Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach (Ostp.)
Hierarchie Datei:Karte Europa mit Ostpreußen.pdf Datei:Ksp Aulenbach - Karte - Lage im Kreis Insterburg.pdf Datei:Karte Kirchspiel Aulenbach (Aulowönen) 1939 V2.pdf
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > > Insterburg > Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach (Ostp.)
Geschichte
Der Raum des Kirchspiels Aulowönen ist erst verhältnismäßig spät zu der ertragreichen Landschaft geworden, als die wir sie kennen. Er ist ein Teil des ehemals unheimlichen Graudenwaldes, der von der Nehne bis zur Memel reichte und in der Ordenszeit nur im Süden entlang Pregel und Inster oder im Norden über Laukischken nach Linkuhnen über arge Sandstellen und viele Flussläufe umgangen wurde.
In noch früheren Zeiten, Jahrtausende zuvor, war dem nicht so, das beweisen die Vorzeitfunde. Wohlgeschliffene Beile aus Feuerstein und harten Felsstücken, Granit und Syenit aus Aulowönen selbst ebenso wie aus der Umgebung zeugen davon.
Unter der Schwelle manches Bauernhauses hatte man noch in neuerer Zeit ein auf der Flur aufgelesenes Steinbeil niedergelegt in dem Glauben, Perkunos möge die Blitze abwenden. Eines der Aulowöner Fundstücke war nicht durchbohrt, hatte aber auf einer Seite eine muldenförmige Vertiefung, die in späterer Zeit zum Abschleifen oder Glätten anderer Steinwerkzeuge benutzt wurde. Ein anderes, mehr einem Hammer ähnlich, zeigt auf der oberen Bahn eine gratartige Erhöhung, die herzustellen sicher großes Geschick erforderte. Dieses Gerät stammt aus der Bronzezeit, d.h. etwa 1000 v. Chr. Wer nicht die Mittel hatte, die kostbaren, blitzenden Bronzewaffen zu erwerben, der schliff dos Steinbeil so, dass die Gussnähte nachgeahmt wurden. Aus der Nachbarschaft stammen nicht nur ähnliche Stücke, sondern auch bronzene Hohl- und Tüllenbeile selbst, die man im Heimatmuseum bewundern konnte. Sonst aber wurde der Raum um Aulowönen lange für fundleer gehalten; doch liefen zuletzt nach gründlicher Aufklärung reichliche Meldungen ein. Diese Einzelfunde und Siedlungsstellen kündeten von bäuerlicher Bevölkerung in den Jahrhunderten nach Chr. Geb., der sogenannten römischen Kaiserzeit, weil Römermünzen außer goldüberfangenen Glasperlen und bronzenen Schmuckteilen auch ein Stück eines Halsringes beim Pflügen zu Tage gelangt waren.
Leider sind nur ein Gräberfeld, etwas entfernt bei Berschkallen, auch schon recht zerstört, und ein Burgwall im Norden bei Jägerkrug an der Grenze zum Kreis Niederung bekannt geworden. Andere Stellen mögen übersehen oder bei Sandabfuhr und Steinwerbung vernichtet worden sein. Diese Gegenstände gehören alle in die erste Hälfte des ersten Jahrtausends; danach herrscht wirklich, Fundleere.
Die im Walde gelegenen Wohnplätze sind verlassen worden, da durch feuchter werdendes Klima der Wald sumpfiger wurde und zur Viehweide nicht mehr taugte. Nur die Talränder der größeren Flüsse blieben trocken genug zur Anlage von Dörfern. Immerhin bearbeiteten Beutner ihre Bienenbäume, streiften Jäger noch Pelzwild, gewannen Köhler und Pechbrenner ihre begehrte Ware.
Das änderte sich jahrhundertelang nicht. Auch als im 13. Jahrhundert die Ordensritter ins Land kamen, reichte die Zahl der deutschen Bauern nicht aus, den Graudenwald zu roden. Erst im Jahre 1352 übernahm der Bischof von Samland den Raum von Georgenburg und Saalau mit dem dazugehörigen Hinterland. Am 17. Mai 1353 gab dann der Bischof das westliche Drittel seinem Domkapitel zur Nutzung ab. Die Westgrenze fällt heute noch mit der Grenze des Kreises Insterburg zusammen: vom Pregel bei Auer nach Nordosten bis zur sogenannten Marschschallsgrenze, die etwa an der Ossa nördlich Kallwischken (Hengstenberg) zu suchen ist. Die Ostgrenze verlief von der Mündung der Droje über Warkau bis jenseits der Ossa hinter Neu Lappönen und Rudlauken (Ossaquell). Aus dem nördlichen Teil dieses Streifens ist das Kirchspiel Aulowönen entstanden.
Aber es hatte noch eine gute Weile, bis da eine Kirche entstand. Noch lange wurde hier lediglich das 'Waldwerk' betrieben. Es waren nicht sehr wenige Menschen, die hier ihren Lebensunterhalt erwarben. Ohne dass ein Dorf bestand, gab es da einen Krüger bei Warkau, der Bier aus dem Brauhaus von Georgenburg ausschenkte. .
Erst im 16. Jahrhundert beginnen Bauern, Wald in Acker zu verwandeln. Es sind überwiegend Litauer, die der Reformation und gesicherter Rechtslage wegen, die Herzog Albrecht bot, ins Land kamen.
Obwohl nicht alle Rodungen Bestand hatten und später deutsche Güter auf Übermaaß und wüst gewordenen Hufen ausgegeben wurden, war von Jennen bis über Aulowönen ein ziemlich geschlossener Raum gewonnen, so dass man in Aulowönen im Jahre 1610 eine Kirche gründete. Sie war zuerst ein recht unansehnlicher Holzbau, und der erste Pfarrer, Johann Neander, wirkte unter den bescheidensten Lebensumständen ebenso wie sein Schulmeister Loth Krause. Wohlhabender war schon Egidius Strützel, der 1615 ein Krugrecht und dazu zwei Hufen Land erhielt. Er wurde Dorfschulze und stiftete 1640 zwei große Messingleuchter „aufem Altare“, die noch in der Gegenwart vorhanden waren und den Altar schmückten. Dem Egidius Strützel wurden 1623 weitere fünf Hufen in Wentzkeiten, dicht bei Aulowönen, verschrieben, während dem Pfarrer Neander zu seinen vier Widdemshufen 1619 drei weitere Hufen vom Übermaaß in Aulowönen selbst verschrieben wurden. Weitere Verschreibungen zu kulmischem Recht, d. h. freiem Besitz, ergingen:
1615 Georg Pfender; 8 Hufen Übermaaß in Budweten (Streudorf);
1616 Christoph Schweichel, 4 Hufen in Bimballen (bei Aulowönen);
1620 dem Kanzleiverwandten Lorenz Werkmann, 10 Hufen bei Jennen, „so wüst lagen“;
