Schlesisches Namenbuch/114
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Richter (Görlitz [185] Liegnitz [52] Sagan [36] Glatz [13] Neurode [14] ##R l 1/4 Sp., Beuthen [48).
Kein studierter Mann wie heutzutage, sondern Bauer, der das Richteramt im Dorfe hatte, also etwa gleichbedeutend mit Scholz (s. dies!). Da jedes Dorf seinen Richter oder Scholzen hatte, wird die Häufigkeit des Namens (besonders nach der Lausitz hin verständlich, auch für Nordmähren (Geppertsau) stellt Weinelt „die ausschließliche Verwendung von Richter für den Erbschulzen“ fest (Schles. Blätter 2, 1940, S. 151). Vgl. auch unter Hofrichter! „Der (Görlitzer) Tuchmacher Adam Goldbach oder Richter trug diesen Konkurrenznamen nach der dörflichen Würde seines Großvaters, der einstmals Richter in Halbendorf gewesen war; bei Adams Sohn, dem Zacharias Richter, setzte sich dann die Amtsbezeichnung des Urgroßvaters (!) als ständiger Beiname durch“ (Wentscher S. 80). - Belege: den richter von der Bele 1416 Görlitz, deme richter von dem Penczk 1416 Görlitz; Gunther richter 1419 Liegnitz; Hans Richter lautensloer 1502 Görlitz; Nickel Fischer etwann vnser richter zu Kunigshain 1561 Glatz.
Riemer (Liegnitz [8] Görlitz [6]).
Der Riemenschneider, Verfertiger von Lederriemen, bes. für das Pferdegeschirr. Vgl. ausführlich Bahlow, Studien S. 141 f. - Belege: Hannus Girhard der rymer 1397 Liegnitz; Hans Glöckener rymer 1494 Görlitz; Mattis Rymer 1447 Görlitz, u. öfter ebd. Ein Godefridus dictus Streckeriemo 1248 i. Wetzlarer Urkundenbuch##
Roßdeutscher (Liegnitz [2] Breslau oft Oppeln [3] Ratibor [2]), Rosteutscher (Liegnitz [6]).
Entstellt und umgedeutet aus dem später nicht mehr gebräuchlichen mhd. rostiuscher „Pferdehändler“, von tuschen „Tauschhandel treiben“. Daß er auch etwas von Tierarznei verstand, darauf deutet der Beleg: „Polag den rostuscher, daz he dem grauyn hengist arcztygite“ (Arznei gab) 12 gr. 1415 Görlitz (Ratsrechn. S. 454). Ferner: Henselinus rostuscher 1368 f. Liegnitz; Nic. rostewscher 1372 Liegnitz.
Rothgießer (Glogau [1] Breslau).
Unter den Schmelz- und Gießarbeitern steht als ältester und zugleich vornehmster der Rotgießer obenan (Volckmann S. 141 f); er ist der eigentliche Kupfergießer im Unterschied zum Gelbgießer. - Beleg: Peter Rutgisser 1431/32 Görlitz.
Ruffer(t) (Neurode [19] Liegnitz [6] Görlitz [3] Neisse Ratibor), -ü- (Hirschberg [12] Liegnitz [6] Görlitz [4] Sagan [3] Öls [3] Schweidnitz).
Mhd. ruofaere, rüefaere war der „Ausrufer“, der als behördlicher oder Zunftbeamter die verkäuflichen Weine in der Stadt ausrief. In Zürich z. B. 1357 ein Eberli winrüffer. Im alten Schlesien nicht bezeugt, also später Zuwanderer aus Oberdeutschland, mit sekundärem t. Die Erklärung des Namens aus mhd. Rüedevrit (so Jungandreas im Schles. Wb. 5, 587) ist völlig laienhaft: solchen Taufnamen hat es nicht gegeben.
Scheer (Liegnitz [10] Oppeln [7] Beuthen [4]).
Zusammengezogen aus Scherer, wie Speer aus Sperer = Spörer. Mhd. scherer meint den Tuchscherer und den Barbier. Letzterer hieß in Schlesien aber balbir(er), sodaß die schlesischen Scheer (= Scherer) auf die Tuch- oder Gewandscherer zurückgehen, wie auch die Belege bezeugen: Tilke sachse der gewandscherer 1368 = T. s. der scherer 1369 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 100); Hannus Schicke der gewandscherer 1386 Liegnitz; Nicclos scherer 1383 Liegnitz; Casper scher 1532 Liegnitz; Michel Hommel tuchscherer 1506/07 Görlitz; Nickil scherer u. Thomas scherer, Söhne des Heyneman scherer 1346 Breslau, jeder im Besitze eines schergadems, ein Musterbeispiel für das Festwerden des Familiennamens durch Vererbung des Berufs! (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 148).
Schindler (Görlitz [25] Liegnitz [18] Sagan [7] Habelschwerdt [5] Neustadt [11] Ratibor [12] Oppeln [5] Beuthen [42) Schindel (Liegnitz [4]).
Die Bedachung der Häuser bestand im 14. Jahrh. noch vielfach aus hölzernen Schindeln; noch heute gibt es in der Grafschaft Glatz den Beruf des Schindelschneiders.