Schatzungswesen im Fürstbistum Münster
Die zahlreiche Geistlichkeit und der Adel bildeten die beiden privilegierten höheren Stände im Fürstbistum Münster. Alle andern übrigen Menschen, also die große Mehrheit der Bevölkerung, gehörten dem dritten Stand an. Sie hatten in der Mehrzahl auf dem Lande kaum Rechte und mussten sich der Macht und Vorherrschaft der beiden höheren Stände und den Beschlüssen der Landstände beugen. Der dritte Stand wurde daher massiv mit Steuern belastet, von denen Adel und Klerus befreit waren - die damals armen Bauern auf dem Lande wurden am stärksten zur Kasse gebeten.
Hierarchie:
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Einleitung
Der Landesherr des Fürstbistums Münster|Hochstifts Münster, gewöhnlich Münsterland genannt, war bis zum Reichsdeputationshauptschluss deutscher Reichsfürst und zugleich Bischof Diözese Münster.
Der Fürstbischof wurde vom Domkapitel, und zwar aus seiner Mitte gewählt, (so daß, wenn ein anderer gewählt war, dieser erst eine Dompräbende erwerben mußte,) als Bischof vom Papst bestätigt, und vom deutschen Kaiser mit den Regalien belehnt.
Beteiligung der Landstände
Der Landesherr war durch Landstände, hinsichtlich der Gesetzgebung und des Steuerwesens, eingeschränkt. Der Landstände waren drei:
- 1. Das Domkapitel, bestehend aus 41 Präbendirten
- 2. Die Ritterschaft. Es gab im Lande viele landtagsfähige Güter, welche unterschiedlich groß oder klein waren; dazu landtagsfähige Güter unter den Burgmannssitzen. Bedeutungslos war dabei, ob es sich um einem unbebauten Hausplatz oder selbst nur aus einem Schornstein handelte. Der Besitz eines solchen landtagsfähigen Gutes, verbunden mit Abstammung von 16 adlichen Ahnen befähigte, befägte zur Aufschwörung zum Landtag.
- 3. Die landtagsfähigen Städte: deren waren dreizehn. Münster, Coesfeld, Warendorf, Bocholt, Borken, Beckum , Ahlen, Rheine, Dülmen, Haltern, Vreden, Werne, Telgte. Das Magistrats-Personal in diesen Städten wurde jährlich von den Bürgern gewählt, und vom Fürsten bestätigt.
Die sonstige ländliche Bevölkerungsmehrheit außerhalb der Stadtmauern der ganannten Städte wurde nicht angehört und war ausgeschlossen von jeglicher Mitwirkung an der aktiven Gestaltung ihres Lebensumfeldes.
Verwaltungsunterteilung
Das ganze Land wurde, außer der Haupt- und Residenzstadt Münster, in zwölf Aemtern (nach späteren Sprachgebrauche: Landrätliche Kreise) verwaltet.
Steuer oder Schatzung
Die gewöhnliche Steuer hieß Schatzung und war von Alters her für jede Stadt und jedes Kirchspiel festgesetzt und als "Repartitionssteuer" angelegt. Dabei wurde im Unterschied zur Quotitätssteuer das aufzubringende Steueraufkommen eines bestimmten Bezirks (Stadt oder Kirchspiel, Bauerschaft) im Ganzen als Fixum festgesetzt und dann anschließend, unter Ausschluß der Steuerfreien, auf die restlichen Steuerpflichtigen umgelegt.
Umlageverfahren auf Steuerpflichtige
In den Kirchspielen und Bauerschaften außerhalb der Städte war diese Schatzung auf einzelne Güter in bestimmten Summen vertheilt. Es gab nämlich in jedem Kirchspiel Güter, welche zur Schatzung gar nicht beitrugen - Schatzfreie, und Güter, auf welchen die Schatzung haftete - Schatzpflichtige.
