Herforder Chronik (1910)/390

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[389]
Nächste Seite>>>
[391]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1757

werden sollten. Der Herforder Magistrat wählt die Senatoren Baden und Middelkamp mit der Weisung, bei der Konferenz „die wahre Armut der hiesigen Stadt und Einwohner auf das beweglichste vorzustellen“, ähnlich wie es in der Eingabe vom 21. Juli an den König von Preußen geschehen, besonders aber zu betonen, daß, da die Stadt unter Androhung der militärischen Exekution mit Feuer und Schwert auf 4000 Taler Fouragekontribution fixiert sei und davon die beiden ersten Termine (2000 Taler) entrichtet seien (wie die bei den Akten befindlichen Postquittungen ergeben), der Magistrat nunmehr die zuversichtliche Hoffnung habe, mit ferneren Beiträgen verschont zu werden, da die bettelarme Stadt nicht mehr aufzubringen vermöge und zugrunde gerichtet würde.

Zu der Konferenz am 18. August waren die Deputierten der Grafschaft Ravensberg, Herr Drost von Korff als ravensbergischer Landrat, die Kammerherren von Schele und von Nehem als Deputierte der Ritterschaft, der Amtmann Consbruch und der Herr Vikarius Medelkamp vom Kapitel zu Herford, vom Hause Ührentrup der marienfeldsche Klostersekretär Herr Busch, Herr Kanonikus Hoffbauer vom Bielefelder Kapitel, zugleich Kommissarius des Stifts Schildesche, erschienen.


Es wird ihnen eröffnet, sie müßten ein Quantum von 20 000 Talern aufbringen, solches unter sich verteilen oder Exekution erwarten. Die Vertreter der Ritterschaft, der Kapitel von Herford, Bielefeld und Schildesche sowie des Abtes von Marienfeld protestieren dagegen; es wird ihnen aber bedeutet, daß jeder Landeseingesessene, er sei Edelmann, Geistlicher oder „Hospital“ oder nicht, „zu Rettung des Landes und Abwendung dessen gänzlichen Ruins zu kontribuieren verbunden sei. Se. Königliche Majestät werde nach Befreiung des Landes nicht ermangeln, sie zu entschädigen“.

Nachdem die Deputierten der Grafschaft Ravensberg entlassen waren, erscheinen die Abgeordneten der ravensbergischen Städte.

Die Herforder Senatoren Baden und Middelkamp bringen ihre Klagen vor über Durchmärsche und Einquartierungen, die schon 6013 Taler 14 Mariengroschen gekostet hätten, ohnehin seien ihnen an 20 000 Taler Kornfrüchte abfouragiert und über 10 000 Taler an Vieh abgefallen. Auf die fixierte Summe von 4000 Talern wären schon 2000 Taler bezahlt. Alle Städte, Halle, Versmold, Werther, Borgholzhausen, Enger, Oldendorf, Vlotho und Bünde, wehren sich gegen die Kontribution, Bielefeld namentlich weist darauf hin, daß es wie Herford gleichfalls schon 2000 Taler auf das geforderte Kontributionsquantum von 4000 Talern gezahlt und durch die Plünderung der Bleichen einen Schaden von 400 000 Talern erlitten hätte.

Die Landeskollegien bleiben ungerührt; sie geben den Städten anheim, wie sie das Geld beschaffen.

Ob dieser Entscheidung herrscht in Herford große Bestürzung. Der Magistrat versucht als letztes Mittel eine Vorstellung bei der Kriegs- und Domänenkammer