Schweinesbein (Familienname)
Herkunft und Bedeutung
Europa > Bundesrepublik Deutschland > Bayern > Regierungsbezirk Schwaben > Landkreis Donau-Ries > Schweinspoint
- AD 1074 erstmals im Herzogtum Schwaben genannt – 1479 Abwanderung nach Franken (Mittelfranken).
Der Familienname SCHWEINESBEIN ist kein Berufsname, wie man heute meinen könnte, sondern der Name eines 950 Jahre alten schwäbisch-fränkischen Geschlechts welches auf den althochdeutschen Flurnamen SUINESBIUNT zurück geht. Später wurde daraus auch der Ortsname Schweinspoint. [1]
- SUINES = Schweines
- BIUNT = eingezäuntes Stück Land, Mhd. →biunde, Ahd. →biunt(a) – Bein – Baind(t) – Point
Point (Toponym) Im baierischer Sprachraum bedeutet →Point, das sich aus dem althochdeutschen Begriff →biunta – später →Beunde herleitet, ein kleines Gütleranwesen oder eine umzäunte Flur im Besitz des Grundherren.
- Fränkisch →boiner (bainer)
Der uralte, seit dem 11. Jahrhundert nachweisbare, Familienname SCHWEINESBEIN zählt zu den ältesten in ganz Bavaria und bedeutet nichts anderes als »Schweinesland«. [2]
Varianten des Namens
- de Suinesbiunt ~1074
- de Swinisbiunt ~1295
- Schweynisbain ~1446
- Schweinesbein ~1560
Geographische Verteilung
Relativ | Absolut |
---|---|
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Bekannte Namensträger
- Leonhard Schweynisbain (1533–1583) Bauer & Müller zu Kronmühle
- Adam Schweinesbein (1594–1656) Wirt & Gastgeber zu Pleinfeld
- Hannß Adam Schweinesbein (1629–1700) Wittum-Köbler zu Indernbuch
- Michael Schweinesbein (1657–1722) Köblergütler zu Indernbuch
- Johann Jacob Schweinesbein (1685–1751) Köblergutsherr zu Indernbuch
- Johann Michael Schweinesbein (1723–1782) Bauer zu Indernbuch
- Georg Philipp Schweinesbein (1753–1809) Halbbauer zu Indernbuch
- Matthias Schweinesbein (1789–1848) Landwirt zu Indernbuch
- Georg Schweinesbein (1831–1931) Ökonom zu Indernbuch →Der 100jährige Altsitzer vom Zahnbauer-Hof. [3]
- Johann Georg Schweinesbein (1882–1967) Schlossermeister & Maschinenbaumeister zu Kiel
- Michael Schweinesbein (1885–1918) Gutsverwalter & Diakon zu Obertheres
- Karl Schweinesbein (1891–?) Müllermeister auf der Unteren Papiermühle zu Treuchtlingen
Sonstige Personen
- Hildegard de Suinesbiunt (16. August 1074 genannt) [4] Nonne im Kloster Heilig Kreuz Donauwörth
- Otto de Suinesbiunt (~1150 und 20. Januar 1193 urkdl.) [5] Lehnsmann [6] zu Schweinspoint & Ahnherr aller Schweinesbein
- Diopuldo de Swininspiunde (1156–1225) Castellan [7] > Heerführer [8] > Ordensbruder [9]
- Otto II. de Swininspiunde (1223 und 1226 urkdl.) [10] Lehnsmann zu Schweinspoint
- Eberhardus Pincerna de Swinisbiunde (1279 bis 1290 urkdl.) [11] Porculator zu Schweinspoint
- Hansen Schenck von Swinisbiunt (23. Februar 1371 urkdl.) [12] Pfleger zu Rain am Lech
- Ludwig Schenck von Schweinespeunt (16. Januar 1423 urkdl.) [13] Verkauft Schweinspoint an Erbmarschall Haupt II. von Pappenheim
- Bertilia Schenckin von Schweinespeunt (1428 genannt) [4] Nonne im Kloster Niederschönenfeld
- Wilhelm Schenck von Schweinespeunt (1432 genannt) [14] Landrichter zu Dachau
- Konrad Schenck von Schweinespeunt (1435 genannt) [4] Landrichter zu Wolfratshausen
Geschichte
Das uralte Geschlecht SCHWEINESBEIN lässt sich seit 1074 in Schwaben / Oberbayern und ab 1479 in Franken (Mittelfranken) nachweisen, aber schon mit den Kelten (740–450 v. Chr.) sind die ersten Vorfahren ins Land des späteren Sualafeldgau gekommen.[15]
Die Familie beschäftigte sich in den dichten Eichenwäldern über der Thonau (Donau) mit der Zähmung und Aufzucht von Wild- oder Wollschweinen woraus sich der Flurname, welchen auch die Familie trägt, erklärt.[16]
Ahnherr aller SCHWEINESBEIN ist der ~1150 [17] und 1193 [18] in Urkunden des Reichsstiftes Kaisheim genannte Otto de Suinesbiunt 7. Herr zu Schweinspoint – einem Lehen der Grafen von Lechsgemünd-Graisbach. (Die gräflichen Ämter hatten die sog. Knollen von Gansheim als Kämmerer, die Ritter von Graisbach und Altisheim als Truchsesse, die Edlen von Schweinspoint als Schenken und die Herren von Meilenhart als Marschälle inne).