1623 Georg Ackermann, 6 Hufen in Kiaunischken (Stierhof);
1623 Clemens Richau, 9 Hufen in Jukkeln und
1624 H. Deyhorn, 18 Hufen in Klein Aulowönen samt Kruggerechtigkeit (Braugerechtigkeit = Genehmigung zum Bierbrauen).
Das sind die ersten größeren Besitzungen, die jedoch schnell in andere Hände übergehen. Die Hufen in Jukkeln z.B. gehören später Heinrich Wolf von Kalisch und um 1680 Heinrich von Knobelsdorf, während in Kiaunischken Michel Behmisch und Hans Fuchs, ein Zimmermann aus Ragnit, Ackermanns Nachfolger sind. Dieser letztgenannte Hans Fuchs ist 1680 gleichzeitig der Inhaber des zweiten Kruges in Groß Aulowönen, wie es nun heißt. Dieser Krug war zuerst dem Faustin Klein verschrieben worden, während der Krug zu Klein Aulowönen schuldenhalber zurückgegeben wurde, "es gehet bey dem Krug keine Landt Strassen vorbey“.
Das Dorf Aulowönen hält in sich um 1680 fast 19 Hufen, wovon die Hälfte auf Widdem, Krüge und drei Hufen kölmisch entfällt, die andere ist bäuerlich, die scharwerkt bzw. auf höherem Zins teilweise befreit steht. Bald auch erscheinen Handwerker im Dorf, das nach und nach zum Marktflecken wird.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgt eine neue Rodung durch die sogenannte Schatullsiedlung. Sie wurde von der Forstverwaltung durchgeführt, welche die Zinserträge in die Schatulle des Kurfürsten abführte, ohne dass die Rentkammer in Königsberg oder die Landstände darauf Einfluss hatten. Reichlich stellten sich dafür die Bewerber ein, die als Schatullkölmer oder Schatullbauern scharwerksfrei blieben und außer ihrem Grundzins nur gelegentlich zum Forstdienst verpflichtet waren. Bewährte sich der Annehmer, so erhielt er nach einigen Jahren seine „Berahmung“. Fast alle Dörfer westlich und nördlich von Aulowönen sind auf diese Weise vor und um 1700 entstanden.
Und doch legte sich bald ein hohes Schicksal über das ganze Kirchspiel! Es wurde von der Pest 1709/10 besonders schwer betroffen und verödete fast gänzlich. Selbst der Pfarrer Christoph Voigt und die meisten der bessergestellten Kölmer starben. Die junge litauische Siedlungskraft verlor sich.
Nach anfänglichen, unzulänglichen Versuchen, die wüst gewordenen Dörfer mit Landeskindern und Zuwanderern neu zu besetzen, kam für das Kirchspiel erst 1732 mit der Einwanderung der Salzburger der Erfolg. Seitdem herrschen die Namen der Salzburger vor. In einer Liste der 1799 bezahlten Gelder für die Bänke in der Kirche machen sie die Hälfte aller deutschen Namen aus.
Manche sind unruhig, verkaufen und wandern umher, andere bleiben bis zur Gegenwart im Mannesstamm sesshaft. Im Kirchdorf Aulowönen selbst überwiegen um 1800 unter den 18 Wirten die Handwerker, während z.B. in Skardupönen alle elf Bauern Salzburger sind.
Die Kirche war 1709 abgebrannt, ein hölzerner Notbau hielt nur bis 1727. Seit 1730 diente der Gemeinde der dauerhafte steinerne Bau, den noch die letzte Einwohner Aulenbachs kannten. Im Jahre 1737 wurden zwei Glocken erworben, aber erst 1859 eine Orgel eingebaut, die man 1932 auf 20 Register und elektrischem Antrieb vergrößerte.
Die Salzburger drängen auch auf geregelten Schulbetrieb. Von neun geplanten Schulbezirken waren 1757 sieben eingerichtet:
Aulowönen: Präzentor Stein und Lehrer Regge,
Ackmenischken: Lehrer Forstreuter (Vater und danach Sohn),
Gerlauken: Lehrer Leidereiter,
Laukogallen: Lehrer Pleil,
Lepkehmen: Lehrer Hägermann,
Swainen: Lehrer Eichwald,
Wasserlauken: Lehrer Leidereiter
Einen weiteren neuen Zug in das Wirtschaftsgefüge brachte im Verlauf der Domänenneuordnung Friedrich Wilhelms I. das Domänenamt Lappönen, welches den Norden des ehemaligen Kammeramtes Saalau, also den Bereich des Kirchspiels Aulowönen, umfaßte. Der erste Amtmann um 1730 hieß Chr. Theod. Prätorius. Späler war Gettkand lange Zeit Amtmann über das mehr als 40 Dörfer zählende Amt. Dieser Zustand währte fast drei Generationen, bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Domanenämter aufgelöst und eine ganze Reihe der "Vorwerke", wie die Hauptgüter hießen, verkauft wurden. Das rund 2000 Morgen große Vorwerk AIt-Lappönen erwarb Caroline Girod, die mit dem Amtmann Mehlhorn verheiratet war, zu einem Preis von 19.152 Thalern.
Dann gab es wieder neue Wirtschaftsformen durch die Separation und den freien Güterverkehr. Notzeiten wie 1867, um 1890 und die Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden tatkräftig überwunden durch gewissenhafte Bodenpflege, besseres Gerät und wissenschaftliche Belehrung.
Es müßte besonders betrachtet werden, was auf dem Raum des ehemaligen Domänenamtes Lappönen, welches bei der Auflösung mit 87.392 Thalern bewertet war, im Laufe der letzten 100 Jahre vor der Vertreibung durch den Fleiß der Bewohner und der freien Wirtschaft an Werten neu geschaffen wurde.