Die Schatzung haftete auf dem ganzen Complex des Gutes, und war nicht, wie später die Grundsteuer in Westfalen, auf die einzelnen Pertinenzien desselben verteilt (nur im Dorf Greven haftet die Schatzung schon vor 1802 auf einzelne Grundstücke), von daher die Verbote der Zerstückelung schatzpflichtiger Güter.
Monatsschatzungen
Auf dem jeweiligen Landtag wurde bestimmt, wieviel Monate Schatzung für das Hebejahr gehoben werden sollten. Seit dem Jahr 1730 waren zwölf Monate der gewöhnliche Erhebungsmodus. [1]
Erhebungsbeispiel in Horstmar 1769
- Hier im Mittelpunkt: Schatzfreie Burgmannssitze des Adels, Schatzfreiheit der Geistlichkeit
Lagerbuch Amt Horstmar 1769
Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen im Wigbold u. Kirchspiel Horstmar
- Anmerkung zur Tabelle:
- 1) = Freye Häuser (Schatzungsfreie)
- 2) = Schatzbare Häuser
- 3) = Summe der Häuser
- 4) = Darinnen befinden sich
- 5) = Einfache Schatzung
Städte Kirchspiele |
Bauerschaften u.freye Häuser |
1) Klöster u. Adelige |
1) geistl., priv. |
2) Vollerben |
2) ½ Erben |
2) ¼ Erben |
2) Kötter |
2) Brinksitzer |
3) Effectiv |
3) reduc. in Vollerben |
4) Vorspann- pferde, Stück |
4) Stallung f. Pferde Stück |
5) Rtlr |
5) fl. |
5) Pf. |
Wigbold Horstmar |
Wigbold Horstmar |
. | 10 | 7 | . | 62 | 88 | . | 167 | 43 ½ | 9 | 206 | 23 | 15 | . |
Wigbold Horstmar |
Burgmannssitz von Werries |
2 | . | . | . | . | . | . | } | } | } | } | } | } | } |
Wigbold Horstmar |
Burgmannssitz von Morien |
1 | . | . | . | . | . | . | } | } | } | } | } | } | } |
Wigbold Horstmar |
Burgmannssitz von Kersenbruck |
1 | . | . | . | . | . | . | } | } | } | } | } | } | } |
Wigbold Horstmar |
Burgmannssitz Krebs |
1 | . | . | . | . | . | . | 5 | 5 | . | 30 | . | . | . |
Summa | Wigbold Horstmar |
5 | 10 | 7 | . | 62 | 88 | . | 172 | 48 ½ | 9 | 236 | 23 | 15 | . |
Kirchspiel Horstmar |
Bauerschaft Niedern fürstlich |
. | . | 5 | 1 | . | 1 | 6 | 14 | 6 1/8 | 38 | 68 | 28 | 8 | . |
Kirchspiel Horstmar |
Bauerschaft Schlangen fürstlich |
. | . | 4 | 4 | . | 6 | 8 | 22 | 7 ¼ | 54 | 80 | 28 | 5 | . |
Summa | Kirchspiel Horstmar |
. | . | 9 | 5 | . | 8 | 14 | 36 | 13 3/8 | 92 | 148 | 56 | 13 | . |
Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.
- Quelle: Lagerbuch Fürstbistum Münster 1769
Weitere Schatzungsarten vor 1802
- Hausstätteschatzungen nach Häuseren und Wohnungen, Erben, Kotten usw.
- Personenschatzungen (Kopfschatzungen) mit Familienangehörigen und Gesinde, von Untertanen im Alter von über 12 Jahren
- Viehschatzungen
Literatur
Steuerlisten im Archiv
- Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Gesamtes Oberstift
- Steuerlisten im Fürstbistum Münster/Amt Ahaus (historisch) und Amt auf dem Braem insgesamt
Fußnoten
- ↑ Quelle: Olfers, C. von: Beiträge zur Geschichte der Verfassung und Zerstückelung des Oberstiftes Münster ...(Münster 1848)