1423 verkaufen Ludwig Schenck von Schweinespeunt und seine eheliche Wirtin Katharina Haffenberger ihren Allodialbesitz mit Haus und Hof, sowie den ganzen Ort Schweinspoint an Erbmarschall Haupt II. von Pappenheim. Danach übersiedelt die Familie nach Franken, hierbei geben sie auch noch ihr Adelsprädikat auf und nennen sich ab 1446 SCHWEYNISBAIN.
Drei Generationen später, in Mittelfranken, sitzt die Familie rund 100 Jahre auf der Kronmühle bei Allersberg und im Nachbarort Polsdorf. – Adam Schweinesbein taucht 1618 in einem Gültbuch als Wirt und Gastgeber zu Pleinfeld auf, sein Filius Hannß Adam Schweinesbein wird 1656 der erste Köblergutsherr zu Indernbuch bei Weißenburg in Bayern.
Der Zahnbauer-Hof ist bis heute im Besitz der Familie, auch wenn dort keine Landwirtschaft mehr betrieben wird.
Wie andere namensgebende Geschlechter, haben auch die SCHWEINESBEIN, schon sehr früh eigene Familienzeichen in Gebrauch. So führt die Familie seit dem 12. Jahrhundert, selbstredend, ein scharzes Wildschwein im Schild, Banner, Siegel und Wappen.[19]
Familiensiegel
Wachssiegel
- Rundsiegel mit Namenumschrift (Siegel 3) – im Zentrum, ein nach links schreitendes Wildschwein auf gestrecktem Dreieckschild.
- Orig. Urkunde vom 23. Februar 1371, Bay. Hauptstaatsarchiv München →Sign. Kloster Neuburg a.d. Donau – Benediktinerinnen Urk. 107
Papiersiegel
- Ovales Wappen mit Namenumschrift auf Papier-Quadrat – im Schilde ein Wildschwein, sowie ein zweites Wildschwein auf dem Helm.
- Orig. Urkunde vom 16. Januar 1423, Staatsarchiv Nürnberg →Sign. Herrschaft Pappenheim – Urk. 431 bzw. (1423-1-16)
Stammwappen
Wappen I
- Auf rotem Normannenschild und Banner ein schwarzes keltisches Wildschwein im weißem Kreis.[20]
- AD 1196 in der Bilderchronik Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis, Burgerbibliothek Bern →Codex 120 II
Wappen II
- Im rotem Schilde ein schwarzes Wildschwein, dergleichen auf dem Spangenhelm stehend, Decken schwarz-rot.
- Tafelgemälde der Grafen v. Lechsgemünd-Graisbach, 14. Jh. Reichsstift Kaisheim, heute Stadtmuseum Neuburg a.d. Donau →Graßegger-Sammlung [21]
Wappen III
- Im Schilde ein schwarzes Wildschwein auf rotem Feld – auf dem Spangenhelm mit schwarz-roten Decken, ein Wildschwein stehend.