Mitten darin, marktfern zur Kreisstadt Insterburg, entwickelte sich in Aulowönen ein eigenes kleines Wirtschaftszentrum, wozu mit der Kirchgründung 300 Jahre zuvor der bescheidene Anfang gemacht worden war. Der unwirtliche Graudenwald war gänzlich verschwunden. Gründliche Studien über Kirche und Schulen im Kirchspiel Aulowönen hat in den 1930iger Jahren der Lehrer Friedrich Gabriel aus alten Akten gemacht, diese Arbeiten wurden in der Zeitung „Nadrauen“ veröffentlicht. (aus verschiedenen Veröffentlichungen von Dr. W. Grunert) [1]
Das Kirchspiel Aulowönen (1938–45: Aulenbach ( Ostpr.) wurde um 1610 begründet. Die Orte Juckeln, Warkau, Gaiden, Alt Lappönen und Jennen bildeten den Kern der Siedlung, die zur Gründung des Kirchspiels führten, sie gehörten zum Georgenburger Kammeramt, das 1525 entstand aus dem Gebiet, das dem Bischof vom Samland gehörte. 1376 verlieh Hochmeister Winnrich von Knipprode an Albrecht König 14 Hufen zu Auluwönen. 1379 erscheint Klein Popelken, Groß Warkau wird 1525 als nördlichster Ort im Kammergut Georgenburg genannt. Später, zu herzoglicher Zeit, ist in diesem Raum verhältniswenig neu gesiedelt worden, auch hatten die neugeschaffenen Anwesen wenig Bestand.
Zwischen 1600 und 1630 wurden daher viele dieser Höfe und Ortschaften mit ihren Ländereien erneut verliehen. Als im Jahre 1651 der große Kurfürst die wegweisemde Instruktion zur Schaffung der Chatoulsiedlungen erließ, wurde gerade im Kirchspiel Aulowönen diese Siedlungsform erfolgreich vorangetrieben und die riesigen Waldungen des Grauden in Ackerflächen, Wiesen und Weiden verwandelt. Über zwanzig neue Güter und Ortschaften wurden hier in den Jahren von 1660 bis 1690 als Chatoulcölmische Güter oder Chatouldörfer angelegt.
Die verheerenden Pestjahre 1709/10 entvölkerten die Dörfer und Güter erheblich, mitunter vollständig, wie es von Ackmenischken (Steinacker) überliefert ist. Unter den nun einströmenden deutschen Neusiedlern bilden hier Salzburger Exulaten oft eigene Coloniedörfer, so Klein Aulowönen, Ernstwalde, Kallwischken (Ostp.), Skardupönen, Schruben und Warglauken
Bis zum Jahre 1815 gehörten fast alle Güter und Ortschaften des Kirchspiel zum Königsberger Departement, Landrätlicher Kreis Tapiau, Ämter Lappönen und Saalau, sie wurden dann durch Edikt vom 30.04.1815 zum Regierungsbezirk Gumbinnen geschlagen.[2]
Allgemeine Information
Dr. Walter Grunert schreibt im Ostpreußenblatt 1953 einen Reisebericht, der in wunderbarer Weise die Sehenswürdigkeiten dokumentiert und Land und Leute beschreibt. Nachfolgend ein Auszug, welcher die Höhepunkte des Kirchspiel Aulenbach erwähnt :
- ... "laß uns leise hier fahren am Teufelsmoor vorbei. Bei einem Blick in die Schneisen überraschen wir vielleicht einen Hirsch oder einen Elch."
- "Ach, der Wald lichtet sich."
- "Ja, da ist Birken im Tal der Droje."
- "Das sieht wirklich freundlich aus, wie der Ort im Grünen die Anhöhe emporklettert."
- "Die Kirche ist neu, seinerzeit von Saalau abgezweigt. Bedeutsam ist die gutgeleitete Molkerei."
- "Da pollern sie gerade mit den Kannen zur Kleinbahn hin."
- "Wir wollen ihr nach Osten zu folgen, um Reichsstraße 137 in Horstenau zu erreichen."
Datei:Ksp. Aulenbach - Landkreis Insterburg nördlich - Karte 1953.pdf
- "Meinetwegen. Es ist ja eine Pracht, die stattlichen Herden des schwarzweißen Viehs zu sehen. Da treiben sie gerade welche auf eine andere Weide. Ein Tier ist wie das andere gezeichnet."
- " Links die Straße 137 führt von Georgenburg nach Kreuzingen, das früher Skaisgirren hieß."
- " Und wir sollen da nach Norden weiter!"
- "Ja, da führt eine Linie an dem heilkräftigen Moorbad Waldfrieden vorbei, das recht bekannt ist. Wurden doch 1930 über 13.000 Heilbäder verabfolgt."
- "Ist es ein besonderer Torf, der für die Bäder benutzt wird? Das muß doch wohl der Fall sein, wenn bei den vielen Mooren in Ostpreußen nur dieses eine Heilbad sich entwickelt hat."
- "Sicher besitzt das Schuppinner Moor mehr Heilwirkung als andere Wiesenmoore durch seine günstige Zusammensetzung an Mineralien."
- "Schön, wenn mich das Rheuma plagt, dann werde ich mich auch mal hier erholen."
- "Dabei fährst Du sicherlich gut! Doch die Zeit eilt, wir wollen nach Aulowönen - Aulenbach heißt es jetzt - wo der Teufel wohnt."
- "Der Teufel?"
- "Ja, der Teufel, wenn er auch keine Seelen brennt, sondern Ziegel und Dachpfannen oder die für den schweren Boden so nötige Dränagerohre. (Ziegelei Teufel)"
- "Das streckt sich ziehmlich lang, Dein Aulenbach und hat ganz hübsche Hüser."
- "Hier hat sich ein kleines Wirtschaftszentrum für die umliegenden stadtfernen Dörfer entwickelt mit vielklassiger Schule, mehrerem Ärzten, Apotheke, großer Meierei, Mahlmühle und der eben genannten Ziegelei. Die Autowerkstätten nicht zu vergessen!"
- "Jetzt in den Krug (Rautenberg)! Macht einen sauberen Eindruck. Hier wollen wir absprechen."
- Beim guten Tropfen kam man ins Erzählen. In dieser abgelegenen Gegend halten sich Sagen und Geschichten von besonderen Vorkommnissen lange. Gut, daß die Straße nah Grünheide wenig belebt war, und die böse Kreuzung bein Lindenhöhe sich frei zeigte!
- "Nun lassen wir eine Ecke des Kreises liegen, wo gute Pferdezüchter wohnen. Hengstenberg und Roßberg deuten Dir das schon an,"
- "Allerlei Hügel sind hier über das Land verstreut."
- "Wir sind auf dem Moränenzug, der parallel der Inster bis Ober-Eisseln an der Memel ausläuft."
- "Wie sind die Gehöfte hier verstreut."
- "Schatullsiedlung."
- "Was heißt das?"
- "Sie entstanden im 17. Jahrhunder aus urbar gemachtem Wald gegen einen Zins in die landesherrliche Schatulle. Die Forstämter stellten die Verschreibungen aus und die Bauern waren erbfrei."
