Gelguhnen
Allgemeine Informationen
Es gab im ehemaligen Landkreis Allenstein in Ostpreußen:
- die Glashütte Gelguhnen und das
- Forstetablissement Gelguhnen
Seit 1945 gehört der Ort zu Polen und heißt auf polnisch Jełguń .
Politische Einteilung
- 1817: Königliche Glashütte im Amt Allenstein, Landkreis Allenstein
- 1857: Glashütte bzw. Königliches Forstetablissement im Landkreis Allenstein
- 1905: Gelguhnen war ein Wohnplatz von Forstgutsbezirk Ramuck.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
- Allenstein (Ev. Kirchspiel)[1]
- und auch luth. Gedwangen (Jedwabno)
- ab 1856 Neu Bartelsdorf (Ev. Kirchspiel) (Gründung erst 1871, eigene Kirchenbücher jedoch schon seit 1856)
vor 1856 Seelesen und Kurken, beide Kr. Osterode. Die Kirchenbücher von Kurken beginnen offiziell 1744 enthalten jedoch nur ganz wenige Einzeleinträge für den Zeitraum vor 1800. Die Kirchenbücher Seelesen enthalten deutlich mehr Einträge mit Bezug auf die Glashütte. Da die Glasmacherfamilien jedoch zu beiden Kirchen gingen, fehlen in Summe Einträge durch die mangelhafte Kirchenbuchführung in Kurken.
Die Einträge mit Bezug auf die Glashütte beginnen 1784 und enden schlagartig Ende 1801, was auf einen Stillstand der Glashütte hinweist. Einige der Gelguhner Glasmacherfamilien gingen dann zur 1802 gegründeten Glashütte Adamsverdruß, etwa 80 km entfernt.
Luth. Kirchspiel Allenstein, gegründet 1793, enthält Einträge mit Bezug auf die Glashütte Gelguhnen, z.B. zwischen 1820 - 1841.
Namen der Glasmacherfamilien u.a. Bader(s), Buchholz, Fick, Gundlach (Gonlach), Halwas (Hallwash), Lange, Lau, Lippert, Milkau, Nasgowitz, Rösler, Stürmer (Stermer), Trojahn (Troian), Wentzel, Zimmermann, Zwingelberg
Katholische Kirchen
Wuttrienen (Kirchspiel)
einige Glasmacher gingen aufgrund der räumlichen Nähe von Gelguhnen auch in das r.k. Kirchspiel Wuttrienen. Insbesondere die später seßhaft gewordenen, ehemaligen Glasmacher werden dann r.k., z.B. die Familie Halwas, polnisch auch Alwas geschrieben.
Kirchenbücher
Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Landkreis Allenstein
Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Osterode
Geschichte
- 1782: lm Dorf Gelguhnen im Ramucker Forst wurden 1782 eine staatliche Pottaschensiederei und eine Glashütte mit Glasschleiferei angelegt.[2]
- 1817: Die Königliche Glashütte im Kirchspiel Wuttrienen sowie im Amt Allenstein hat elf Feuerstellen und 108 Seelen.[3]
- 25.05.1845: Dem herumreisenden Kammerjäger Friedrich Grünholz wird aus dem Gasthause zu Gelguhn ein Pferd gestohlen.[4]
- 07.03.1847: Diebstahl einer Kuh aus dem Stalle vom Glasfabrikanten Manns in der Nacht.
- 1851: In der Glasfabrik wird jemand gesucht, der die schriftlichen Arbeiten und einige Nebentätigkeiten zu besorgen hat. Ferner hat das Glashüttenetablissement für eine Versicherungssumme von 4410 Thalern an Fundationsbeträgen 22 Thlr 1 Sgr und 6 Pf zu zahlen.
- 08.11.1854: Die Losungsscheine der Militärpflichtigen Ferdinand Rogge und Friedrich Piechodtka sind innerhalb von 8 Tagen einzusenden.
- 18.05.1853: Im Ort sind die Varioliden ausgebrochen.
- 12.11.1855: Öffentlicher Lizitationstermin zum Verkauf des zum Theerofen-Etablissement Gelguhnen gehörigen Wohngebäudes abgeschätzt auf 38 Rthlr unter dem Beding des Abbruchs und Planierung der Baustelle.
- 1857: Die Glashütte Gelguhnen hat 254 Einwohner. Besitzer sind Taute et Zimmermann aus Elbing. Ferner hat das Königliche Forst-Etablissement Gelguhnen 10 Einwohner. Förster ist And. Hermanowsky. Beide Ortschaften gehören zum ev. bzw. kath. Kirchspiel Allenstein bzw. Wuttrienen. Poststation ist Passenheim.[5]
- 03.12.1861: Bei der Volkszählung hat die Glashütte Gelguhnen 21 Wohngebäude und 271 Einwohner (163 Protestanten und 108 Katholiken). Alle Einwohner waren deutschsprachig.[6]
- 29.05.1863: Dem Veteranen Christian Trojahn wurde von der Königlichen Regierung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Krieger de 1806/15 eine extraordnaire Unterstützung von 3 Thlr gewährt.
- 14.11.1863: Das typhöse Fieber im Ort ist erloschen.