- Orig. Wappen ~1520 Tempera auf Papier, Stammbaum der Grafen v. Lechsgemünd-Graisbach, Bay. Hauptstaatsarchiv München →PLS 20593
Wappen IV
- Im Schilde ein steigender schwarzer Eber mit seinen Hauer – Gekrönter Stechhelm, der Eber stehend – Decken schwarz-weiß.[22]
- Johann Siebmacher großes und allgem. Wappenbuch -Band 81- abgest. bay. Adel →Seite 61 / Tafel 37
Grundbesitz und Kirchensatz
Schwaben / Oberbayern
Neben dem altem Stammsitz zu Schweinspoint (ca. 1400 m nördlich der Kirche) [23] gehörten noch eine Hofstatt zu Weilheim, ein Hof zu Sehensand, mehrere Güter in Rennertshofen, ein Gut zu Ortlfing, das Trurengut und das Erlingsgut sowie weiterer, anderer Besitz der Familie.
- Kirchensatz (Patronatsrecht) für Schweinspoint (bis 1430), Rohrbach (1416−1479), Trugenhofen und Marxheim.
Aller Grundbesitz und Kirchensatz werden bis 1479 Verkauft, danach Abwanderung nach Franken (Mittelfranken).
Mittelfranken
Von dem großen Mühlenanwesen zu Kronmühle, stand bis in die 1980er Jahre noch das stattliche Wohnhaus. Viele Teiche und der alte Mühlbach zeugen von der langen Vergangenheit als Mühlenbetrieb. – Keinerlei Spuren haben die Höfe im Nachbarort Polsdorf hinterlassen.
Das alte Gasthaus in Pleinfeld konnte nicht mehr gefunden werden, wahrscheinlich ist es beim großen Schwedeneinfall 1632, inmitten des 30-jährigen Krieges,[24] bei dem der halbe Ort Pleinfeld zerstört wurde, mit untergegangen.
In Burgsalach und Indernbuch hingegen finden sich aber noch viele Anwesen im Familienbesitz.
Literaturhinweise
- Das Wappenbuch des Conrad Grünenberg von 1483 © Konstanz 1483 →Seite CXXVIII b
- Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Baiern III © Ulm 1797 im Verlag der Stettinischen Buchhandlung →Seite 324
- Geschichte der Grafen von Lechsmund und Graisbach © München 1813 Hans Adam von Reisach →BSB Seite 28, 38, 42, 48, 93, 103, 137 Zeichn. 25 u. 30
- Landkreis Donauwörth: Werden und Wesen eines Landkreises © München/Aßling 1966 Hoeppner →Seite 39 u. 43
- Die Urkunden des Reichsstiftes Kaisheim 1135–1287 © 1972 Schwäbische Forschungsgemeinschaft Augsburg →Seite 5, 13, 38, 40, 54, 67, 75, 181, 222, 234, 235 <ref>Die Original Urkunden liegen im Staatsarchiv Augsburg → Sign. Reichsstift Kaisheim
- Die Wappen der deutschen Landesfürsten / Johann Siebmacher © 1981 Verlag Bauer & Raspe →Seite 134
- Altdeutsches Namenbuch © 1983 Ernst Wilhelm Förstemann →Seite 475
- Chronik Burgsalach – Indernbuch – Pfraunfeld © 1995 Karl Treiber →Seite 166–386
- dtv-Atlas Namenkunde: Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, © 1998 Konrad Kunze: Auflage 2004, ISBN 3-423-03266-9 →Seite 103
- Kloster Kaisheim: Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte © 1999 Birgitt Maier ISBN 3-922518-25-7 →Seite 351, 366, 408, 409
- Kaisheim – Markt und Kloster © 2001 Werner Schiedermair ISBN 3-933784-83-2 →Seite 51
- Historischer Atlas von Bayern / Donauwörth © 2008 Doris Pfister ISBN 978-3-7696-6855-1 →Seite 134 u. 398
- Historisches Ortsnamenbuch von Bayern / Der ehemalige Landkreis Donauwörth © 2009 Judith Keller ISBN 978-3-7696-6864-3 →Seite 237–239
- Volltextsuche nach Schweinesbein in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Daten aus FOKO
<foko-name>Schweinesbein</foko-name>
Daten aus der Totenzettelsammlung
In unserer Totenzetteldatenbank findet man u. U. auch Einträge zum Familiennamen Schweinesbein.
Daten aus GedBas
Metasuche
zum Familiennamen: Schweinesbein
Karten
BayernAtlas BayernAtlas-noUTM BayernAtlas-oldLayer
Genealogie
- Weitere Daten zum Familiennamen SCHWEINESBEIN
- Archiv der GFF in Nürnberg
- INDEX PERSONARUM – Die GFF-CD zur Personengeschichtsforschung.