- "So wohnt jeder immitten seiner Felder. Aber das gibt ja ein ganz wildes Wegenetz!".
- "Nun paß Du lieber auf Deinen Weg auf. Jetzt kommt die Großbahn nach Tilsit! Wir sind in Grünheide. Den hohen Kirchturm habe ich schon lange gesehen ...."
- aus : Rundreise durch den Lankreis Insterburg : Dr. Walter Grunert, Das Ostpreußenblatt, Jahrgang 4 / Folge 22 vom 5. August 1953, Seite 11/12 [1]
Politische Einteilung
Landkreis:
Amtsbezirke:
Datei:Karte Kirchspiel Aulenbach (Aulowönen) Amtsbezirke 1945.pdf
Die preußischen Amtsbezirke fassten mehrere Landgemeinden und Gutsbezirke zur gemeinsamen Verwaltung zusammen (vgl. auch Amt (Preußen)). Mit der Einführung der “Kreisordnung für die sechs östlichen preußischen Provinzen” vom 13. Dezember 1872 zum 1. Januar 1874 wurde die gutsherrliche Polizeigewalt beseitigt. Sie wurde aber nicht auf die Gemeinden oder auf den Kreis übertragen, sondern den neuen Amtsvorstehern anvertraut.
Diese wurden vom Kreistag für ihren Bezirk, den Amtsbezirk gewählt und vom König, später vom Oberpräsidenten und zuletzt vom Regierungspräsidenten ernannt.
Der Amtsbezirk umfasste mehrere Landgemeinden oder Gutsbezirke, während die Stadtgemeinden außerhalb des Bereichs eines Amtsbezirks blieben. Größere Landgemeinden oder Gutsbezirke konnten auch allein für sich einen Amtsbezirk bilden (Eigenamtsbezirk).
Der Amtsvorsteher war die Ortspolizeibehörde.
Er wurde für die Dauer von 6 Jahren gewählt und ernannt. Bei Fehlen geeigneter Kandidaten konnte auch ein Amtsvorsteher für den Bereich eines oder mehrerer benachbarter Amtsbezirke kommissarisch ernannt werden.
In einem Eigenamtsbezirk nahm der Gemeinde- oder Gutsvorsteher die Aufgaben des Amtsvorstehers wahr. Einen bestimmten Amtssitz gab es nicht. Die Geschäfte wurden vom Wohnsitz des Amtsvorstehers aus ehrenamtlich geleitet, so dass dieser Sitz bei der Benennung eines neuen Amtsvorstehers auch örtlich wechseln konnte. So sollte eine sparsame Verwaltung gewährleistet sein und die schwache Finanzkraft der östlichen Kreise Preußens nicht durch eine hauptamtliche Verwaltung überfordert werden. Nach der Revolution wurden 1919/1920 kreisweise ohne Rücksicht auf die jeweilige Amtsdauer in ganz Preußen alle Amtsvorsteher geschlossen neu gewählt. Die Dauer der Wahlperiode war offen, sie sollte gesetzlich neu bestimmt werden. Dazu ist es aber bis 1945 nicht mehr gekommen. Danach wurden die Amtsvorsteher ab 1919 auf unbestimmte Dauer bis zur neuen Wahl oder Ernennung eines Amtsvorstehers ernannt. (Artikel "Amtsbezirk". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.) (31.03.2013)
Innerhalb des Kirchspiel Aulenbach gab es zum 1.1.1945 insgesamt 5 Amtsbezirke, in denen die 28 Gemeinde des Kirchspiel verwaltungstechnisch aufgeteilt waren. Einige der Amtsbezirke umfassten auch Gemeinden von nachbarschaftlichen Kirchspiele :
- Amtsbezirk Franzdorf [2]
- Amtsbezirk Schönwaldau (Budwethen) [3]
- Amtsbezirk Birkenhof (Keppurlauken) [4]
- Amtsbezirk Aulenbach (Aulowönen) [5]
- Amtsbezirk Buchhof (Juckeln) [6]
Gemeinde:
Innerhalb des Kirchspiels gibt es zum 1.9.1939 insgesamt 28 Gemeinden :
- Aulenbach
- Bernhardseck
- Birkenhausen
- Birkenhof
- Buchhof
- Eichhorn
- Ernstwalde
- Gaiden
- Groß Warkau
- Hengstenberg
- Jennen
- Klein Schunkern
- Klingen
- Lindenberg
- Lindenhausen
- Mittel Warkau
- Ossafurt
- Padau
- Schuppinnen
- Staggen
- Steinacker
- Streudorf
- Swainen
- Tannenfelde
- Tobacken
- Waldfrieden
- Wasserlacken
- Wilkental
Ortsnamen
Im Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach gab es 53 alte gültige Ortsnamen, davon gingen durch Umbenennung und Eingemeindung 37 Ortsnamen unter: 1918 und früher: 2 - in 1928: 5 - in 1929: 4 - in 1938: 24 - in 1939: 2. Im April 1939 gab es somit nur noch 36 Ortsnamen - 25 als Gemeindenamen und 11 für Ortsteile dieser Gemeinden.
Kirchliche Zugehörigkeit
Das Kirchspiel Aulowönen
Zugehörigkeit :
- Kirchspiel Aulowönen --> Kirchenkreis Insterburg --> Kirchenprovinz Ostpreußen --> Kirchenbund Evangelische Kircher der altpreußischen Union
Das Kirchspiel Aulowönen wurde im Jahre 1623 gegründet. Die Dotation, das ist die Ausstattung der Pfarrstelle, war außerordentlich gut und daher - da auch Theologen nur Menschen sind - sehr begehrt. Der Evangelische Oberkirchenrat in Berlin hatte sich die Besetzung der Aulowöner Pfarrstelle, eine der besten Ostpreußens, selbst vorbehalten. 311 Morgen Pfarrland, 90 Morgen Pfarrerwitwenland und 70 Morgen für die Präzentorstelle gehörten zur Aulowöner Kirche. Auch um das Brennholz brauchten sich Pfarrer und Präzentor keine Sorgen zu machen. Der Pfarrer erhielt 111, der Präzentor 35 Raummeter Brennholz frei auf den Hof gefahren.
Aus Holz war auch die erste Kirche Aulowönens. Nachdem sie lange Jahre hindurch als Gotteshaus gedient hatte, brannte sie eines Tages ab. Im Jahre 1773 wurde mit sehr starken Mauern die Kirche gebaut, die uns allen noch in Erinnerung ist. Weißgold waren Gestühl und Bänke gestrichen, was dem Kircheninnern ein festliches Gepräge gab.
