1.Teil) Hamm-Bossendorf/Kapelle zu Bossendorf
- (2.Teil) Hamm-Bossendorf/Kirche zu Hamm, Gründung und Vereinigung von Hamm und Bossendorf
- (3.Teil) Hamm-Bossendorf/Vereinigte Kirchdörfer, Meßkornpflichtige, Ländereiverpachtung
- (4.Teil) Hamm-Bossendorf/Status 1741, Einkünfte von Ländereien
- (5.Teil) Hamm-Bossendorf/Pfarrarchiv, Übersicht des lokalen Pfarrarchivs, einschließlich Kirchenbuchverzeichnis.
Zeitschiene nach 1802
Landesherren
- <1803 Kurfürstentum Köln, Vest Recklinghausen, Kirchspiel Hamm
- 25.02.1803 R.D.Hs., Herzogtum Arenberg , Grafschaft Recklinghausen, Niedervest, Kirchspiel Hamm
- 12.07.1806 Rheinbundakte, Herzogtum Arenberg , Grafschaft Recklinghausen, Niedervest, Kirchspiel Hamm
- 09.07.1807 Tilsiter Frieden , Herzogtum Arenberg , Grafschaft Recklinghausen, Niedervest, Kirchspiel Hamm
- 14.11.1808 kaiserliches Dekret, Herzogtum Arenberg , Grafschaft Recklinghausen, Niedervest, Kirchspiel Hamm
- 13.12.1810 Senatskonsult, Kaiserreich Frankreich , Großherzogtum Berg, Rheindepartement, Arrondissement Essen, Kanton Dorsten, Mairie Marl, Kommune Hamm
- 1813 Königreich Preussen, Preußisches Gouvernement Weser-Rhein, Regierungsbezirk Düsseldorf , Kreis Essen
- 1815-1946 Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Recklinghausen, 1820 Bürgermeisterei Dorsten, 1841 Amt Marl, Gemeinde Hamm
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen
Bevölkerungsverzeichnisse
Namensgebung, Status
Einwohner nach Hauskataster
Nrn. Jahr 1806/11 <|> 1842 wechselnd
- Hs. Nr. 187 <|> 21 Balster (Haltern-Hamm), Bloemenhof oder Busse, Balster a.d. Ende
- Hs. Nr. 188 <|> 22 Stallman (Haltern-Hamm), Risthaus, Kleine Kappenberg gt. Stallmann
- Hs. Nr. 189 <|> 23 Strohmann (Haltern-Hamm), alias "auf den Stein", Kleine Kappenberg gt. Strohmann
- Hs. Nr. 190 <|> 24 Jörgens (Haltern-Hamm), Schulte im Sande, Jörgen im Sande, Jörgens
- Hs. Nr. 191 <|> 25 Overhoff (Haltern-Hamm) Kirchenküster, Münch, Asbeck, Overhoff
- Hs. Nr. 192 <|> 26 Bredeek (Haltern-Hamm)
- Hs. Nr. 194 <|> 27 Pastorat (Haltern-Hamm), Pfarrhaus
- Hs. Nr. 195 <|> 28 Köster (Haltern-Hamm), Schulte gt. Kösters,
- Hs. Nr. 196 <|> 29 Grave (Haltern-Hamm), Taush-Grave, Beer Thewes, Berger gt. Grafe
- Hs. Nr. 197 <|> 30 Bodemein (Haltern-Hamm), Boy, Boden, Bodemeier
- Hs. Nr. 198 <|> Die Pfarrkirche
- Hs. Nr. 199 <|> 32 Kleine Schulte (Haltern-Hamm)
- Hs. Nr. 200 <|> 33 Große Schulte (Haltern-Hamm)
- Hs. Nr. 201 <|> 34 Sonntag (Haltern-Hamm), Sundag (ndd.), später Wiethoff am Hassel
- Hs. Nr. 202 <|> 35 Bussmann (Haltern-Hamm) am Puppendahl
- Hs. Nr. 203 <|> 36 Kleine Puppendahl (Haltern-Hamm), Bernd am Puppendahl, (=Bernds, = Bänds, Bänz)
- Hs. Nr. 000 <|> 37 Schulhaus, Vicarie
- Hs. Nr. 204 <|> 38 Große Puppendahl (Haltern-Hamm)
- Hs. Nr. 000 <|> 38/1 Overhoff (Hamm-Haltern), Auf dem Hassel
Frühere Einwohner
- 17. Jhdt. Butenhof (Haltern am See)
Kommunale Neugliederung
- 01.01.1975 Auflösung Amt Marl: Anschluss der Teile der Gemeinde Hamm (Bossendorf und Hamm) an die Stadt Haltern und der Bauerschaften Herne, Sickingmühle und die Waldsiedlung der Stadt Marl zugewiesen.
- Die Stadt Marl ist Rechtsnachfolgerin des Amtes Marl
Stadtteile in Haltern am See (Kreis Recklinghausen) | |
Altstadt | Berghaltern | Flaesheim | Holtwick | Hamm-Bossendorf | Hullern | Lavesum | Lippramsdorf | Overrath | Sythen |
Fußnoten
- ↑ Quelle: Quelle: Stadtarchiv Essen Best. 11 Nr.874/2
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
Heimatforschung in Westfalen
Zufallsfunde
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Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
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