- 1888 stellt die Glashütte den Betrieb ein
- 01.12.1905: Bei der Volkszählung hat Gelguhnen 2 Wohnhäuser und 8 Einwohner.[7]
Glashütte am Gelguhner See
Im Jahr 1781 wurde die Hütte in Gelguhnen erweitert und 5 Jahre später die Pottaschesiederei modernisiert - Pottasche die durch das Laugen von Holzasche hergestellt wird - ermöglichte die Produktion schwer zu schmelzenden Glases besserer Güte. Die Gelguhner Pottasche wurde ebenfalls in den benachbarten Ortschaften verkauft, da sie gleichfalls zur Herstellung von Seifen, Farben, Bier und anderen Produkte benötigt wurde. Sie wurde nach Osterode, Liebemühl, Marienburg, Lötzen, Wormditt, Elbing und sogar nach Warschau ausgeführt. Nach der ersten Teilung Polens zwangen die preußischen Machtinhaber die Werksleitung den Kontakt mit dem Warschauer [Bürger] "Polubicki" [vermutlich ein Kaufmann] abzubrechen und fortan mit den Kaufmännern aus Graudenz zusammenzuarbeiten.
Im Zeitraum zwischen den Jahren 1770 bis 1788 wuchs die Anzahl der in der Gelguhner Pottaschesiederei beschäftigten Familien von 16 auf 37. Wenn man annimmt, daß eine Familie sich aus nur 5 Personen zusammensetzte (und nicht aus 16 wie bei der Familie Herman), so hätte Gelguhnen bereits zum Ende des 18. Jahrhunderts 200 Einwohner gezählt. Zwei Jahre vor der Übernahme Ermlands durch die Preußen [diese erfolgte 1772/73] waren in der Gelguhner Pottaschesiederei folgende Personen beschäftigt: Jan Brelicki, Wojciech Czecor, Andrzej Dorzekowski, Daniel Draap, Jan Hallwas, Jacek Jablinowski, Jozef Krakowski, Jakub Lach, Jan Lewandowski, Jan Lewieski, Mateusz Malitar, Hop Nickel, Jan Skibski, Wojtek Weglowski, Tomasz Wojciechowski, Walenty Wojciechowski. Ihre Fachgebiete wurden bezeichnet als: Fabrikant, Heizer, Schmelzer, Helfer und Arbeiter.
Walenty Aleksandrowicz hatte nicht die Dokumente aus dem Jahr 1805 bemerkt, die von der damaligen Glashütte sprachen. Der damalige Förster Lindenstaedt bemühte sich seinerzeit, um die Erlaubnis zum Wiederaufbau der zerstörten Wohngebäude zu Dienstwohnungen und Sitz des Forstamtes Neu-Allenstein (das spätere Forstamt Ramuck).
Zur Wende des 18. und 19. Jahrhunderts muss es in der Glashütte am Gelguhner See eine längere Produktionspause gegeben haben, da die Gebäude im Jahr 1805 bereits zerstört waren. Die napoleonischen Kriege führten – indirekt – zu einem (erhöhten) Bedarf an Glas und Glasprodukten. Die Glashütte in Gelguhnen war im Jahr 1817 bereits wieder eingerichtet. Von Ihrer Existenz zeugt eine Notiz/Erwähnung in einem Antrag der von den Bewohnern von Neudorf an die Machtinhaber [wortwörtlich; freie Übersetzung: Gemeindeverwaltung] gestellt wurde. Neudorf wurde im Jahr 1802 auf den Gebieten, die vormals zu der Gemeinde Przykopp [übersetzt: Laufgraben] gehörten gegründet.
Quelle: "Polscy i niepolscy prusacy" von Edward Martuszewski, 1974, Allenstein, mit Bezug auf "Źródła archiwalne do dziejów przemysłu na Warmii w drugiej połowie" XVIII i pierwszej XIX wieku" in "Komunikaty Warmińsko-Mazurskie" Bd.3, 1958, S. 211-224 von Andrzej Aleksandrowicz
Hinweis:
Die Akten der Glashütte, auf die Andrzej Aleksandrowicz in den 1950er Jahren im Staatsarchiv Allenstein zugegriffen hat, sind nicht mehr auffindbar und gelten im Jahr 2013 als verloren. in den 1950er und 60er Jahren wurden die deutschen Altakten ohne Belegnachweis auch zur Mitnahme ausgeliehen. Eine Retoure der verliehenen Akten konnte somit nicht nachgehalten werden.
Ein interessanter Bericht findet sich hier in der Preuß. Allgemeinen, 19.03.1960, Jahrgang 11, Folge 12, auf Seite 11, welcher auf die Glashütten Gelguhnen und nebenher Adamsverdruß, luth. Kirchspiel Friedrichshof, Kr. Ortelsburg und Adlershorst, verm. luth. Kirchspiel Lahna (Totalverlust), Kr. Neidenburg, eingeht
[1]
Ansichten
Friedhof der ehemaligen Glashütte am Gelguhner See mit Gedenkkreuz und Blick auf den Gelguhner See im November 2013
Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
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Fußnoten
- ↑ Stat.-topogr. Adreß-Handbuch von =stpreußen 1857, S. 128
- ↑ HB A-L 36 (2005), S. 47
- ↑ Wald, S. 174
- ↑ AK 1845, S. 121
- ↑ Stat.-topogr. Adreß-Handbuch von Ostpreußen 1857, S. 128
- ↑ Grunenberg, S. 140
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft 1. Gemeindelexikon für Ostpreußen. Berlin, 1907/08. Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V. Nr. 102, Nachdruck Hamburg 2003, Im Selbstverlag des Vereins, S. 9.