Ein Bibelbuch aus dem Jahre 1565 mit verbleiten Zinndeckeln und zwei sehr große Leuchter, von Ägidius Stritzel der Aulowönschen Kirchengemeinde verehrt, waren die ältesten Stücke der Kirche.
Die Heizung der Kirche war sehr schlecht. Bei ungünstigem Wind qualmten die Ofen derart, daß der Pfarrer auf der Kanzel vor lauter Qualm und Rauch seine Gemeinde in den Bänken nicht sehen konnte. Glöckner Barkowski hatte dann seine liebe Not, die Ofen zu löschen und den Rauch aus der Kirche zu bringen. Lieber frieren als ersticken.
Um die Kirche herum war der alte Friedhof, auf dem alle Aulowöner begraben wurden. Wohl als Letzter wurde Pfarrer Möller dort beerdigt, der mehr als 40 Jahre in der Gemeinde wirkte, wie auch schon sein Vorgänger über 40 Jahre dort Pfarrer war und auch seine letzte Ruhestatte auf dem Aulowöner Friedhof fand.
Das Pfarrhaus stammte aus dem Jahre 1720. Es umschloß 13 große Zimmer und den Konfirmandensaal. Der Fußboden des letzteren hatte sich in den Jahren vor der Vertreibung derart gesenkt, daß ein Neubau geplant wurde, aber dazu kam es dann. nicht mehr. Mitten in einem vier Morgen großen Obstgarten mit mehreren hundert Obstbäumen und einem fast 100 Meter langen Haselnußgang lag der große Pfarrhof mit einem Teich, einer großen Scheune, geräumigen Stallungen und zahlreichen anderen Nutzräumen. Das Pfarrgehöft machte überhaupt einen großzügigen Eindruck. Es lag dicht an der Kirche gegenüber der Molkerei, an der Straße noch Grünheide.
Zum Kirchspiel gehörten 44 Dörfer oder Gutsbezirke mit 5.800 Seelen, es hatte sieben Bahnhöfe, wurde von vier Chausseen durchkreuzt und hatte nach allen Richtungen hin bis zu den äußersten Dörfern eine Entfernung von 12 bis 15 Kilometern. 50 Friedhöfe lagen im Kirchspiel.
In den Jahren 1709 bis 1710 wütete die große Pest auch in den Dörfern des Aulowöner Kirchspiels. Es gab Dörfer, in denen nicht ein einziger Mensch übrig blieb, so z.B. in Ackmenischken. Da kamen die Salzburger ins Land, König Friedrich Wilhelm I. bot ihnen auch die entvölkerten Ortschaften des Kirchspiels Aulowönen als neue Heimat an. So kam es, daß manche Dörfer ausschließlich von Salzburgern bewohnt waren, wie Rudlauken, Lindicken, Ernstwalde u. a. Die Salzburger Familiennamen blieben bis in unsere Zeit erhalten, da die Besitzungen seit 1732 in den Familien blieben. Zu den bekanntesten dieser Aulowöner Salzburger gehörten: Brommauer, Brandstäter, Drückler, Forstreuter, Haasler, Hunsalz, Spießhöfer, Scharffetter, Wießberger, um nur einige zu nennen.
Salzburger waren außerordentlich tüchtige, fleißige und saubere Landwirte, die sich besonders der Vieh- und Pferdezucht, aber auch des Getreideanbaues annahmen. Sie waren sehr kirchlich. Nicht nur an Festtagen standen Hunderte von Kutschwagen an der Gastwirtschaft Rautenberg, sondern auch sonst gehörte der Gottesdienstbesuch zu den selbstverständlichsten Pflichten der meisten Gemeindemitglieder, ob reich, ob arm, ob jung oder alt.
Im Gemeindekirchenrat wirkten die angesehensten Persönlichkeiten des Kirchspiels mit. So gehörten ihm der bekannte Pferdezüchter Scharffetter, der „Bullenkönig“ Dalheimer, Scharffetter-Ernstwalde, Forstreuter-Lindicken und Lehrer Regge aus Neu Lappönen an. Gern und dankbar gedenke ich der Beschlüsse des Gemeindekirchenrates und der erweiterten Gemeindevertretung zum Wohl des Kirchspiels. Besonders erwähnt sei die große Wohltätigkeit der Gemeindemitglieder. Jährlich wurden mehrere Waggons mit Getreide und Kartoffeln für das Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg abgeschickt. Überhaupt hatten alle Sammlungen immer ein recht hohes Ergebnis, das von der Gebefreudigkeit der Mitglieder des Aulowöner Kirchspiels Zeugnis ablegte. Ich erinnere mich z.B. an eine Sonntagskollekte für die Innere Mission im Jahre 1934, sie erbrachte - nur in der Kirche - 3.570.- RM. Bei jedem Abendmahlsgang wurden immer sehr erhebliche Beträge für das Krüppelheim Angerburg und Carlshof und andere Anstalten gestiftet.
Besonders schwer hatten es die Konfirmanden, die außerhalb Aulowönens wohnten. Zweimal wöchentlich mußten sie zum Unterricht und sonntags zum Kindergottesdienst kommen. Das Sommers wie Winters. Im Jahre 1929 hatten wir einen besonders strengen Winter. Anfang Februar zeigte das Thermometer -42 C. Trotzdem waren noch 40 Kinder zum Kindergottesdienst gekommen. Fast immer waren die Winter bei uns sehr andauernd. So erinnere ich mich, daß ich von Anfang November bis Ostern des nächsten Jahres mit dem Schlitten zu den Außengottesdiensten, zum Besuch meiner Gemeindemitglieder und zu Begräbnissen usw. gefahren bin, sozusagen von der Advents- bis zur Passionszeit. Oft lag der Schnee meterhoch in den Wegen.
An Begräbnissen und an den Hochzeiten nahm fast das ganze Dorf teil. An einem Tage habe ich einmal neun Trauungen hintereinander in der Aulowöner Kirche vorgenommen. Veranstaltungen der kirchlichen Vereine wie Frauenhilfe, Jungmädchen- und Jungmännerverein fanden immer guten Besuch. Auch die weltlichen Vereine wie der große Vaterländische Frauenverein, der Landwirtschaftliche Verein, die Molkereigenossenschaft, der Raiffeisenverein, der Imkerverein unter Lehrer Migge und die Privatschule von Frau Dalheimer hielten immer gute Verbindung zur Kirche. Ebenso war die Zusammenarbeit mit Amtsvorsteher Bleyer und dem damaligen Bürgermeister Flötke ausgezeichnet.