Anmerkungen
- ↑ Vor 1870 Schweinespaint > vor 1717 Schweinespeunt > vor 1400 Swinisbiunt > vor 1295 Suinesbiunt
- ↑ dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, Deutscher Taschenbuch Verlag 1998. →Seite 103
- ↑ Chronik Burgsalach, Indernbuch, Pfraunfeld →Seite 166–167
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Kollectaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns →Band 21 / Seite 153 *Siehe dazu auch den Hinweis unten
- ↑ Staatsarchiv Augsburg →Sign. Reichsstift Kaisheim KU 5, 11a
- ↑ Artikel Lehnsmann. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Artikel Rocca d'Arce. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Artikel Heerführer. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Artikel Deutscher Orden. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- ↑ Staatsarchiv Augsburg →Sign. Reichsstift Kaisheim KU 32, 34
- ↑ Staatsarchiv Augsburg →Sign. Reichsstift Kaisheim KU 222, 249, 253, 259, 263, 266, 273, 288, 303
- ↑ Orig. Urkunde →Siegel 3 (Hans der Schenck von Swinisbiunt). In: Monasterium.net Europas virtuellem Urkundenarchiv.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg →Sign. Herrschaft Pappenheim Urk. 431 bzw. (1423-1-16)
- ↑ Johann Siebmacher großes und allgem. Wappenbuch -Band 81- abgest. bay. Adel →Seite 61 / Tafel 37
- ↑ DNA-Genealogie →Untersuchung u. a. bei iGENEA im Jahr 2013.
- ↑ Geschichte Donauwörth und Schweinspoint
- ↑ PDF-Datei Urkunde 5
- ↑ Regestentext Urkunde 11a (vorm. Kaiserselekt Nr. 553)
- ↑ AD 1196 in der Bilderchronik Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis Codex 120 II. →Burgerbibliothek Bern
- ↑ Abbildung aus dem Liber ad honorem Augusti →Liber Diopuld
- ↑ Stadtmuseum Neuburg an der Donau
- ↑ Das v. Rumohr'sche Wappenbuch gibt das Wappen so: im S. ein steigender # Eber mit s. Hauer. Gekr. Helm: der Eber stehend. Decken #.
- ↑ Sonderbriefmarke 150 Jahre Stiftung St. Johannes Schweinspoint (9. September 2010)
- ↑ Artikel Dreißigjähriger Krieg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Hinweis zu Anmerkung 4. →Kollectaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns – Die hier genannten Barbara (1119) und Konrad (1165) gehören zur Familie der Schencken zu Schweinsberg (Hessen). Vgl. Georg Rüxner (Turnierbuch) →Seite LXXV und LXXXII.
Varia
- Laut Genanalyse stammen die SCHWEINESBEIN in Agnatischer Linie vom Urvolk der Kelten ab.
- Die Kronmühle wird im Monumenta Boica Nr. 47 S. 32 (Urbar des Burggrafenthums Nürnberg) erstmals um 1361/64 genannt.
- 1907 ist die Silbermühle als Schneidemühle und mechanische Schafwollspinnerei im Besitz von Michael Schweinesbein.
- Untere Papiermühle zu Treuchtlingen, auch hier sitzt ein Familienzweig des Geschlechts SCHWEINESBEIN →ban Schwainesbain
- In Burglengenfeld (Oberpfalz) gab es die SCHWEINESBEIN Kunstmühle für Spezialmehl.
- Oktober 1999 wurde in Weißenburg in Bayern die SCHWEINESBEIN GmbH Stahlformen- und Werkzeugbau gegründet.
- Der Zahnbauer-Hof zu Indernbuch ist heute Firmensitz der SCHWEINESBEIN Funk- und Kommunikationstechnik.
→ 950 Jahre Familie und Geschlecht SCHWEINESBEIN (1074 – 2024)
Weblinks
- Burg Schweinspoint
- Gemeine Marxheim
- Markt Allersberg
- Markt Pleinfeld
- Gemeinde Burgsalach
- Jura – Anlautertal
- Burg Lechsgemünd PDF-Datei
- Baudenkmäler Marxheim PDF-Datei
- Artikel Diepold von Schweinspeunt. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Artikel Untere Papiermühle (Treuchtlingen). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Familienforscher
Schweinesbein Familienforscher und Autor dieser GenWiki Seite.
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