Schlesisches Namenbuch/139
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Streit (Görlitz [14] Sagan [12] Liegnitz [6] Schweidnitz [6] Bunzlau [5] Neisse Neustadt [5]).
Kann Übername eines streitsüchtigen Menschen sein, vgl. Familienname Hebstreit, Hebenstreit. Es gibt aber auch ein Dorf (Nieder-)Streit Kr. Striegau. - Belege: Nickel Streit 1433/34 Görlitz, u. ö. ebd.; Nickel Streyt Marschalkus in Walttorff 1466 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 1, 131).
Strempel (Liegnitz [10] Görlitz [3] Glatz [4] Grünberg [2] Sagan [7] Beuthen [5] Schweidnitz-Hirschberg [0]).
Übername („mittelbarer Berufsname“) von mhd. strempfel, mitteldeut. strempel = Stößel (z. B. Butterstrempel). - Belege: Christoff Strempil 1435 Liegnitz; Cristof Strempel furman 1535/36 Görlitz. Vgl. auch den Familiennamen Strempfler!
Strie(t)zel (Görlitz [10] Liegnitz [6] Schweidnitz [5] Hirschberg [2]).
Übername („mittelbarer Berufsname“) des Kuchenbäckers, von mhd. strützel „längliches Brot von feinem Mehl“; noch heute bezeichnet Strietzel in Schlesien und Sachsen eine bestimmte längliche Kuchenart, z. B. den Mohnstriezel, auch den Weihnachtsstollen. In Alt-Schweidnitz begegnet ein Bäckermeister Sebinströczil (Korn, Urkd.), vgl. die Bäckermeister namens Pleczil 1397 Liegnitz und 1425 Görlitz. Ferner: Nicolaus Stroczil 1366 Neisse; Nickel Stroczil 1449 Görlitz; Nicze Manstruczil (Monstroczil) 1389, 1377 Görlitz (= Mohnstrietzel).
Stumpe (Hirschberg [38] Liegnitz [10] Görlitz [6] Schweidnitz [2]), Stumpf(e) (Habelschwerdt [7] Glatz [3] Schweidnitz [3] Neisse Liegnitz), Stümp(f)el (Breslau [2]).
Beschränkt auf die Hirschberger, bzw. Glatzer Gegend. Von mhd. stumpf(e), m., - Baumstumpf, Stumpf, also ein kurzer, untersetzter Mensch, auch obscön (!) oder vom mhd. Adjektiv stumpf = stumpf, verstümmelt, schwach (von Sinnen). - Belege: Hannus Stumpf 1393 Glatz.
Stumpfner (Breslau [3])
geht auf einen Ortsnamen Stumpfenau zurück, wie folgender Beleg aus der Grafschaft zeigt: Yrmele „eczwen Nikil Stumpfenerynne“ 1375/76 = Irmele, Frau des Niclas, des Sohnes des Kunne Stumpffenawerynne 1368 Glatz. Andris Stumpfener 1375/76 Glatz.
Tappert (Liegnitz [8] Bunzlau [3] Hirschberg [3]), Tabbert (Breslau [3]).
Von mhd. taphart, m. (aus franz. tabard, mlat. tabardum): eine Art Mantel, in Form eines langen Überwurfs (vgl. Lexer, Mhd. Wb. 2, 1404). Also Träger oder Verfertiger eines solchen Mantels. - Belege: Henricus Taphart sartor (Schneider!) 1352 Liegnitz (Urkundenbuch S. 131).
Taube (Liegnitz [10] Görlitz [6] Hirschberg [5] Öls [5]).
Der Taube. Mhd. toub aber auch „unsinnig, närrisch“ (vgl. heute plattdt. dôf!) - Belege: Nitsche Tawbe 1372 Liegnitz; Towbenickil 1397 Liegnitz; Nickel Taubehann 1563 Liegnitz.
Tscharn(t)ke (Liegnitz [15]), Scharn(t)ke (Liegnitz [9]), Tschern(t)ke; Tschernig, Tscherning; Schernick, Scherni(n)g, Schörnig, Schörnich (Neustadt [14] Neisse); Tschernack (Grünberg [7]); Czernik (Oppeln [5]). Auch Schornak. Ohne Suffix: Tschorn (Hirschberg [20] Brieg [8] Görlitz [3] Schweidnitz).
Der Schwarzhaarige. Zugrunde liegt tschech. cerny „schwarz“, in poln. Form carny, in obwend. corny. Czerny aus Mähren wird 1763 in Küstrin auch Schernick, zuletzt Schernecke genannt (Heintze-Cascorbi, Die deut. Familiennamen. 7. Aufl. Halle 1933, S. 165). Der bekannteste Namenträger ist der schles. Dichter und Rostocker Professor Andreas Tscherning (1611-1659). Für Scharnke/Tscharnke kommt auch der Ortsname Tscharnikau (alt Tscharncke) in Betracht (vgl. Tschersich, Mitt. 11, 322). Vgl. auch Czorn(chin) in Breslau, Schornechyn 1381 Liegnitz.
Umlauf (Schweidnitz [18] Hirschberg [8] Liegnitz [5] Neisse Oppeln [4]), Umlauft.
Übername eines Stadtboten oder Polizeidieners. Zum Verständnis vgl. Belege wie „den speern u. knechten, die umbliefen in der stat, suchten die borner (Mordbrenner), 1 sch.“ 1391 Görlitz, „den knechten und dem botyl, die umblieffen uf dem tanczhuse und in der stat durch fredis wille, 12 gr.“ 1391 Görlitz. Vgl. Anlauf und Zulauf! - Belege: Katheryna Vmmelawfinne 1372, 1385 Liegnitz.