Die alten Kirchenregister, die bis 1716 zurückreichten, boten viel Interessantes aus der Vergangenheit der einzelnen Familien. Leider scheinen die alten Kirchenbücher verlorengegangen zu sein. Alle wertvollen transportablen Gegenstände der Kirche wurden wegen der Kriegsgefahr etwa 1938 in einem Stollen eines Salzbergwerkes in der Rhön auf Anordnung der Behörden „in Sicherheit gebracht“, wo sie verbrannt sein sollen. Soweit etwas über unser unvergeßliches Kirchspiel Aulowönen, mein Gedächtnis mußte dazu herhalten, gedruckte oder auch nur schriftliche Unterlegen fehlen völlig. Es ließe sich noch vieles über das Leben in unserem Kirchspiel berichten doch für heute soll es genug sein.
Aufgeschrieben von Paul Bernecker Superintendent i.R. - vorletzter Pfarrer von Aulenbach (erschienen im Insterburger Brief 14. Jahrgang (1962) S. 174-175)[3]
Evangelische Kirche
Die Kirche soll im Jahr 1610 - 1622 gegründet worden sein, Patron ist der König. 1619 erhielt Pfarrer Joh. Neander vom Kurfürsten Sigismund zu den 4 Widedehufen weitere 3 Hufen Übermaß in Aulowönen, im Salauschen, zuvor war die Urkunde hierfür für den Schulmeister Loth Krause ausgefertigt worden. Die erste Kirche war ein unansehlicher Bau, teilweise aus Ziegelm teils aus Holz.
Ein Bauer, Danny Szaknys (zu Deutsch Daniel Würfel), der im Jahre 1731 im gesegneten Alter von 116 Jahren starb, erzählte, daß er beim Bau der ersten Kirche im Aulowönen, der 1622 gebann und drei Jahre dauerte, zuletzt als Handlanger Ziegel herantrug. Der erste Aulowöner Pfarrer habe ihm in den ersten Jahren seines Dienstes getauft und zwar in der zunächst in Naggen bei Aulowönen auf Pfählen in Form einer Scheune errichteten Notkirche. Die Pest in den Jahren 1653 und 1688 habe in der Gemeinde sehr viele Menschen hingerafft. Noch höhere Opfer gab es in den Jahren 1709/10.
Im Jahre 1709 brannte diese Kirche vollständig ab. In den folgenden 8 Jahren wurde auf den alten Grundmauern ein hölzerner Notbau errichtet. der aber bereits im Jahre 1727 wieder baufällig wurde.
Ein Entwurf des Landbaumeisters Fischer für einen neuen Kirchenbau aus dem Jahre 1727 "zeigte einen geschmackvollen Still bei sparsamsten Mitteln". Nach ihm wurde dann im Jahre 1728 ein einfacher Feldsteinbau mit späterem Holzturm erbaut und 1730 fertiggestellt. Zum Bau dieser Kirche schickte der Amtmann Mühlpfort aus Georgenburg, 10.000 Ziegel, andere Ämter taten ähnliches. In der Kirchenrechnung vom Jahre 1747 heißt es "dem Meister Logien für Reparierung der Bälge an der Orgel 2 Taler, 45 Silbergroschen bezahlt". Zu der Zeit muß in der Kirche somit bereits eine Orgel gewesen sein.
Pfarrer Bernecker nennt für die mit sehr starken Mauern erbaute letzte Kirche das Jahr 1773. Ein abgeputzter Feldsteinbau mit stichbogigen Fenstern, ungefähr 33 m lang, 13 m breit mit einen hölzernen Dachreiter von 1813 mit welscher Haube, welche eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1813 trägt. Ein Eckstein an der Nordseite der Kirche trägt die Jahreszahl 1622. Im Dachreiter hängen zwei Glocken, sie sind 1735 und 1779 gegossen.
Das Innere dieser Kirche ist einfach, der Innenraum hat eine flache niedrige Decke. Die Emporen ziehen sich um das ganze Schiff herum. Der Kanzelaltar entstand zur Zeit des Kirchenbaues. Die Orgel wurde 1859 von Scherweit (Königsberg), erneuert und schließlich 1932 durch einen Neubau mit 20 Register von Furtwängler (Hannover), ersetzt. Gestühl und Bänke sind weiß und gold gestrichen, was dem Inneren ein festliches Gepräge gibt - zwei große Messingleuchter auf dem Altar wurden 1640 von dem damaligen Dorfschulzen Egidius Strützel gestiftet, ein bleiernes Pulpet vom Jahr 1683, ein Bibelbuch aus dem Jahre 1565 mit verbleiten Zinndeckeln, ware kostbare Reliquien der Kirche.
Das Vermieten der Kirchstände und Sitze war wohl immer ein sehr einträgliches Geschäft für die Gemeinde. Eine Liste aus dem Jahr 1799 nennt die Namen derjenigen, die sich so einen Platz in der Kircher erworben haben, fast die Hälfte der dort aufgeführten Namen sind Salzburger Nachkommen.
Im Jahre 1807 verwüsteten die Franzosen Kirche und Pfarrhaus, raubten die Abendmahlsgeräte und verbrannten Kirchenbücher. In der Kirchenrechnung von 1806/07 heißt es dazu : "Da durch die öfteren und mehr als hundertfachen Plünderung, auch durch gewaltiges Erbrechen der Schranken, welche die hiesigen Widdem in 3 Wochen, besonders den 18., 19, und 20. Juny hatte erdulden müssen und wobei Pfarrer an Geld, Silber, Vieh, Pferde, Wagen und Getreide gegen 3000 Reichsthaler wenigsten verlohren hat und unter anderem zwey beutel von 100 Groschen grob Courant und ein beutel wenigstens von 80 Groschen mit Schulgeld verlohren gegangen, so sind wenigsten hundert und achtzig Groschen hier in Rest gebrachtworden".
1925 wurden noch vereinzelt Gottesdienste in litauischer Sprache abgehalten, obwohl weniger als 50 Mitglieder der Gemeinde litauisch als Muttersprache angaben - um 1900 wurde die Pfarre Aulowönen als Muster hingestellt, "wo es möglich war, daß binnen kurzer Zeit aus einer verwahrlosten eine mustergültige Gemeinde entstand". 1932 gehörten der Kirchengemeinde 79 ha Pfarrland, wovon 64 ha verpachtet waren, den Rest bewirtschaftete damals Pfarrer Bernecker, als Verwalter der Kirchengemeinde.
