Topographie Holstein 1841/I-Z/159

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Topographie Holstein 1841
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Tungendorf, Wasbek und Wittorf. - Die zum Flecken gehörigen, größtentheils in der Nähe desselben belegenen, urbaren Aecker und Wiesen, haben ein Areal von etwa 2300 Steuertonnen, und die nicht cultivirte Gemeinweide hat ein Areal von 700 Ton., die Tonne zu 320 Q. R. - Jahrmärkte sind hier 3: der Maimarkt am Donnerstage und Freitage vor dem Montage nach dem 1. Mai; Bartholomaimarkt, den 21. und 22. August, und auf Felicianus, den 20. October. - In dem Jahre 1317, als die Dithmarscher hier einen Rückzug antraten, ward das Dorf Neumünster eingeäschert; 1637 brannte dasselbe fast gänzlich ab; 1666 ebenfalls und 1780 verheerte eine Feuersbrunst über 80 Gebäude. Im Jahre 1627 ward Neumünster von den Kaiserlichen geplündert, und 1632 lag hier eine starke Fürstliche Einquartierung, von denen Einige damals die Kirche beraubten; 1813 litt der Flecken sehr durch den feindlichen Ueberzug im December Monat, als gegen 4000 Mann Cavallerie hier und in der Nähe einquartiert waren.
Neumünster
s. Brammer.
Neu-Nordsee
s. Nordsee.
Neuschlag
s. Schönweide.
Neu-Schönberg
s. Schönberg.
Neustadt
(vorm. Nienkrempe); Stadt an einem tiefen, mehrere Meilen breiten Busen der Ostsee, welcher hier einen 2000 Ellen langen Hafen bildet, der mit einem Binnenwasser (296 Tonnen groß) in Verbindung steht. Br. 54°6'55"; L. 28°28'15".
Diese, anfänglich aus Fischerhütten bestehende, Ortschaft war vormals zu dem in der Nähe belegenen Kirchdorfe Altenkrempe eingepfarrt, ward im Jahre 1244 von dem Grafen Gerhard I. zu einer Stadt erhoben und erhielt das lübsche Recht. Die Gestalt der Stadt hat Aehnlichkeit mit der von Kiel, sie war mit einer Mauer, mit doppelten Wällen und Gräben umgeben, und die 3 Ausgänge mit starken Thoren und hohen Burgfrieden (Bergfreden) versehen.
So sehr auch die vortheilhafte Lage und der vortreffliche Hafen diese neue Stadt hinsichtlich des Handels begünstigten, so hat sie doch lange nicht zu einem Flor gelangen können; noch bis zum Jahre 1497 konnte nicht einmal ein Rathhaus erbauet werden, sondern der Rath benutzte zu seinen Versammlungen die St. Gertruds-Capelle. Ohne Zweifel haben die vielen unglücklichen Schicksale das Aufblühen der Stadt verhindert. Im Jahre 1350 wüthete hier der schwarze Tod; in den Jahren 1391, im Octbr., 1399, um Himmelfahrt, und 1419, am 30. Juni, waren die Verheerungen durch Feuer beträchtlich; im Jahre 1425 in der Erndtezeit brannten viele Häuser am Markte und die ganze Kremperstraße nieder; 1509, im Octbr., beraubten die Lübeker und Travemünder die Stadt; 1623 war hier eine pestartige Krankheit; 5 Jahre darauf mußte die Stadt ein Schiff zur Königlichen Flotte liefern und es wurden zur innern Vertheidigung der Stadt außerordentliche Steuern ausgeschrieben, worauf wiederum in den Jahren 1630 und 1639 contagiöse Krankheiten einen Theil der Einwohner wegraffte, so daß im Jahre 1632 wegen der drückenden Armuth nur 80 Häuser bewohnt wurden. Die Schweden eroberten im Jahre 1644 nach tapferer Gegenwehr die Stadt, und während dieses Krieges mußte Neustadt 6 Jahre hindurch eine Contribution von 18,000 Mark 3.svg erlegen. Eine, in demselben Jahre in dem Hafen liegende,