Dass Pfarrhaus stammt aus dem Jahre 1720, es umschloss 13 große Zimmer und den Konfirmandensaal, es lag in einem 4 Morgen großen Obstgarten mit einem Teich, einer großen Scheune und geräumigen Stallungen, sowie zahlreichen anderen Nutzräumen
Dem letzten Gemeinde-Kirchenrat gehörten folgende Personen an :
- Scharfetter (aus Kallwischken)
- Dalheimer (aus Kiaunischken)
- Scharfetter (aus Ernstwalde)
- Forstreuter (aus Lindicken)
- Lehrer Rege (aus neu Lappönen)
Die Pfarrer der Kirche
Johann Neander (1610-1638 ?) - Johann Fuchs( - 1654) - Jacob Albrecht Pusch (1647-1667) - Christoph d.Ä. Voigt (1667-1682) - Christoph d.J. Voigt (1682-1709) - Johann Christoph Voigt (1710-1746) (Chr. Voigt d.Ä. kam aus Norköping in Norwegen nach Aulowönen, ihm folgte sein Sohn der 1709 an der Pest starb, dann dessen Sohn bis 1746, die Pfarrstelle war also 3 Generationen in einer Familie) - Jonas Christoph Pusch (1746-1771), Johan Friedrich Roscius (1772-1808) - Johan Friedrich Hertell (1808-1825 ?) - Ed. Alexander Hundertmark (1841-1845) - Julius Hermann Schulz (1845- ) - August Friedrich Schulz (1853-1882) - Carl Hch. Bernhard Moeller (1882-1919) - Julius Jacob Alexy (1919-1926) - Paul Bernecker (1927-1936), unbesetzt (1937) - Gerhard Matern (1938 - 1944 ?) - 01.01.1945 unbesetzt
(Bilder im "Insterburger Brief" (Jahrgang/Seite) 11/7 "Die Aulowöner Kirche" , 14/176 "Das Dorf mit der Kirche" , 28/144 "Blick ins Dorf mit Kirchturm"
Auflistung der Kirchenbuchbestände der Ev. Kirche Aulenbach (Ostp.) (Aulowöhnen) Evang. Kirchenbücher
Neuapostolische Kirche
Wie aus dem Stempel (rechts) erkennbar gab es in Aulenbach eine neuapostolische Gemeinde.
Der Apostelbezirk Königsberg (Ostpreußen) ist eine ehemalige Gebietskirche der Neuapostolischen Kirche. Ende 1933 hatte er 20.346 Mitglieder; Ende 1934 umfasste er 20.472 Mitglieder.
Der Apostelbezirk Königsberg gliederte sich 1934 in folgende 9 Bezirke: Bezirk Königsperg / Pr. , Bezirk Arys, Bezirk Danzig, Bezirk Deutsch-Eylau, Bezirk Bromberg (Polen), Bezirk Königsberg-Ponarth, Bezirk Eydtkuhnen, Bezirk Prostken, Bezirk Tilsit,
Er löste sich infolge von Flucht und Vertreibung der meisten Mitglieder gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1944 bis 1947 auf. Er umfasste Ostpreußen, die Stadt Danzig (nach 1918 Freie Stadt Danzig), Litauen und Teile Polens (Westpreußen). [7]
Verschiedenes
Das nachfolgende Gedicht wurde nach Ende des 2. Weltkrieges verfasst. Es stammt aus dem Besitz von Siegried Seidler und beschreibt in einem besonderen Maß die Sehnsucht der Vertriebenen und steht exemplarisch alle vertriebenen Einwohner des Kirchspiels Aulenbach (Ostpreussen) :
- Fern der Heimat und als Flüchtling
- in der Fremd irr ich umher
- und die meisten meiner Lieben
- ach, die find ich nimmermehr!
- Dort wo Tannenfelder rauschen
- dort, ja dort bin ich zu Haus,
- wo der Pregel leicht sich schlängelt
- steht mein liebes Elternhaus.
- Alle Lieben, die dort wohnten
- alle sind verstreut im Wind
- keiner weiß wo sie geblieben
- ob sie noch am Leben sind.
- Freudlos ist mein ganzes Leben
- seit ich in der Ferne bin
- keiner kann mich hier verstehen
- fühl's oft, dass ich Flüchtling bin.
- Mürrisch morgens, mürrisch abends
- nicht ein einzig freundlich Wort
- keiner mag den Flüchtling leiden
- jeder wünscht ihn wieder fort.''
- Wer die Heimat nicht verloren
- wem nicht selber Leid geschehn
- kann die Sehnsucht und die Leiden
- eines Flüchtlings nicht verstehn.
- Ach wie gern wär ich geblieben
- mit den Meinen dort zu Haus,
- fände Ruhe dort und Frieden
- braucht nicht in die Welt hinaus.
- Doch das Schicksal wollt es anders
- irr nun in der Welt umher
- finde meine teure Heimat
- und die Lieben nimmermehr.
- Herrgott, du im Himmel droben
- hör mein Bitten und mein Flehn
- laß mich die geliebte Heimal
- doch noch einmal wiedersehn!
- Unbekannter Verfasser, aus dem Nachlass von Ottilie Lisbeth Hedwig Seidler geb. Rautenberg (aus Aulenbach) ca. 1948
Besonderheiten der ostpreußischen Mundart
Datei:Aulenbach (Ostp.) - Woerterbuch ostpreußische Mundart.pdf
Begriffe wie Marjell, Marjellchen und Lorbaß sind weit über die Grenzen Ostpreußens bekannt. Die ostpreußische Mundart hat eine große Anzahl eigener Wortschöpfungen, die jedoch von Region zu Region variierte. So konnte z.B. eine Tasche/ein Beutel oder etwas in der Art je nach Region Pungel, Pacheidel oder Kreppsch heißen. Wie ist es nun zu dieser unterschiedlichen Sprachentwicklung gekommen?
Die eigentliche Sprache der Ostpreußen geht auf den baltischen Stamm der Indogermanen zurück. Die im Laufe der Jahrhunderte aus deutschen und europäischen Ländern eingewanderten Menschen brachten ihre eigenen Mundarten mit. Aus diesen verschiedenen Dialekten hat sich dann die Sprache der Ostpreußen entwickelt, die natürlich durch Wortbildungen der eingewanderten Flamen, Holländer, Salzburger, Litauer, Masuren, Polen und Franzosen durchsetzt ist. An manchen Ausdrücken lassen sich die unterschiedlichen Einflüsse auf die Sprachentwicklung erkennen. So deutet z.B. die Bezeichnung Kruschke auf das polnische kruszke hin, während man bei dem Schimpfwort Kreet an das franz. crétin denkt, wie auch bei Lameng (aus dem Stegreif, aus dem Ärmel schütteln) an das franz. la main.
In der ostpreußischen Mundart nehmen die umlautlosen Verkleinerungen/Diminutive mit der Verkleinerungssilbe -chen einen breiten Raum ein: Marjellchen, (Maus-chen) = Mauschen, ach Gottchen, man langsamchen, du-chen, mein Guterchen. Anstatt des -chens wird häufig auch nur das -che gebraucht; es heißt dann z.B.: Baumche, Frauche, Hundche, Schlubberche. Da der Ostpreuße diese doch so gemütlich klingenden Verkleinerungen liebt, wendet er mitunter sogar die doppelte Verkleinerung an: das kleine Katzchen/Katzche, das kleine Ferkelchen/Ferkelche, das kleine Kalbchen/Kalbche. So kann - wohl nicht gerade zur Freude des Betroffenen - aus einem Mann „das kleine Mannchen/Mannche“ werden. Zur Bildung des Plurals/der Mehrzahl dient übrigens nur die Endsilbe -chens, jetzt aber unter Beachtung der Umlautbildung, also: Häuserchens, Gärtchens, Bäumchens.
Eine Eigenheit der ostpreußischen Mundart ist ohne Zweifel der Gebrauch von „all“, „alle“ „aller“ im Sinne von: a) schon: Er hat sich all die Hörner abgestoßen. Die ersten Zugvögel sind all da. Nuscht (nichts) is nu all. b) aus sein, zu Ende sein: Mit dir ist es gleich aller. Die Milch ist aller. Und beides zusammen klingt dann so: Nun wird der Sommer all bald aller sein. Die Milch ist all aller.
Ein weiteres Merkmal ist das Wörtchen nuscht (nichts): Ich seh nuscht! Nuscht is nu all. Gar nuscht. Die Frage eines Kindes, was es denn zum Mittagessen gebe, wurde spaßeshalber so beantwortet: „Weiße Nuscht mit gelbe Pfotchens.“
Gerne wird ein Satz mit einem „ei“ begonnen: „Ei, was ist denn das?“ „Ei, vielleicht noch e Schlubberche Kaffee?“ „ Ei, wo bist du denn?“ „Ei, wo werd ich denn! "
Auffallend ist auch das alleinstehende „i“, das überwiegend der energischen Verstärkung dient: „ I nich doch!“ „I ja doch!" „Aber i wo nein doch!“ „ Aber i wo werd ich!"
Der Ausruf „Erbarmung“ bedarf wohl ebenfalls einer Erklärung: In der ostpreußischen Mundart kann er viele unterschiedliche Gefühlsregungen des Sprechenden ausdrücken wie Entsetzen, Aufseufzen, Erstaunen, Entzücken. Entscheidend allein ist der Tonfall.
Fast zärtlich klingt das weich gesprochene „sch“, nach dem lang gesprochenen „u“ wie z.B. in: “Pu(h)sche, pu(h)sche, ei, ei“, oder in dem Liederanfang “Su(h)sche, patru(h)sche, was raschelt im Stroh“, oder in dem Spielchen mit kleinen Kindern „Pu(h)schekatzchen, wo warst du denn?“ " Eine Eigenheit vieler Ostpreußen ist die falsche Aussprache von „g“ und „j“ , da sie diese beiden Buchstaben vor den weichen Vokalen „e“ und „i“ vertauschen. So heißt es dann in der Mundart: Gesus anstatt Jesus, geder anstatt jeder, Gerusalem anstatt Jerusalem, a b e r jeboren anstatt geboren, Jeschwür anstatt Geschwür, Jisela anstatt Gisela. Die Volksschullehrer achteten bei den Erstklässlern strikt darauf, diese Eigenheit, die ja von der Mundart auf die für den Schulunterricht vorgeschriebene hochdeutsche Sprache abfärben konnte, gleich von Beginn an auszumerzen.
Der Ausspruch „Mir und mich verwechsle ich nicht, das kommt bei mich nicht vor“ weist auf die oft anzutreffende falsche Anwendung des Dativs und des Akkusativs hin. Doch diese grammatikalische Schwäche findet man ja auch bei anderen Dialekten und mitunter sogar bei der hochdeutschen Sprache. Daher soll zu diesem Thema nur folgende ostpreußische Redensart angeführt werden: „Ich verwechsle zwar mir und mich, aber nicht mein und dein!“ - Und ist letzteres nicht das Wichtigste?
Bei Johann Wolfgang von Goethe heißt es: „Jede Region liebt ihren Dialekt, sei er doch eigentlich das Element, in welchem diese Seele ihren Atem schöpfe.“ Diese Lebensweisheit trifft gewiss auch auf die ostpreußische Mundart zu.
Erkläuterungen und Wörterbuch von Edeltraut Tauchmann, Bischweier, März 2015
Dokumente zu Aulowönen
Orte des Kirchspiel Auluwönen : aus " Der Regierungs-Bezirk-Gumbinnen nach seiner Lage, Begränzung, Größe, Bevölkerung und Eintheilung nebst einem Ortschafts-Verzeichnise und Register, Gumbinnen 1818"
Gedicht : " Fern der Heimat und als Flüchtling" Verfasser unbekannt, aus dem Nachlass von Ottilie Lisbeth Hedwig Seidler geb. Rautenberg, 1948
Bericht : In "Nardrauen" Nr. 46 aus 1936 : Friedrich Gabriel "Schulen und Lehrer im Kirchspiel Aulowönen"
Bewohner
Karten
Weblinks
- Bild Aulowönen/ Aulenbach [8]
Quellen
- ↑ Dr. W. Grunert - "Nadrauer Grabung" (aus: Zeitschrift der Alterstumges. Insterburg Heft 21 1937 und Heft 22 1939); "Geschichte der Besiedlung des Kreises Insterburg" (aus: Die Heimat - Zeitschrift für niederrheinische Heimatpflege, Krefeld 29. Jahrgang 1956 Heft 1-4 sowie "Aulowönen - Aulenbach" (aus : Insterburger Brief 14. Jahrgang (1962) S. 171-173
- ↑ Kurt Henning und Frau Charlotte geb. Zilius, Der Landkreis Insterburg, Ostpreußen - Ein Namenslexikon, ca. 1970
- ↑ Superintendent Paul Bernecker - "Das Kirchspiel" (aus : Insterburger Brief 14. Jahrgang (1962) S. 174-175
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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